Das "Rauchfrei Siegel"
Mit dem „Rauchfrei Siegel“ motiviert das Aktionsbündnis Nichtrauchen TV- und Film-Produzenten, sich aktiv für eine rauchfreie Gesellschaft einzusetzen. Das begehrte Siegel zeichnet Produktionen aus, in denen auf rauchende Charaktere verzichtet wird oder in denen Raucher – wenn aus dramaturgischen Gründen dringend notwendig – nicht als Identifikationsfiguren dargestellt werden. 2002 an die Daily «Gute Zeiten, schlechte Zeiten» verliehen. Ein Jahr später ging das Siegel an den «Marienhof». Es folgten Auszeichnungen für «SOKO Leipzig», «Wilsberg», den TV-Film «Charlotte und ihre Männer», «Sturm der Liebe», «Unter Uns», «Schloss Einstein», «Die Pfefferkörner» und «In aller Freundschaft».Eigentlich nämlich sind die Glimmstängel im deutschen Fernsehen auf dem Rückzug. Macher von Reality-Formaten, etwa bei «Germany’s Next Topmodel», versuchen zu vermeiden, rauchende Mädels zu zeigen. So werden Raucher also nicht nur im wahren Leben vor die Türen der Kneipen geschickt, sondern auch im Fernsehen möglichst gut ausgeblendet – zumindest bis jetzt. In den vergangenen Monaten war in verschiedenen Filmen ein leichter Wandel zu erkennen. So hatte am Sonntag im neuen Franken-«Tatort» Kommissar Fleischer in einer Szene ohne erkennbaren Grund und Geschichte den Rest einer Kippe zwischen den Fingern eingeklemmt.
- © MDR/Edith Held
Neun Kippen in 60 Minuten - das ist «Zorn» am Donnerstag. Der Tabakindustrie dürfte das gefallen.
Geht es nach Programmdirektor Volker Herres, soll dies eigentlich nicht so sein. Im Gespräch mit Quotenmeter.de sagte der Verantwortliche des Ersten Deutschen Fernsehens: „Tabakkonsum wird in fiktionalen Sendungen in der Regel nur gezeigt, wenn er dramaturgisch begründet ist. Die für ihre realistischen Milieuschilderungen bekannten Fernsehfilme können daher Szenen enthalten, in denen geraucht wird. Diese sind jedoch so gestaltet, dass sie keinesfalls Kinder und Jugendliche zur Nachahmung anregen.“ Das ist durchaus wichtig - und auch ein Grund, warum sämtliche Daily Soaps zu 99 Prozent rauchfrei sind. Im Falle von «Zorn» verhält sich das (leider) anders. Die Kippen sind hier ein Sinnbild für eine Art „Ist-mir-doch-egal-was-du-von-mir-denkst“-Mentalität, die gerade Minderjährigen durchaus gefallen könnte.
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Tabakkonsum wird in fiktionalen Sendungen in der Regel nur gezeigt, wenn er dramaturgisch begründet ist. Die für ihre realistischen Milieuschilderungen bekannten Fernsehfilme können daher Szenen enthalten, in denen geraucht wird.
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Volker Herres, Programmdirektor Erstes Deutsches Fernsehen.
Die Einstellung bestätigt auch Fernsehproduzentin Annette Reeker von all-in-production GmbH, die für das Zweite unter anderem die Taunus-Krimireihe umsetzt (die Arbeiten für Fall sechs laufen seit dieser Woche). Rauchen gelte inzwischen eher als Schwäche und sei in Filmen eigentlich nicht mehr so angesagt. Ausnahmen aber würden diese Regel bestätigen – denn neben «Zorn» wird auch in anderen Formaten munter gequalmt. Reeker dreht derzeit noch die internationale Krimiserie «Cape Town – Mat Joubert» in Südafrika. Das Format basiert auf dem internationalen Bestseller-Roman „Dead before Dying“ von Deon Meyer – und darin ist die Hauptfigur drauf und dran „sich gesundheitlich zu ruinieren. Er ist Kettenraucher“, berichtet Reeker von dem Stoff, der derzeit als Pre-Sale auf der MIPTV angeboten wird. Anders als in «Zorn» haben die Macher hier im Verlauf der sechs Episoden aber den Zeigefinger. „Erst im Laufe der sechs Folgen kann er sich, in dem er das Verbrechen an seiner Frau aufklärt, um seine eigene Gesundheit kümmern und das Rauchen aufgeben. Das heißt, manchmal ist Rauchen mehr als eine Attitüde. Manchmal ist es Teil einer Geschichte“, sagt Reeker.
Ein generelles Rauchverbot im Fernsehen also wollen die Fiction-Produzenten nicht. Michael Souvignier, dessen Drama «Starfighter» auf einen neuen Sendeplatz bei RTL wartet, weiß, dass Rauchen in vielen Filmen, die im Hier und Jetzt spielen, vermieden wird. „In unseren historischen Filmen – aktuell «Starfighter» und «Anne Frank» – wird natürlich geraucht. So war das damals;“ meint er. Und auch seine Kollegen machen sich dafür stark, dass rauchende TV-Charaktere nicht zum Tabubruch werden dürfen. So sagt Andre Zoch (H&V Entertainment GmbH), dessen Regionalkrimi «Harter Brocken» von über sieben Millionen Menschen gesehen wurde: „Wenn im Film getrunken wird, wird meist auch geraucht, wie im Leben. Das sollte man darstellen dürfen ohne es als Vorbildfunktion verstanden zu wissen.“ Seine Hauptfigur, gespielt von Aljoscha Stadelmann, habe bisher aber noch nicht rauchen müssen.
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Alles was der Geschichte und den Charakteren dient, muss erlaubt sein. Wäre ja auch schwierig wenn Walter White nicht Meth, sondern veganes Essen herstellt
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TV-Produzent Quirin Berg
Versichert wurde von den Programmverantwortlichen aber auch, sich der großen Verantwortung bei diesem Thema bewusst zu sein. Das Erste-Programmchef Volker Herres: „Daher bringen die Gesundheits- und Verbrauchersendungen regelmäßig Beiträge, die auf die Risiken des Nikotinmissbrauchs hinweisen und Hilfestellung zur Entwöhnung geben. Auch in anderen Formaten werden die gesundheitlichen Risiken des Rauchens immer wieder thematisiert.“
Und dann wird doch wohl auch Herr Zorn bei schwierigen Ermittlungen mal eine halbe Schachtel in einer Stunde wegquarzen dürfen, oder?
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