Gottschalk hier, Gottschalk da, Gottschalk überall. Der Mann, der «Wetten, dass..?» über Jahre hinweg sein Gesicht verliehen hat, ist zur Zeit so präsent im deutschen Fernsehen wie seit drei Jahren nicht mehr. Damals endete sein ARD-Vorabendversuch. Täglich war er mit einer halbstündigen Show, live produziert aus Berlin, im Ersten zu sehen. Doch das Publikum wollte nicht an diesem Experiment teilhaben. Die vorletzte Sendung holte gerade einmal noch 1,2 Prozent Marktanteil bei den Umworbenen.
Gottschalk ging zurück zu RTL, wo er in den 90ern mit eigener Late-Night-Show Erfolge feierte, machte in der Primetime eine gemeinsame Show mit Günther Jauch, vertonte Musik-Dokus und präsentierte mit «Back to School» ein unterhaltsames Klassentreffen. Doch die ganz große Zeit von Thomas Gottschalk schien und scheint vorbei. Das deutete der begnadete Entertainer in seiner jüngst erschienenen Biografie an. Über die Zeit nach der großen ZDF-Wettshow schreibt er dort erstaunlich ehrlich: „Die Spitzenposition, die ich gepachtet zu haben glaubte, war weg.“ Zudem seien seine Einschätzungen wohl nicht mehr mit dem Geschmack der Macher kompatibel, wie der Blondschopf an einer Situation bei der Produktion von «Back to School» festgestellt hatte.
Seinen Gast Heiner Lauterbach überraschte er dabei mit der Möglichkeit, mit seinem Kindheitsidol Deep Purple spontan Schlagzeug spielen zu können. Großes Unterhaltungsfernsehen, dachte Gottschalk damals – und stand mit dieser Ansicht seiner Meinung nach ziemlich alleine da. „Was bleibt, ist die Frage, wo ich hingehöre?“ gibt der Entertainer zu.
Zum «Supertalent» will er keinesfalls zurück; auch ist unklar, ob er seinen Ende des Jahres auslaufenden RTL-Vertrag verlängert. Unlängst brachte er eine Alternative ins Spiel: Eine Auferstehung von «Wetten, dass..?» - aber in einem veränderten Ausstrahlungsrhythmus. Einmal pro Jahr könnte die Familienshow wieder zum Lagerfeuer für Jung und Alt werden, mutmaßt Gottschalk. «Wetten, dass..?» ist nach wie vor die Show, in der sich der Lockenkopf heimisch fühlt. Er sei das Gesicht der Sendung und deren Gewissen, heißt es in seiner Biografie. Deshalb sei es auch nicht möglich gewesen, nach dem schweren Unfall von Samuel Koch weiter zu machen.
Stattdessen stellt sich Gottschalk mit seinen 65. Jahren ernsthaft die Frage, wo er im TV noch hingehört – und kommt zur Erkenntnis, dass die Ära, in der er ganz vorn mitspielen durfte, wohl vorbei ist. Das zeigte eventuell auch ein Auftritt bei Skys «Sky 90» vor acht Tagen, als der nach eigenen Aussagen in Sachen Sport ahnungslose Moderator wenig über Fußball, aber viel über andere Dinge sprach und dafür in sozialen Netzwerken ernsthafte Kritik erntete. Dass für den begnadeten Entertainer mit Connections nach Überall aber kein regelmäßiger Primetime-Platz zu finden sein soll, lässt sich kaum glauben.
Und trotzdem scheint es momentan so zu sein. Vielleicht ist das auch einer der Gründe, warum es Gottschalk nun zu seinen Anfängen zurückzieht. Gleich mehrmals war Gottschalk zuletzt bei Radio Bayern 3 zu hören, in Talkshows und auch am Sonntagabend, wo er erneut seine persönliche Lieblingsmusik spielte. Es ist zwar nicht bestätigt, aber immerhin überliefert, dass ein einziger Anruf bei Senderchef Walter Schmich reicht, um Gottschalk eben mal vier Stunden im Bayern-3-Studio frei zu räumen. Dort überschlugen sich Radio-Nostalgiker vor Begeisterung. Und doch gibt es eine Parallele zum TV: Im modernen Format-Radio würde sich Mr. «Wetten, dass..?» wohl ebenfalls schwer tun.
Quotenmeter.de wünscht dem „Thommy“ daher die eine zündende Idee für eine neue Show mit drei oder vier Ausgaben pro Jahr. Ein Fernsehabend für Jung und Alt, irgendwo im Ersten, Zweiten oder Dritten. Allein schon deshalb, weil ein Schuss Nostalgie nie schadet.
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