Medien-Check
Sieben Jahre lang ist dem MDR für seine Leipziger "Tatort"-Ermittler nichts Rechtes eingefallen, und bei der letzten Folge am Sonntagabend haben sie es noch mal so richtig krachen lassen. Auch wenn der Ego-Trip von Kommissar Keppler alias Martin Wuttke und die Wiedervereinigung mit seiner Kollegin und Ex-Frau Eva Saalfeld (Simone Thomalla) fast spannender war als die Kindesentführung.Tagesspiegel.de
Dieser "Tatort" ist deshalb misslungen, weil er alles sein will: heiter und leicht, aber auch brutal und grenzüberschreitend. Ein unwürdiger Abschied.
Berliner Morgenpost
„Niedere Instinkte“ kämpft auch anderswo mit den üblichen Problemen, die die Leipziger Reihe auf die Abschussliste gebracht haben: Mit ihren albernen, zu oft und zu plump eingesetzten Motiven – die Scheiße, in die Keppler tritt und die er in der Kirche des Gebetskreises verteilt, dem die Eltern des vermissten Mädchens angehören.
Quotenmeter.de
Ob nun ausschließlich inhaltliche Gründe der Beweggrund für das Aus waren, ist nicht überliefert. Quotentechnisch hatte sich die Produktion der Saxonia Media durchaus im oberen Mittelfeld des «Tatort»-Rankings eingenistet. Der Auftakt im Sommer 2008 wurde von starken 8,48 Millionen Menschen (26,5% aller Zuseher) verfolgt, was für die damaligen Verhältnisse der Krimireihe ein wirklich beachtliches Ergebnis war. Auch ihr zweiter Einsatz, der mitten im Hochsommer (einem Juli-Sonntag) zu sehen war, schnitt mit knapp 7,9 Millionen Zusehenden mehr als zufriedenstellend ab.
Im Zuge der zunehmenden Beliebtheit legte auch das Leipziger Paar zu. Die zehnte Ausgabe mit Simone Thomalla, „Rendevous mit dem Tod“, die im Februar 2011 lief, ergatterte fast 9,3 Millionen Zuseher und mehr als 27 Prozent Marktanteil. Etwas mehr als ein Jahr später, im April 2012, sollte dann ein besonderes Highlight folgen. Die Ausgaben „Kinderland“ und „Ihr Kinderlein kommet“ waren Doppelfolgen, die sowohl in Leipzig als auch in Köln (mit den dortigen Kommissaren) spielten. Nach zunächst nur 7,68 Millionen Zuschauern verfolgten den zweiten Teil fast 10,2 Millionen Zuschauer. Die Reichweiten-Steigerung glückte wohl aber vor allem wegen des Auftauchens von Ballauf und Schenk in der Rheinmetropole.
Schon damals zeigte sich, dass die Leipziger – trotz natürlich hoher Akzeptanz – nicht zu ganz Großem berufen sind. Stattdessen mehrte sich in den folgenden Monaten die Kritik an den Büchern, übrigens auch im Zuge der mehr werdenden (inhaltlichen) Diskussion rund um die ARD-Reihe. Besagter Neujahrs-«Tatort», der quer durchs Land verrissen wurde, holte 7,98 Millionen Zuschauer am ersten Tag des Jahres 2014 – wegen des starken Gegenprogramms und dem hohen TV-Konsum an jenem Abend reichte es für knapp 22 Prozent Marktanteil. Komischerweise ließen sich die Zuseher davon aber nicht abschrecken und bescherten der zweieinhalb Monate später gezeigten Folge „Frühstück für immer“ die beste Reichweite der Reihe. 10,24 Millionen Menschen schalteten im Schnitt ein. Wuttke und Thomalla freuten sich über tolle 27,7 Prozent. Das Aus war zu diesem Zeitpunkt aber schon fix; und im Jahr 2014 sollte auch keine weitere Leipziger Folge mehr zu sehen sein.
Das Finale behielt man sich für die ersten Monate im Jahr 2015 vor. „Blutschuld“ fiel Mitte Februar auf 9,40 Millionen Zuseher, ergatterte aber dennoch starke 25,8 Prozent. „Niedere Instinkte“, das das Kapitel der Charaktere schloss, verabschiedete sich nun noch einmal vor 10,06 Millionen Menschen. Glaubt man alleine dem Voting der Zuseher, dann wäre ein Ende der Reihe also nicht nötig gewesen. Vielmehr also sieht es wirklich danach aus, als wäre die Entscheidung ohne Blick auf die TV-Quoten gefallen. Nach Berlin, das nach Jahren mit Dominic Raacke zuletzt eine Erfrischungskur verpasst bekam, wird nun auch der Sachsen-Krimi erneuert. Ab 2016 wird der dortige Tatort von der Produktionsschmiede „Wiedemann & Berg“ kommen – und deutlich jünger aussehen. Karin Hanczewski, Alwara Höfels, Jella Haase und Martin Brambach sind die neuen Ermittler. Allein die Namen zeigen, dass der Osten dann ziemlich weiblich wird.