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Kann Marvel nur Kino? Auch «Agent Carter» kein Hit

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Ab Januar zeigte ABC nach den «Agents of S.H.I.E.L.D.» die zweite Marvel-Serie. Im Gegensatz zu den Kinoproduktionen kommt die Fernsehware jedoch nicht so recht in den Tritt.

In den vergangenen Jahren kam der Rubel bei Marvel gewaltig ins Rollen, nachdem die «X-Men»-Filme für einige Zeit die einzigen Filmproduktionen waren, die dem Comic-Riesen Geld in die Kassen spülten. Ab 2008 gesellten sich dann drei «Iron Man»-, zwei «Thor»- und zwei «Captain America»-Filme sowie ein «Hulk»-Streifen zum Marvel Cinematic Universe hinzu. Zuletzt wartete Marvel mit «Marvel‘s The Avengers» 2012 noch mit einer Filmreihe, die die Stars aus den einzelnen Produktionen in einer einzigen Produktion zu einem großspurigen Action-Bombast vereint. Gerade erst startete mit «Avengers 2: Age of Ultron» das Sequel in einigen Ländern wie Italien, Korea, dem Vereinigten Königreich und auch Deutschland, ehe das Superhelden-Spektakel am 1. Mai auch in den USA anläuft. Zum jetzigen Stand lief «Avengers 2» erst in 55 Prozent der Länder, in denen der Film vermarktet werden soll und steht schon bei einem Einspiel zwischen 160 und 175 Millionen US-Dollar.

Stets verstanden es die beliebten Marvel-Produktionen auch die einzelnen Ableger miteinander zu verzahnen, sodass sich der Zuschauer bei der Sichtung in einem gigantischen, miteinander vernetzten und konsistenten Marvel-Universum vermutet. Zuletzt geschah dies nicht nur innerhalb der einzelnen Kino-Produktionen, sondern auch mithilfe von Fernsehserien. Bereits im September 2013 strahlte ABC mit «Agents of S.H.I.E.L.D.» eine Marvel-Serie aus, in dem es um die titelgebende Einheit geht, die von der Figur Phil Coulson angeführt wird, welche Marvel-Fans schon aus den Kinofilmen wie «The Avengers» bekannt ist. Nach einem tollen Start unter den Augen von knapp 12 Millionen Zuschauern stand das ABC-Format am Ende der Staffel nur noch bei 5,45 Millionen Interessierten. Die aktuell laufende, zweite Season um die Strategic Homeland Intervention, Enforcement and Logistics Division lockt bei ABC im Schnitt nur noch knapp über vier Millionen Zuschauer an und ist somit wahrlich nicht als Kassenschlager zu bezeichnen. Auch in Deutschland avancierte die erste Staffel der Serie zuletzt zum Flop bei RTL II (siehe Info-Box).

Dennoch debütierte mit «Marvel’s Agent Carter» am 6. Januar 2015 das zweite Marvel-Format auf ABC und auch die «Agents of S.H.I.E.L.D.» erhielten bei ABC eine Verlängerung. Die neue Serie, die auf den Marvel-Filmen zu Captain America basiert und im Jahr 1946 spielt, konzentriert sich auf Peggy Carter, die für das Strategic Scientific Reserve (S.S.R) arbeitet und heimlich eine Verschwörung aufdecken muss. «Agent Carter» ging zunächst als Limited Series auf Sendung, die in ihrer ersten Staffel nur acht Episoden enthielt. Dennoch kam es in Bezug auf die Frage, ob zukünftig mehr von «Agent Carter» zu sehen sein wird, vor allem auf die Performance des Formats bei den Zuschauern an. Die zweistündige Premiere auf dem 20 Uhr-Sendeplatz am 6. Januar sah sich mit dem starken «NCIS» auf CBS konfrontiert, das fast 20 Millionen Fernsehende ab Zwei anlockte. Dennoch wurde das Seriendebüt zu einem kleinen Erfolg für ABC, denn 6,91 Millionen Zuschauer bewirkten sechs Prozent Marktanteil bei den 18- bis 49-Jährigen und generierten das beste Rating in dieser jungen Altersgruppe seit über einem Jahr. 104.053 Tweets ließen «Agent Carter» obendrein zum meistdiskutierten Drama-Serien-Start nach «How to Get Away with Murder» werden. Das Rating in der Zielgruppe wuchs innerhalb der drei Tage nach der Fernsehpremiere durch DVR-Abrufe zusätzlich um satte 42 Prozent.

Rasch gaben Peggy Carter und Co. nach dieser sehenswerten Premiere jedoch ab. Als das Marvel-Format am 13. Januar anlässlich der dritten Episode, die nun als Einzelprogrammierung gezeigt wurde, auf den 21 Uhr-Sendeplatz rückte und von nun an hinter «Shark Tank» lief, verabschiedeten sich auch etliche Zuschauer von der ABC-Serie, die nun gegen «NCIS: New Orleans» oder FOX‘ «New Girl» eigentlich leichteres Spiel hatte. So sind die Zahlen zum Serienstart wohl auf den Anfangshype zurückzuführen. Mit insgesamt 5,10 Millionen Zuschauern und noch vier Prozent bei den 18- bis 49-Jährigen war «Agent Carter» nicht mehr weit vom «Agents of S.H.I.E.L.D»-Niveau entfernt. Und es ging weiter abwärts für die zunächst acht Episoden umfassende Produktion, die scheinbar schon früh ihren Reiz für die Zuschauer verlor.

Nach einer zweiwöchigen Pause fiel «Agent Carter» auf 4,63 Millionen Interessierte und noch immer vier Prozent bei den Werberelevanten. Auffällig war an besagtem Abend, dass ABC der Quotenkampf eigentlich erleichtert wurde, denn sowohl CBS als auch FOX zeigten zur gleichen Uhrzeit von «NCIS: New Orleans» und «New Girl» nur Wiederholungen. Die CBS-Crimeserie erreichte jedoch noch immer fast drei Mal so viel Zuschauer wie Marvel’s neuester Serien-Ableger. Auch am 3. Februar vermochte «Agent Carter» nicht seinen Abwärtstrend zu stoppen, als 4,20 Millionen Zuschauer einschalteten, was in erneut vier Prozent des jungen Publikums resultierte. Noch drei Folgen standen aus, in deren Rahmen sich «Agent Carter» etwa auf dem Niveau von Anfang Februar hielt. Am 10. Februar ging mit „A Sin to Err“ die erste Folge des Formats über den Äther, die sich im Vergleich zur vorherigen Ausstrahlung in Sachen Reichweite nicht verschlechterte. 4,25 Millionen Zuschauer bedeuteten für ABC jedoch auch keinen Aufschwung in Bezug auf die Publikumszahlen – weiterhin entschieden sich vier Prozent der 18- bis 49-Jährigen für «Agent Carter». Noch bis zum Staffelfinale am 24. Februar waren jeweils vier Prozent des umworbenen Publikums mit von der Partie, die Zuschauerzahlen verringerten sich jedoch zunächst auf 4,15 Millionen und am Ende auf 4,02 Millionen.

Obwohl «Agent Carter» mit acht Episoden in seiner ersten Staffel deutlich kurzweiliger war als das jeweils 22 Episoden pro Staffel umfassende «Agents of S.H.I.E.L.D.», kam die neue Marvel-Serie der nun schon in der zweiten Staffel laufenden ABC Studios-Produktion quotentechnisch bereits gefährlich nahe. Durchschnittlich 5,02 Millionen Zuschauer verfolgten insgesamt im Schnitt die «Agent Carter»-Programmierungen am Dienstag um 21 Uhr. Doch wie verfährt ABC nun weiter mit dem Format und wie ist die erste Staffel zu bewerten? «Agent Carter» startete bei Weitem nicht als Hit, ist jedoch auch kein übermäßiger Flop für ABC, gleichwohl die Produktion lange nicht an die Zahlen eines «Modern Family» herankommt, dass als halbstündige Comedy wohl auch noch deutlich weniger kostet. Zusätzlich sollte man aber den Umstand miteinbeziehen, dass das Format für Marvel als weiterer Hebel in einer ausgeklügelten Vermarktungsstrategie fungiert und insbesondere die Geschichten um Captain America, auf denen die Serie basiert, bewirbt, sodass Marvel sich für den Fortbestand stark machen könnte. Des Weiteren könnte «Agent Carter» ABC erneut als Übergangs-Format dienen, dass, wie in diesem Jahr, den «Agents of S.H.I.E.L.D.» über die Winterpause den Sendeplatz warm hält. Diese Möglichkeit könnte vereitelt werden, wenn das aktuell in der Produktion befindliche «Agents of S.H.I.E.L.D.»-Spin-Off diesen Platz einnimmt. Zusätzlich hat ABC die Option mit Crossover-Episoden der beiden Formate noch mehr Aufmerksamkeit zu generieren. Alles läuft auf die Programmankündigung von ABC Mitte Mai hinaus, in der das Network endgültig die Absetzungen und Verlängerungen bekannt gibt. Schon bald darf sich «Agent Carter» erst einmal in Deutschland beweisen. Syfy zeigt die Serie ab dem 27. Mai.

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