Talkcheck

Talk-Check: Der frühe Vogel fängt den Wurm

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Stammtisch, Frühschoppen und die aktuelle Lage der Welt bewegen die Talks am Sonntagmorgen. Damit beweisen sie, dass Talkshows auch zu frühen Uhrzeiten funktionieren.

Der Gast der Woche

Am Dienstagabend diskutiert Gastgeberin Sandra Maischberger in ihrer Talkshow «Menschen bei Maischberger» die Frage „Blechnapf oder goldener Löffel: Ist jeder seines Glückes Schmied?“ Dazu begrüßt sie unter anderem den Schauspieler Martin Semmelrogge, der bereits beide Seiten erlebte. Bereits in jungen Jahren feierte er enorme Erfolge, fiel zuletzt allerdings in die Privatinsolvenz und kämpft sich nun zurück.
Das Erste ist für zahlreiche Talkshows an den Abenden der Woche bekannt. Die meistgesehene Talkshow ist jedoch für gewöhnlich «Günther Jauch» am Sonntagabend. Doch nicht nur im Abendprogramm wartet der Sender mit politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Themen und Diskussionen auf. Bereits am Sonntagmittag behandelt der «ARD Presseclub» ab 12.00 Uhr die relevantesten Themen der vergangenen Woche. Anlässlich des Streiks der Mitglieder der Gewerkschaft GDL sowie des Streiks der Erzieher debattierte Gastgeber Volker Herres mit seinen Gästen die Frage „Eine blockierte Republik – Wieviel Streik verträgt Deutschland?“ Der ARD-Programmdirektor begrüßte dazu Cornelia Schmergal, Redakteurin vom Magazin 'Der Spiegel', Kerstin Bund, Autorin der Wochenzeitung 'Die Zeit', Detlef Esslinger stellvertretender Leiter des Ressorts Innenpolitik von der 'Süddeutschen Zeitung' sowie den Publizisten Rudolph Hickel. In der Diskussion ging es hauptsächlich um die Ursachen und Konsequenzen der Streiks.

Während Lokführer und Erzieher für eine höhere Entlohnung streikten, litten Millionen von Bürgern unter den Auswirkungen. Dementsprechend ging es auch um die allgemeine Notwendigkeit von Streiks und deren Umfang. Gleichzeitig stellte man fest, dass der subjektive Eindruck durch die Streiks viel gravierender ausfällt, als in anderen Bereichen, denn die aktuell streikenden Arbeitskräfte sind in der Dienstleistungsbranche tätig. Dementsprechend sei es nötig mit einer entsprechenden Distanz auf die Situation zu blicken, um sie wirklich objektiv zu beurteilen, so der allgemeine Tenor. Obwohl in der vergangenen Woche Millionen von Bürgern von den Auswirkungen der Streiks betroffen waren, sei es durch Ausfall der Züge oder geschlossene Kindertagesstätten, schalteten um 12.00 Uhr nur 0,66 Millionen Zuschauer ein. Die 40-minütige Diskussionsrunde generierte somit einen Marktanteil von 5,7 Prozent. Bei den Jüngeren schalteten nur 0,07 Millionen ein, die dem Ersten somit zu einem Marktanteil von 1,6 Prozent verhalfen.

Für Zuschauer, die eine Talkshow im geselligeren Umfeld bevorzugen, bietet der Bayerische Rundfunk an jedem Sonntag ab 11.00 Uhr den «Sonntags-Stammtisch». In diesem werden „direkt und unterhaltend die Themen, die Bayern und die Welt in der letzten Woche bewegt haben“ diskutiert, so zumindest lautet die Sendungsbeschreibung des BR. Wie es sich für einen Stammtisch gehört, besteht die Gesprächsrunde aus festen Mitglieder, zu denen in diesem Fall der ehemalige Chefredakteur des 'Focus', Helmut Markwort, sowie Wolfgang M. Heckl und Dieter Hanitzsch gehören. Am Muttertag begrüßte das Trio die Moderatorin Nina Ruge sowie den Bundestagsabgeordneten der Grünen, Dieter Janecek. Am vergangenen Sonntag ging es daher unter anderem um die Karriere der beiden Gäste, aber auch um das Ende des Zweiten Weltkriegs vor 70 Jahren und die Erfahrungen der Gastgeber mit der Nachkriegszeit.

Doch auch die Streiks der Woche wurden diskutiert. Dabei ging es in bissiger Art um die Person Claus Weselsky, den Vorsitzenden der GDL, und um die Hintergründe zur Gewerkschaftspolitik. Wie für den «Sonntags-Stammtisch» üblich, wurden auch um weltpolitische Themen wie die jüngsten Erkenntnisse in der NSA-Debatte und die Beteiligung des BND oder die Wahl des Unterhauses im Vereinigten Königreich und das dortige Wahlsystem diskutiert. Das angewandte Mehrheitssystem gestattet der UKIP-Partei, die mit 12,6 Prozent die drittmeisten Stimmen erhielt, lediglich einen Sitz im Unterhaus. Die Grünen im Vereinigten Königreich erhalten ebenfalls nur einen Sitz, erhielten aber mit nur 3,8 Prozent deutlich weniger Stimmen. Auf Grund des starken Wahlergebnisses von Premierminister David Cameron und seiner Partei, den konservativen Tories, meldete die britische Regierung an, demnächst intensive Diskussionen um die Zukunft von Europa und die Zugehörigkeit der Briten zur EU zu führen. Folglich debattierten die fünf Teilnehmer der BR-Sendung über Europas Zukunft sowie das deutsche Sozialsystem und die aktuelle Zuwanderungspolitik der Bundesrepublik. Das kultige Sendekonzept, bei dem schon um 11.00 Uhr zum Weißbier gegriffen wird, die Themenvielfalt und die Nähe zum Zuschauer bescherten dem «Sonntags-Stammtisch» eine Reichweite von 0,21 Millionen Gesamtzuschauern, die für einen Marktanteil von 1,9 Prozent sorgten. Die illustre Diskussionsrunde am Muttertag freute sich zudem über 0,02 Millionen Zuschauer im Alter zwischen 14 und 49 Jahren. Somit erreichte der Stammtisch einen Marktanteil von 0,5 Prozent bei den Jüngeren. Mit dem nahenden Ende der Sendung ging es auch mehr um gesellschaftliche Themen, wie die aktuellen Ereignisse im Fußball.

Zuschauer, die sich mehr für dieses Thema interessieren, kommen für gewöhnlich am Sonntagvormittag auf Sport1 mit dem «Volkswagen Doppelpass» auf ihre Kosten. Der Fußball-Stammtisch, der in der Regel von 11.00 Uhr bis 13.00 Uhr zu sehen ist, genießt längst Kultstatus. In der Sendung am Sonntagmorgen begrüßte Gastgeber Jörg Wontorra diesmal als wöchentlich wechselnden Stargast Thomas Schaaf. Bevor es allerdings um dessen aktuellen Verein, Eintracht Frankfurt, ging, wurde über die aktuelle Situation des FC Bayern München diskutiert. Der Rekordmeister verlor zuletzt, wettbewerbsübergreifend, vier Pflichtspiele in Folge.

Während die Meisterschaft längst sicher ist, schied der Stern des Südens im DFB-Pokal aus und steht auch vor dem Halbfinal-Rückspiel gegen den FC Barcelona nach einer 0:3-Niederlage mit dem Rücken zur Wand. Dementsprechend debattierten die anwesenden Journalisten aus den Sportbereichen ihrer jeweiligen Zeitungen und Magazine über die Einkaufspolitik, das Spielsystem und die Planungen für die kommende Spielzeit. Auch die Zukunft des Trainers, Pep Guardiola, stand zur Debatte. Zum einen besitzt der erfolgsverwöhnte Coach noch für eine Saison einen Vertrag, zum anderen sollten sich die Verantwortlichen des Deutschen Meisters hinterfragen, ob das System Guardiola beim FC Bayern noch eine Zukunft habe. So zumindest die beiden Seiten der Diskussion. Im Anschluss ging man stärker auf die übrigen Bundesligapartien vom Samstag ein und auch auf die Rolle von Thomas Schaaf bei Eintracht Frankfurt wurde besprochen. Trotz des am Vortag gesicherten Klassenerhalts wurde in der vergangenen Woche über eine vorzeitige Entlassung des früheren Trainers von Werder Bremen spekuliert. Der Fokus auf den Fußball, gepaart mit der dennoch abwechslungsreichen Themenauswahl, verhalf dem Sporttalk am Sonntag zu 1,03 Millionen Zuschauern, die für einen Gesamtmarktanteil von 9,2 Prozent sorgten. Aus der klassischen Zielgruppe fanden sich rund 380.000 Zuschauer auf Sport1 ein. Der Sender kam dadurch auf einen Marktanteil von 9,0 Prozent.

Der «Doppelpass» ist jedoch nicht der einzige Sporttalk am Wochenende. Bereits am Samstagabend ging «Sky90» um 19.30 Uhr auf Sendung. Als besonderen Stargast bot der Sportsender Sky Bundesliga diesmal die Moderatorenlegende Thomas Gottschalk. Dieser verhalf dem eineinhalbstündigen Sporttalk zu einer Gesamtreichweite von 0,19 Millionen Zuschauern, was einem Marktanteil von 0,7 Prozent entsprach. Neben dem ehemaligen Gastgeber von «Wetten, dass..?» nahmen in der Runde außerdem Franz Beckenbauer, Lothar Matthäus und Marcel Reif Platz. Gottschalk bekannte sich einmal mehr zu seinem Lieblingsfußballclub, dem FC Bayern München. Dies fand auch bei den jüngeren Zuschauern anklang, von ihnen schalteten rund 140.000 ein, die dem Sender dadurch einen Marktanteil von 1,4 bescherten. Gastgeber Patrick Wasserziehr gelang es, in Anlehnung an frühere Zeiten der herbstblonden TV-Legende noch eine Wette anzubieten. Gottschalk sagte, dass er, sollte der FC Bayern mit 5:0 gegen den FC Barcelona gewinnen, «Wetten, dass..?» ins Fernsehen zurückbringen und selbst moderieren werde.

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