Cast & Crew
Vor der Kamera:Maria Simon als Olga Lenski
Horst Krause als Horst Krause
Martin Feifel als Martin Reef
Bernhard Schir als Peter Tender
Hauke Diekamp als Daniel Reef
Carmen-Maja Antoni als Elsa Krause
Fritz Roth als Wolfgang Neumann
Hinter der Kamera:
Produktion: DOKfilm Fernsehproduktion GmbH
Drehbuch: Uwe Wilhelm
Regie: Peter Kahane
Kamera: Gero Steffen
Diesmal ist ein Mann aus einem Sportflugzeug gefallen. Die Rettungskräfte müssen ihn mühsam von einem Baum herunterschneiden; er hat schwerste Verletzungen und wird den Rest von „Ikarus“ im Koma verbringen. Als Krause vor Ort eintrifft, erkennt er das Opfer sofort: Der Verunglückte ist Daniel Reef, mit dessen Eltern Krause eine jahrzehntealte Freundschaft verbindet. Der Vater ist zusammen mit einem weiteren Freund, Peter Tender, Gesellschafter einer mittelständischen Solarmodulfabrik, die in letzter Zeit vor allem durch schlechte Geschäftszahlen auffällt.
Doch zurück zum Tatort: Denn vom Flugzeug fehlt jede Spur. Ein Handyvideo, das während des Unglücksflugs entstand, zeigt, dass Daniel eine Passagierin an Bord hatte: Anjela Krol, seine Freundin, von der dessen Eltern nicht viel halten. Die kann die Maschine vielleicht in der Luft halten, bis der Sprit ausgeht, aber nie im Leben sicher landen.
Die Bruchlandung überlebt sie schließlich mit vergleichsweise harmlosen Verletzungen. Noch während sie von der Unfallstelle abtransportiert wird, taucht dort auch schon Peter Tender auf und sucht etwas im Flugzeugwrack: eine Tasche, prall gefüllt mit jeder Menge Bargeld. Die hat aber Krauses Kollegin Olga Lenski schon vor ihm gefunden – und ist natürlich stutzig geworden. Noch stutziger werden sie und Krause freilich, als sich herausstellt, dass der Anschnallgurt manipuliert und Daniel Reef deswegen aus dem Flugzeug gestürzt war.
Wenn Sie wissen wollen, wie es weitergeht, müssen sie am Sonntagabend nicht unbedingt einschalten. Die Versatzstücke, auf die dieser Fall hinauslaufen wird, kennen Sie bereits, wenn Sie einmal in Ihrem Leben einen Brandenburger Polizeiruf mit Horst Krause und Maria Simon gesehen haben: Diffuse Intrigen. Schlecht laufende Geschäfte. Viel pathetisches Geschrei und Gefuchtel.
Auch wenn sich „Ikarus“ redlich bemüht, einen leicht melancholischen Tonfall ob Krauses Pensionierung zu entwickeln: Den müssen wir nicht teilen. Dafür wirkt diese Reihe schon lange zu belanglos, zu aus der Zeit gefallen, zu altmodisch. Mit Logikfehlern, um die sich keiner zu scheren scheint (Wieso quasselt Olga Lenski so seelenruhig-süffisant mit dem Flughafenbetreiber, während da eine Maschine in der Luft ist, die nicht mehr heil runterkommen wird?). Und einem sehr unambitionierten Abspulen kaputter zwischenmenschlicher Beziehungen, die mit Lautstärke ihre Oberflächlichkeit kaschieren sollen.
Während für Krause nun Schicht im Schacht ist, darf Maria Simon als Olga Lenski weiter ermitteln: Im Juli beginnen die Dreharbeiten für einen „Polizeiruf“ in Frankfurt an der Oder, wo sie mit einem polnischen Kollegen ein binationales Ermittlerteam bilden wird. Bleibt zu hoffen, dass dann auch der Erzählduktus einer Generalüberholung unterzogen wird. Relevanter, tiefgreifender, nicht mehr so suggestiv – und vor allem nicht mehr so antiquiert und sterbenslangweilig wie diese Folge.
„Zeit, dass Schluss is‘!“, sagt Krause in einer der letzten Minuten. An ihm hat das dramaturgische Elend, das er die letzten fast zwei Jahrzehnte in seiner Reihe verwaltet hat, nie gelegen. Es lag an den wenig berauschenden, austauschbaren Geschichten, die mit seiner Figur erzählt wurden. Viel Spaß im Ruhestand.
Das Erste zeigt «Polizeiruf 110 – Ikarus» am Sonntag, den 10. Mai um 20.15 Uhr.