Die Kritiker

«Tatort – Dicker als Wasser»

von

Armin Rohde rettet einen soliden, aber austauschbaren «Tatort» aus Köln vor der Belanglosigkeit.

Cast und Crew

  • Regie: Kaspar Heidelbach
  • Darsteller: Klaus J. Behrendt, Dietmar Bär, Armin Rohde, Alice Dwyer, Ludwig Trepte, Patrick Abozen, Jochen Nickel, Joe Bausch
  • Drehbuch: Norbert Ehry
  • Kamera: Achim Poulheim
  • Musik: Arno Steffen
Mord in der Kölner Kneipenszene. Wirt Olli Mohren wird tot auf dem Parkplatz vor seinem Club entdeckt, woraufhin Schenk (Klau J. Behrendt) und Ballauf (Dietmar Bär) die Ermittlungen aufnehmen und alsbald ein Liebesdreieck aufdecken: Der Tote und sein enger Freund Erik Trimborn (Ludwig Trepte) lagen sich in den Haaren, weil sie beide der hübschen Laura (Alice Dwyer) verfielen … Als die Polizisten jedoch Eriks Vater Ralf (Armin Rohde) begegnen, haben sie einen neuen Hauptverdächtigen: Der ständig am Hungertuch leidende, verurteilte Gewalttäter hat einen furchteinflößenden Ruf und verhält sich im Gespräch mit den Ermittlern absonderlich …

Kaspar Heidelbach ist beim Kölner «Tatort» ein Regie-Routinier: Er inszenierte den ersten Fall des Duos Schenk/Ballauf und auch eine gute Handvoll weiterer Einsätze der Kommissare vom Rhein. So kann sich eine gewisse Expertise entwickeln – oder aber eine Routine, die dem Fernsehkrimi ihre Reize wegschleift. Der Neunzigminüter mit dem Titel „Dicker als Wasser“ unterstreicht letzteres Szenario: Die Kriminalgeschichte ist handwerklich grundsolide umgesetzt, mit fähiger Regieführung, akzeptabler Ausleuchtung und einer Musikuntermalung, die ihren Dienst macht, das Geschehen atmosphärisch zu verstärken. Aber all dies geschieht ohne überraschende, über 'Dienst nach Vorgabe' hinausgehende Impulse.

Insofern ist dieser «Tatort» ganz klar ein 'Fall für Fans', der Gelegenheitszuschauern und Novizen eher nur ein mehr oder minder wohlwollendes Schulternzucken entlocken wird, während Stammgucker genau das bekommen, was sie an Schenk und Ballauf mögen. Wäre da halt nicht das Drehbuch, das eben dieser Linie widerstrebt und einen Fall bietet, der sich durchaus von den Elementen distanziert, über welche sich der Kölner «Tatort» zumeist definiert. Denn die zwei sich eigentlich recht grünen, ihren Job mögenden Kommissare setzen ihren neulich begonnnen Trend zur Launenhaftigkeit und zum Ruhestandherbeisehnen fort, während zugleich die sozialkritischen Untertöne der meisten Fälle aus Köln völlig verloren gehen.

Denn dieser Fall will nur eins sein: Eine zügig erzählte Armin-Rohde-One-Man-Show mit überaus simplen Plotmechaniken – und einer inneren Logik, die kontinuierlich haarsträubendere Formen annimmt. Rohdes Figur lebt dabei nahezu allein durch die Performance: Charakterlich eindimensional und von sehr schlichter dramaturgischer Funktion, unterhält und packt Ralf Trimborn bloß, weil der mehrmals prämierte Mime völlig losgelöst agiert: Intensiv, mit einer gesunden Spur Selbstverliebtheit und Schnodder, aber nie unglaubwürdig. Doch selbst mit Rohde ist der neue Kölner «Tatort» aufgrund der geradlinig-vorhersagbaren Story nur durchschnittliches Sonntagabendfernsehen.

«Tatort – Dicker als Wasser» ist am 19. April 2015 ab 20.15 Uhr im Ersten zu sehen.

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