Das Konzept der Show
In sieben Themen-Wochen, wie Burger, Asia-Food, Würste etc., stellen jeweils vier Startup-Teams den Food-Profis ihre innovative Restaurant-Idee vor. Nach dem Pitch bieten die Investoren zwei Bewerbern die Chance, innerhalb von 48 Stunden zeitgleich ein Pop-Up-Restaurant zu eröffnen. Die beiden Kandidaten-Teams bekommen jeweils einen Schlüssel für zwei leerstehende Restaurants in Berlin, aus dem sie ihr Pop-Up-Restaurant zaubern müssen. An Tag drei wird eröffnet. Es ist der Tag, an dem sie den Food-Profis und Restaurant-Gästen beweisen müssen, dass sich die Investition in ihr Konzept lohnt.Quelle: kabel eins
Das Konzept von «Restaurant Startup» baut auf dem Traum der Burger-Junkies auf: Sie alle erhalten die Möglichkeit, ihr Konzept im TV zu präsentieren und zu zeigen, dass sie ein Restaurant führen können. Der Lohn des erfolgreichsten Teams: eine Anschubfinanzierung in fünf- oder sechsstelliger Höhe. Überzeugen müssen sie Torsten Petersen und Carsten Gerlach, zwei erfahrene Manager aus der Food-Branche und Köpfe des kabel-eins-Formats. Zu Beginn spielen sie, wenn man so will, die beiden Bohlens: Die vier Teams dürfen sich in einem kleinen Studio mit ihrer Marke, ihrem Konzept und ihren Zukunftsplänen vorstellen – sprich: sie "pitchen" ihre Idee. Auch eine erste Verköstigung der Produkte findet statt. Und es wird bereits knapp über Finanzen gesprochen: Wie viel Umsatz machen die Unternehmen bislang, welche Marge fahren sie ein? Mit wie viel Startkapital kalkulieren sie?
Schnell müssen sich die Manager entscheiden, denn nur zwei der vier Teams werden im Rest der Show weiterkämpfen. Die erste Casting-Phase gestaltet sich für den Zuschauer recht zäh, zu wenig Persönlichkeit und zu viele Informations-Versatzstücke werden vermittelt. Ein bekanntes Stilmittel des Reality- und Casting-Fernsehens findet leider auch in «Restaurant Startup» Einzug: der völlig unnötige, künstliche Spannungsaufbau vor vermeintlich wichtigen Entscheidungen. Die zahlreichen Closeup-Einstellungen und schnellen Schnitte, die hinausgezögerten Dialoge und die übertrieben apokalyptische Sounduntermalung nerven. Außerdem steht eine solche Montagearbeit gerade hier im Gegensatz zu einem der zentralen Themen dieser Show. Denn es geht für die Unternehmen auch darum, mit seinem hochwertigen Essen ein gutes, ausgeglichenes Lebensgefühl zu verkaufen. Dies gilt insbesondere im zweiten Teil der Show, als die beiden übriggebliebenen Teams ums Geld kämpfen: Eines produziert Premium-Burger mit ausschließlich regionalen Zutaten und ausgefallenen Variationen, das andere mit rein veganer Küche, die zeigt, dass Fast Food auch ganz ohne tierische Produkte lecker schmeckt. Kurz: Es geht um den generellen Trend nachhaltigeren Genusses – Stichwort bio, regional, Streetfood, vegan. Dass «Restaurant Startup» diese gesellschaftliche Thema aufgreift, macht die Show umso interessanter. Und macht umso mehr Appetit!
Das Problem des künstlichen Spannungsaufbaus und des Schnitts zieht sich leider weiter durch die gesamte Sendezeit, auch wenn es nach der ersten Casting-Phase insgesamt deutlich abwechslungsreicher zugeht: Die übriggebliebenen Teams müssen nun beweisen, dass sie nicht nur Food-Truck, sondern auch Restaurant „können“. Sie erhalten ein kleines Startkapital, um innerhalb weniger Tage angemietete Gastro-Räume zu einem eigenen provisorischen Restaurant umzufunktionieren. Unterstützung erhalten sie dabei von Designern und Grafikern, die den Innenräumen und Firmenlogos Leben einhauchen. Schließlich geht es ums Ganze: Im Restaurantalltag wollen die Teams unter realen Bedingungen zeigen, dass sie dem Stress gewachsen sind und organisieren können. Auch die Investoren Petersen und Gerlach lassen sich wieder blicken: Sie beobachten Abläufe in der Küche und testen Speisen. Es ist der spannendste, weil interessanteste Part des kabel-eins-Formats. Viel passiert, manches geht schief, es wird laut und es fließt Schweiß. War vorher nur alles graue Theorie, ist nun Praxisarbeit gefragt. Leider ist das Highlight von «Restaurant Startup» auch sein größtes Problem: Denn der Restaurantalltag nimmt nur rund zehn Minuten der rund zweistündigen Sendung ein. So geht viel Unterhaltung verloren, insbesondere deshalb, weil der erste Casting-Abschnitt im Studio deutlich verkürzt – oder auch ganz gestrichen – werden könnte und generell zu lang geraten war.
Ein böses Erwachen hat man zudem am Ende der ersten Folge, als die Manager darüber beraten, welchem Team sie ein Finanzierungsangebot machen. Zwar fällt innerhalb von «Restaurant Startup» noch eine Entscheidung, jedoch wird der Zuschauer dazu angehalten, das anschließend gesendete «K1 Magazin» anzuschauen. Dort präsentiert der Highlight-Bericht nochmalige Verhandlungen der beiden Parteien mit ganz anderem Ausgang – ein zugegeben dreistes Mittel, um Zuschauer beim Sender zu halten. Insbesondere dann, wenn die dort gezeigten Entwicklungen von solch zentraler Bedeutung für die erzählte Geschichte des Gewinnerteams sind, dass sie eigentlich direkt in «Restaurant Startup» hätten gezeigt werden müssen. Es ist ein wenig so, als hätten Sonja und Daniel am Ende der aktuellen Dschungelcamp-Folge denjenigen Kandidaten bekannt gegeben, der das Camp verlassen muss – nur um im anschließenden Magazin «Extra» bei Birgit Schrowange bekannt zu geben, dass die Entscheidung doch anders ausfiel.
Davon abgesehen macht «Restaurant Startup» in Teilen viel Spaß. Gutes Essen liegt im Trend, und engagierten Menschen dabei zuzusehen, wie sie in dieser Branche Fuß fassen wollen, ist nicht die schlechteste Fernsehunterhaltung. Ihre Geschichten sind die Würze, von denen die kabel-eins-Sendung lebt. Die beiden Food-Manager Petersen und Gerlach sind sympathisch und bestimmt, sie geben dem Format Charakter. Den übertriebenen Schnitt, die irritierende Musikuntermalung und den künstlichen Spannungsaufbau kann sich der Zuschauer leider nicht wegdenken. Hunger auf einen guten Burger macht «Restaurant Startup» trotzdem.
Es gibt 1 Kommentar zum Artikel
01.04.2015 00:28 Uhr 1
Die Inszenierung fand ich auch too much.