Filmfacts «Home – Ein smektakulärer Trip»
- Regie: Tim Johnson
- Produktion: Chris Jenkins, Suzanne Buirgy
- Drehbuch: Tom J. Astle, Matt Ember
- Basierend auf: "The True Meaning of Smekday" von Adam Rex
- Musik: Lorne Balfe
- Schnitt: Jessica Ambinder-Rojas, Alexander Berner
- Laufzeit: 94 Minuten
- FSK: ab 0 Jahren
Obwohl das Studio mit den charakterorientierteren Werken «Kung Fu Panda» und «Drachenzähmen leicht gemacht» zwischenzeitlich eine neue Reife bewies, führte zuletzt eine lange Reihe an wirtschaftlichen Enttäuschungen sowie finanziellen Fehlentscheidungen dazu, dass die Zukunft des Unternehmens am seidenen Faden hängt. Der Studio-Hauptsitz musste vermietet werden, zudem wurden diverse geplante Filme abgeschrieben – selbst wenn DreamWorks Animation noch mehrere Jahre im Voraus plant, zählt nunmehr jeder einzelne Dollar. Traurig, aber nicht schockierend. Denn in jüngster Vergangenheit verlor das Studio seinen so typischen Biss. Abgesehen von solch dramatischen Ausnahmefilmen wie «Drachenzähmen leicht gemacht 2» bringt DreamWorks Animation mittlerweile bevorzugt seichte Komödienkost in die Kinos. Flott und trendy genug, um weiterhin frech und wild vermarktet werden zu können, aber letztlich so zurückhaltend und dramaturgisch zahnlos, um möglichst niemanden zu verschrecken. Nach «Die Croods», «Turbo – Kleine Schnecke, großer Traum» und «Die Abenteuer von Mr. Peabody & Sherman», die von variierender Qualität waren, setzt «Home – Ein smektakulärer Trip» diese Reihe nun zu äußerst bedauerlichem Ergebnis fort.
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Auf dem Papier hat «Home – Ein smektakulärer Trip» durchaus Potential für einen ebenso spannenden wie humorvollen Film. Und tatsächlich basiert die Produktion auf einem Kinder- und Jugendroman, dem sehr positive Kritiken zuteil wurden. Bedauerlicherweise lassen das Drehbuch von Tom J. Astle und Matt Ember sowie die Inszenierung keinerlei dramaturgische Fallhöhe aufkommen: Nach der glimpflich ablaufenden Invasion tritt die konventionelle Geschichte jedes Mal auf die Bremse, sobald Spannung entstehen könnte. Missverständnisse zwischen den Hauptfiguren werden rasch aufgelöst, das Wohlergehen von Tips Mutter wird wiederholt vorgeführt und auch der Zorn der anderen Boovs gegenüber Oh nimmt niemals bedrohliche Züge an.
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Dass sich «Home – Ein smektakulärer Trip» jedoch „nur“ im unteren Drittel des DreamWorks-Pantheons ansiedelt, statt sich schnurstraks die rote Laterne zu schnappen, liegt nahezu ausschließlich an der charakterlichen sowie visuellen Darstellung der starrköpfigen und dauerängstlichen Außerirdischen. Obwohl die Konstellation einer uniform denkenden Figurengruppe, aus der ein liebenswerter Querdenker heraussticht, vom Trickstudio mit dem Halbmond bereits völlig durchgekaut wurde, haben diese Aliens etwas Reizendes an sich. Dass die Boovs sowohl strebsam und spaßbefreit als auch extrem feige und kindlich sind, macht sie im großen DreamWorks-Figurenfundus einzigartig und zudem zu atypischen Sympathieträgern. Ihre geballte Ignoranz gegenüber menschlichem Verhalten und irdischer Kultur sorgt darüber hinaus zu einigen wenigen, aber stets treffsicheren, zudem die Altersgrenzen sprengenden Gags.
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Der insgesamt wie ein Fließbandprodukt wirkende Streifen fällt allein in einem Aspekt völlig aus dem Rahmen: Der Soundtrack ist mit tanzbarem Elektro-Pop bestückt, vornehmlich mit Stücken der im englischsprachigen Original die Figur der Tip sprechenden Chartstürmerin Rihanna. Darüber hinaus imitiert Komponist Lorne Balfe mehrmals den Klang typischer Rihanna-Nummern. Diese Klangkulisse verortet «Home – Ein smektakulärer Trip» zwar mit Nachdruck im Heute, allerdings erstickt sie die wenigen gehühlvollen Momente des Films in tonal unpassender, charttauglicher Musik. Es ist zwar nicht so, dass Oh, Tip und Co. je auch nur im Ansatz die Emotionalität eines «Drachenzähmen leicht gemacht» anstreben, trotzdem hätte Tim Johnson nicht sämtlichen Anflüge von Gefühlen demontieren müssen.
Wer sich trotzdem auf den, hierzulande unter anderem von Bastian Pastewka und Uwe Ochsenknecht gekonnt synchronisierten, smektakulären Trip einlassen möchte, darf übrigens ohne Bedenken den 3D-Aufpreis zahlen. Denn die Tiefenwirkung ist dermaßen beeindruckend, dass sie fast im Alleingang rechtfertigt, «Home – Ein smektakulärer Trip» im Kino zu sehen. Generell gesprochen hat diese DreamWorks-Produktion aber nur die Qualität einer ganz netten DVD-Produktion.
«Home – Ein smektakulärer Trip» ist ab dem 26. März 2015 in zahlreichen deutschen Kinos zu sehen – in 2D sowie in 3D.