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KiKA und Super RTL: Wachsende Konkurrenz, wachsende Zuversicht?

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Seit mehr als einem Jahr mischt der Disney Channel den deutschen Markt für Familien- und Kindersender auf, zudem schielen auch Streaming-Dienste vermehrt auf das junge Publikum. Wie reagieren die 'alten Hasen' Super RTL und KiKA auf die verschärfte Marktsituation?

Als wir vor zwanzig Jahren gestartet sind, gab es gar keinen Kindersender – mittlerweile gibt es vier im Free-TV, dazu Pay-TV-Angebote, Streaming-Dienste, Youtube und vieles mehr. Immer mehr Kinder verfügen über Tablets oder Smartphones und nutzen mobile Dienste. Doch unser Anspruch ist nach wie vor, der größte Anbieter von Bewegtbild-Angeboten für Kinder in Deutschland zu sein.
Claude Schmit, Geschäftsführer Super RTL
Schlachtfeld Kinder- und Familienfernsehen? Es ist ein Leichtes, zu denken, dass bei Super RTL, KiKA und Co. heutzutage ununterbrochen Notzustand herrscht. Schließlich wird nicht nur das Senderumfeld für eben diese Zielgruppe immer größer, die wachsende Sendervielfalt muss auch mit anderen Medien konkurrieren. Ob iPad, Mediathek, Netflix oder eben das klassische, lineare Fernsehen – viel Angebot, aber keine Panikmache. Denn die führenden Köpfe des deutschen Kinderfernsehens geben sich verhältnismäßig gelassen. Zum Exempel: Obwohl der Disney Channel den erfolgreichsten Senderlaunch seiner Generation hinlegte, sehen sich seine Mitbewerber nicht durch den Kanal bedroht.

KiKA-Programmgeschäftsführer Michael Stumpf räumt zwar ein, dass durch den Wechsel des Disney Channels ins Free-TV „Bewegung in den Kinderfernsehmarkt gekommen“ sei, letztlich habe sich der Kanal aber so entwickelt wie prognostiziert. Generell stelle der Disney Channel für Stumpf keinen unmittelbaren Konkurrenten dar: „In der neuen Marktkonstellation mit zwei kleinen und zwei großen Mitbewerbern scheinen in der Tendenz die privaten Sender stärker im direkten Wettbewerb zu stehen.“ Als Begründung gibt Stumpf an: „KiKA ist werbefrei, spiegelt die Erlebniswelt der Kinder wider und genießt das uneingeschränkte Vertrauen der Eltern.“ Dies würden auch die Zahlen belegen: „2014 haben wir auf Basis der drei- bis 13-jährigen Zuschauer in der Zeitschiene von 6 bis 21 Uhr im Vergleich zum Vorjahr nur einen halben Prozentpunkt verloren und waren – wie auch zu Beginn des Jahres 2015 – wiederholt Monatsmarktführer. Auch wenn dies nicht höchste Relevanz hat, freut es uns doch, dass wir so nah an der Jahresmarktführerschaft sind.“

Auch Claude Schmit, Geschäftsführer von Super RTL, steht der durch den Disney Channel bedingten Entwicklung im Familienfernsehen nunmehr gelassen gegenüber. Das Schlimmste habe der Privatsender nämlich bereits hinter sich: „Der größten Herausforderung mussten wir uns bereits vor dem Wechsel des Disney Channel ins Free-TV stellen. Nach der Kündigung der Zulieferungsverträge mit Disney galt es, gut 30 Prozent unseres Daytime-Programms zu ersetzen.“ Schmit führt fort: „Wir haben diese Herausforderung als Chance verstanden und massiv in unser Programm investiert: Mit neuen Eigenproduktionen, dem gezielten Zukauf von hochwertigen internationalen Serien sowie langfristigen Partnerschaften mit großen Studios wie DreamWorks Animation oder Warner.“

Durch eben diese neue Eigenständigkeit, die Super RTL beim Erwerb von Lizenzware sowie bei der Beauftragung neuer Produktionen zeigt, sei der Kanal auch für einen weiteren Konkurrenzkampf gerüstet: Den Wettbewerb mit dem non-linearem Fernsehen. Obwohl Netflix und Co. selbst junge Serienfreunde mit Eigenproduktionen wie «Richie Rich» anzulocken versuchen, erachtet Schmit VoD-Dienste nicht als große Bedrohung. Gemeinhin sei „[d]ie Nutzung des linearen Fernsehens ist in Deutschland nach wie vor ausgesprochen stabil, insbesondere bei Kindern.“ Schon allein daher sei das Geschäftsmodell von Super RTL intakt. Inwieweit Streaming-Dienste kommerziell erfolgreich sein können, müsse laut Schmit erst noch die Zukunft zeigen.

Für den Erfolg von Super RTL sei derweil wichtig, dass der Content stimmt. „Und dank der neuen Unabhängigkeit, die wir durch das Auslaufen der Zulieferverträge mit Disney haben, sehe ich uns da in einer ausgesprochen komfortablen Situation“, so Schmit. „Hinzu kommt, dass wir uns beim Kampf um die TV-Rechte aufgrund unserer hohen Reichweiten sowie langjähriger, vertrauensvoller Geschäftsbeziehungen innerhalb der Produktionslandschaft in einer sehr guten Position befinden.“

Zusätzlich zum Output-Deal mit Dreamworks Animation, der bis ins Jahr 2022 reicht, ist für Super RTL aber vor allem der konstante Ausbau seiner weiteren Geschäftsfelder eine bedeutsame Zukunftssicherung. Schmit erörtert: „Super RTL ist die Lizenzagentur für das Dreamworks-Merchandising in Deutschland, Österreich und der Schweiz, inklusive des Merchandisings für die Spielfilme. Wir betreiben mit scoyo und dem Toggolino Club erfolgreiche Paid-Content-Angebote im Internet und sind immer auf der Suche nach interessanten Geschäftsideen und Beteiligungen.“ Es sei in dieser Hinsicht noch einiges zu erwarten. „Lassen Sie sich überraschen, wir haben noch viele gute Ideen“, kon­s­ta­tie­rt der Geschäftsführer des bald 20 Jahre alten Senders.

Erfolg mit pädagogisch wertvollen Themen

Laut Michael Stumpf war der KiKA-Themenschwerpunkt 'Respekt für meine Rechte!' durchweg erfolgreich. Vor allem die Formate in der „KiKA-Primetime“ um 19:25 Uhr hätten in der Senderzielgruppe großen Anklang gefunden. Und auch bei den Erwachsenen kamen die Sonderprogramme an: „Erst im Februar sind wir für unser Engagement vom Didacta Verband als 'Bildungsbotschafter 2015' ausgezeichnet worden“, so Stumpf. Diese Bestätigung sei für den KiKA ein Ansporn, auf solchem Wege weiterzumachen: „2015 wollen wir uns dem Thema 'Kinderarmut in Deutschland' widmen und fragen, wie und unter welchen Umständen Kinder in unserer Gesellschaft heute leben.“
Beim KiKA derweil betrachtet man sich vor allem aufgrund des aus eigenem Hause stammenden Contents langfristig für den Wettstreit mit Streaming-Diensten gewappnet: „Ein Großteil unseres Programms besteht bereits aus Original Content, der von ARD, ZDF und KiKA produziert wird. Diese Inhalte sind in weiten Teilen Eigenentwicklungen, die es so nur im öffentlich-rechtlichen Kinderfernsehen zu sehen gibt.“ Geänderten Seh- und Nutzungsgewohnheiten trage man laut Stumpf „mit einem kostenfreien HbbTV-Angebot“ sowie der Mediathek auf kika.de Rechung. „Außerdem haben wir im Blick, wo und in welcher Form wir mit unseren Inhalten im Netz vertreten sind“, so der Programmgeschäftsführer, der es sich nach eigener Aussage auch zur Aufgabe gemacht hat, kontinuierlich zu verfolgen, wie der KiKA „Fernseh-Rituale behutsam und zeitgemäß überarbeiten“ kann. Daher sei eine engere Verzahnung der TV-Inhalte mit dem Online-Angebot geplant. Somit sollen „Themen und kreative Inhalte aus dem Netz in crossmediale Programmformate einfließen können“.

Doch auch auf anderem Wege hat die wachsende Medienvielfalt Einfluss auf den KiKA. Noch diesen Sommer wird ein neues Magazin im öffentlich-rechtlichen Sender starten, das seinen Fokus darauf legt, Medienkompetenz zu vermitteln und zu erklären, durch welche Mechanismen Medien funktionieren. Stumpf erläutert die Beweggründe hinter diesem neuen Format: „Wir sehen es als unsere Aufgabe, Orientierungshilfen anzubieten, die Kinder dazu ermutigen, eine eigene Haltung zu entwickeln.“ Deshalb möchte der KiKA „zukünftig den direkten Dialog mit Eltern und Pädagogen“ verstärken. Teil dieses Dialogs solle schon bald ein KiKA-Blog für Erwachsene sein.

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