Filmfacts «Die Coopers - Schlimmer geht immer»
- Regie: Miguel Arteta
- Produktion: Shawn Levy, Dan Levine, Lisa Henson
- Drehbuch: Rob Lieber, basierend auf dem Kinderbuch von Judith Viorst
- und Ray Cruz
- Darsteller: Steve Carell, Jennifer Garner, Ed Oxenbould, Dylan Minnette, Kerris Dorsey, Donald Glover
- Musik: Christophe Beck
- Kamera: Terry Stacey
- Schnitt: Pamela Martin
- Laufzeit: 81 Minuten
- FSK: ab 0 Jahren
Wann immer Disney entgegen der gegenwärtigen Konzernpolitik sehr wohl eine kleine familienorientierte Komödie in die Lichtspielhäuser entlässt, gebührt ihr schon allein wegen ihrer Außenseiterposition innerhalb des Studio-Outputs Aufmerksamkeit. Was hat «Die Coopers – Schlimmer geht immer» an sich, dass dieser Film zwischen Effektspektakeln und pompösen Märchen ebenfalls grünes Licht erhielt? Die Antwort liegt wohl eher in der Produktionsgeschichte verortet, denn im eigentlichen Material dieser Komödie:
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Für Disney war «Die Coopers – Schlimmer geht immer» etwas, das sich als „Rubbellosinvestition“ bezeichnen lässt: Geringe Kosten (ein Budget von 28 Mio. Dollar ist für Disney ein Klacks), geringe Risiken, geringe Mühen (ein Skriptentwurf und ein namhafter Darsteller waren ja bereits vorhanden). Entweder trifft der Film einen Nerv beim Publikum oder nicht. Dann wird er halt in Fernsehdauerrotation gesteckt, bis sich die Investition irgendwann bezahlt gemacht hat.
Die gute Nachricht fürs Kinopublikum: Die hinter den Disney-Kulissen präsente Beiläufigkeit, mit der «Die Coopers – Schlimmer geht immer» umgesetzt wurde, ist im Film selbst nicht zu spüren. Immerhin blieb Autor Rob Lieber, der diese Kinderbuchadaption erst ins Rollen brachte, bis zum Schluss mit an Bord. Und auch das vollständige Ensemble wirkt so, als wäre es mit großem Vergnügen bei der Sache. Die schlechte Nachricht: Trotzdem ist «Die Coopers – Schlimmer geht immer» kein moderner Disney-Komödienklassiker geworden – dafür versagen einfach zu viele Gags dieser zwar gutmütigen, jedoch zu laschen Erzählung.
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Der Kinofilm deckt somit wesentlich mehr Missgeschicke ab als das 32-seitige Kinderbuch, dessen ungeachtet hat dieser Kinofilm gerade einmal so viel Plot zu bieten wie eine durchschnittliche Folge einer Familiensitcom. Langeweile kommt zwar nicht auf, weil die Darsteller zu energisch sind und das Drehbuch die Pechsträhne der Coopers bis zum Äußersten ausquetscht, statt schlicht minutenlang nur noch auf der Stelle zu treten. Trotzdem ist der Komödie ihre schmale Handlungsdichte anzumerken: Kinoformat hat die Story nicht, und dass die 'Sh*t happens'-Moral explizit in aller Breite ausgewälzt wird, schmälert die Leinwandtauglichkeit des Skripts ungemein. Es gibt unzählige Disney-Filme, die es den jüngsten Publikumsmitgliedern zutrauen, die Essenz des Geschehens ohne schalen Monolog zu verstehen – dass gerade so eine simple Story wie diese anders vorgeht, sorgt bedauerlicherweise für einige Durchhänger. Ältere Kinogänger könnten diese Momente als lästig empfinden, während die Jüngeren einen unnötigen Tempoverlust auszuhalten haben.
Ähnliches gilt für die diversen Gags, die ins Leere laufen. So blickt ein auf der Rückbank sitzender Alexander in den ersten Filmminuten entnervt durch die Gegend, während seine Schwester und seine Mutter vorne im Auto mit dem Radio mitsingen. Sie singen nicht schief, sie singen keinen besonders peinlichen Song, sie blamieren sich auch nicht vor anderen Personen. Dennoch lässt Regisseur Miguel Arteta diesen Moment ruhen, als wäre er der totale Brüller. Später bekommt Alexander wieder von seinem Lehrer ein Meerschweinchen in die Hand gedrückt, das er übers Wochenende pflegen soll – woraufhin nichts aus dieser zusätzlichen Last, die Alexander stören könnte, gemacht wird. Solche Nullnummern wiederholen sich. Zwar nicht in hoher Frequenz, auffällig sind sie dennoch.
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Diese und weitere lichten Momente, zu denen unter anderem der knappe Auftritt von «Community»-Fanliebling Donald Glover zählt, reichen zwar nicht aus, um «Die Coopers – Schlimmer geht immer» zu einem der besseren Disney-Miniprojekte zu küren. Aber sie bewahren die Komödie locker davor, eine weitere tumbe, charakterlose Fließband-Kinderproduktionen zu werden. Der erfreulichste Aspekt an dieser losen Buchadaption ist trotzdem auf der Businessseite anzutreffen: Das «Coopers»-Rubbellos machte sich für Disney wahrlich bezahlt. Bislang spielte die Komödie über 100 Millionen Dollar an den Kinokassen ein – und dürfte somit garantieren, dass der so sehr auf Blockbuster fixierte Disney-Konzern die Verwirklichung charismatischer, kleiner Filme in naher Zukunft nicht völlig aufgeben wird. Schöne Sache.
«Die Coopers – Schlimmer geht immer» ist ab dem 9. April 2015 in ausgewählten deutschen Kinos zu sehen.