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27. Bayerischer Fernsehpreis: Die Gewinner

von

Quotenmeter.de präsentiert die Gewinner der 27. Verleihung des Bayerischen Fernsehpreises.

Die Jury 2015

  • Prof. Dr. Klaus Schaefer (Vorsitz)
  • Andreas Bartl
  • Dr. Ulrich Berls
  • Prof. Dr. Georg Feil
  • Anne Karlstedt
  • Prof. Dr. Gabriele Goderbauer-Marchner
  • Dr. Friedemann Greiner
  • Daniel Curio
  • Jan Rasmus
  • Wilfried Scharnagl
Am Freitagabend wurde zum 27. Mal der Bayerische Fernsehpreis im Prinzregententheater in München verliehen. Insgesamt wurden 13 Auszeichnungen an Schauspieler und Medienschaffende vergeben, darunter ein Ehrenpreis, ein Sonderpreis sowie der Nachwuchsförderpreis. Durch die Livesendung im BR führten am Freitagabend die beiden «Schlachthof»-Moderatoren Michael Altinger und Christian Springer. Den musikalischen Höhepunkt setzte Andreas Gabalier

Der Ehrenpreis des Bayerischen Ministerpräsidenten für herausragende Leistungen im deutschen Fernsehschaffen ging an Jörg Armbruster. Bereits am 6. Mai bestätigte das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie, dass der Nachwuchsförderpreis diesmal an Mala Emde geht. Die 19-Jährige wurde für ihre Rolle als Anne Frank im Fernsehfilm «Meine Tochter Anne Frank» geehrt.

In zehn weiteren Kategorien wurde der begehrte blaue Panther vergeben. Dazu zählen Informationsprogramme, Fernsehfilme, Serien und Reihen, Unterhaltungsprogramme sowie Kultur- und Bildungsprogramme. Für den übertragenden Bayerischen Rundfunk gab es gleich vier blaue Panther für Eigen- und Koproduktionen.

Die Gewinner in der Übersicht:

Bester Schauspieler in den Kategorien „Fernsehfilme/ Serien und Reihen“
Matthias Brandt für seine Rolle in «Männertreu» (ARD/HR)
Begründung der Jury: Eleganz, Charme  und Ironie spielt Matthias Brandt ebenso selbstverständlich wie Hochmut, Arroganz und Unverschämtheit. Daraus formt er einen Charakter, der einnehmend ist, verführerisch, frech und amüsant. Ihm gelingt unter der brillanten Regie von Hermine Huntgeburth ein Kunststück im wahrsten Sinne des Wortes. Ein großes Stück Kunst.

Beste Schauspielerin in den Kategorien „Fernsehfilme/ Serien und Reihen“
Felicitas Woll für ihre Rolle in «Die Ungehorsame» (Sat.1)
Begründung der Jury: Häusliche Gewalt ist immer noch ein Tabu-Thema, auf das oft mit Unverständnis reagiert wird. Wieso lässt sich eine selbstbewusste moderne Frau von ihrem Mann schlagen? Wieso verlässt sie ihren Peiniger nicht sofort? Wieso zeigt sie ihn nicht an? [...] Es ist der große Verdienst von Felicitas Woll, die uns mit ihrer eindringlichen Darstellung die Tür öffnet, die uns spüren lässt, wie subtil das Opfer manipuliert wird und wie schwer es ist, sich gegen die Prügel des einst geliebten Mannes zu wehren. Felicitas Woll lässt ihre Zuschauer den Schmerz spüren. Das tut weh. Und das ist gut so.

Bester Autor in der Kategorie Kultur und Bildung
Eckhart Querner für die Dokumentation«Der Sänger Christian Gerhaher» (BR)
Begründung der Jury: So unprätentiös wie die Hauptfigur dieses Portraits kommt auch der Film daher. Der Sänger Christian Gerhaher ist ein Weltstar des klassischen Lieds. Er tritt in New York vor ausverkauften Sälen auf, und niemand geringerer als Sir Simon Rattle bezeichnet ihn als Gesangs-Titanen. Doch Gerhaher ist immer auf dem Boden geblieben, genauer gesagt auf dem Gäuboden, jenem niederbayerischen Landstrich von dem er stammt und dem er treu geblieben ist. Die sensible filmische Annäherung von Eckart Querner an diesen Ausnahmemusiker ist ein Stück Fernseh-Kulturjournalismus, wie es sortenreiner kaum denkbar ist. Und so sehr sich der Autor auch zurücknimmt – in einem gleichen sich der Portraitierte und sein Autor dann doch: Beide treffen immer den richtigen Ton.

Beste Regie und Produktion in der Kategorie Kultur und Bildung
Patrick Hörl für die Dokumentation «Fukushima – Nichts ist wie es war» (BR)
Begründung der Jury: Wer dachte, alle Fernsehbilder zur Jahrhundertkatastrophe von Fukushima schon gesehen zu haben, gerät hier in großes Staunen. Nie gesehene Aufnahmen vom Erdbeben und dem folgenden Tsunami am 11. März 2011, aber auch vom anschließenden Reaktorunglück führt uns dieser großartige Dokumentarfilm vor Augen. Patrick Hörl hatte eine gleichermaßen einfache wie geniale Idee: Er ging zum Lokal-Fernsehsender von Fukushima, schaute ins dortige Archiv und fand atemberaubendes Material. Doch Patrick Hörl komponierte nicht nur vorhandene Filmaufnahmen neu, sondern er erzählt auch die Geschichte der Fernsehreporter von Fukushima vom Tag des Unglücks bis heute. Ein bewegender Film über den größten anzunehmenden Unfall.

Beste Moderation in der Kategorie Unterhaltung
Mario Barth für «Mario Barth deckt auf» (RTL)
Begründung der Jury: Mario Barth hat ein neues TV-Genre geschaffen: Die investigative Comedy-Show. In «Mario Barth deckt auf» ist er selbst absurden Fällen von Steuerverschwendung auf der Spur und entlarvt gemeinsam mit prominenten Mitstreitern Behördenwillkür oder Verbraucherbetrug. Er bricht schwierige Sachverhalte humorvoll auf eine allgemein-verständliche Sprache herunter und nutzt geschickt die Mittel der Comedy, um breite Bevölkerungsschichten anzusprechen. So gelingt es ihm, gesellschaftlich relevante Themen zur besten Sendezeit einem großen Publikum zugänglich zu machen. Mario Barth beweist damit, dass Unterhaltung und Information sehr wohl zusammen passen. Und gleichzeitig bewirkt seine Show, dass nach ihrer Ausstrahlung bei RTL manch sinnlose Entscheidungen korrigiert und fragwürdige Projekte gestoppt wurden.

Beste Show
Helene Fischer für «Die Helene Fischer Show» (ZDF)
Begründung der Jury: Helene Fischer ist eine Ausnahmeerscheinung im deutschen Show-Business. In nur wenigen Jahren ist der Sängerin ein kometenhafter Aufstieg geglückt. Sie beindruckt vor allem durch Ihre Vielseitigkeit. So interpretiert sie ihren Hit „Atemlos“ in einer einzigen Show in 14 verschiedenen Versionen. Ob Schlager, Pop, Rock, Reggae, Country, Musical, Jazz oder Operette – Helene Fischer findet immer den richtigen Ton. Ihre Duette mit Queen, Peter Maffay, Jonas Kaufmann oder Udo Jürgens - in seinem letzten Fernsehauftritt vor seinem plötzlichen Tod - berührten und bewegten Millionen Zuschauer. Aber Helene Fischer kann nicht nur singen. Sie führt charmant durch Ihre eigene Show, tanzt auf höchstem Niveau und beeindruckt mit akrobatischen Einlagen. Kurzum: Helene Fischer verzaubert die Massen. Die ganz große Fernseh-Show, das Lagerfeuer früherer Tage, es gibt sie noch - wenn Helene Fischer die Bühne betritt.

Beste Autoren
Ferdinand von Schirach und André Georgi für ihre Leistungen als Buch- und Drehbuchautor der Erzählung «Volksfest» (ZDF)
Begründung der Jury: Die Qualität dieses Fernsehfilms erwächst aus der doppelten Qualifikation des Autors der literarischen Vorlage, Ferdinand von Schirach, und des Drehbuchautors André Georgi: Die juristische Kompetenz eines erfahrenen Strafverteidigers, die sprachliche Kraft eines erfolgreichen Schriftstellers und die Kreativität des erfahrenen Drehbuchautors ergänzen sich in diesem Kriminalstück in besonderer Weise. Wie die Autoren ihren Helden, einen Anwalt, mit aller rechtlichen und gesetzlichen Raffinesse ausstatten, um zu einem Freispruch für eine Gruppe von Vergewaltigern zu kommen, an deren Untat an einem Mädchen kein Zweifel besteht, fasziniert und erschreckt den Zuschauer. Die völlige Freudlosigkeit, mit welcher der Anwalt den von ihm vor Gericht erreichten Freispruch hinnimmt, demonstriert, wie tief die Kluft zwischen Recht und Gerechtigkeit sein kann. Ferdinand von Schirach und André Georgi lassen konsequent und ohne Beschönigung in diesen Abgrund blicken.

Beste Regie in den Kategorien „Fernsehfilme/ Serien und Reihen“
Philipp Kadelbach für «Nackt unter Wölfen» (ARD/MDR)
Begründung der Jury: «Nackt unter Wölfen» ist die filmische Neuinterpretation des gleichnamigen Romans von Bruno Apitz, selbst Häftling in Buchenwald. Bei diesem Stoff kein leichtes Unterfangen, jedoch nicht für Philipp Kadelbach, der in einer eigenständigen Bildsprache mit sorgfältiger und zugleich aufwändiger Auflösung Neues bietet, das vor allem durch  seine den Figuren zugewandte Inszenierung beeindruckt. Dabei wird er der großen Verantwortung gerecht, die man trägt, wenn man an einem Originalschauplatz wie der Gedenkstätte in Buchenwald dreht. Ein Glück, dass ihm dabei das exzellente und differenzierte Drehbuch von Stefan Kolditz zur Verfügung stand. Eine großartige Symbiose bei der Bewältigung einer höchst schwierigen und gleichermaßen bedeutsamen Aufgabe.

Beste Autoren einer Dokumentation
Claus Kleber und Angela Andersen für die Dokumentation «Hunger! Durst!» (ZDF)
Begründung der Jury: Die schlimmsten Katastrophen sind weltweit Kriege, Nahrungs- und Wassermangel. Die Autoren Angela Andersen und Claus Kleber sind den Themen Hunger und Durst in zwei sehr persönlich präsentierten Dokumentationen für das ZDF auf der gesamten Erde nachgegangen. Wie kann es sein, dass Lebensmittelüberfluss herrscht und dennoch viele Millionen Menschen hungern müssen? Wie kämpfen Arbeiter gegen die Versteppung in Wüstengegenden?  Mit beeindruckenden Bildern und klaren, nicht überfrachteten Grafiken zeigen Kleber und Andersen nicht die großen und oft unglaubwürdigen Politik- oder Wirtschaftsargumente auf, sondern bewegen sich in der Alltagswelt der einfachen Leute.

Sowie Andrea Mocellin und Thomas Muggenthaler für «Verbrechen Liebe» (BR)
Begründung der Jury: Einfühlsam, mit bedachten Aufnahmen, stets respektvoller Nähe und die Würde der Zeitzeugen in jeder Minute bewahrend, zeigt die Dokumentation «Verbrechen Liebe» das Schicksal jener Menschen, die zur Zeit des Nationalsozialismus bitter für ihre Liebe bestraft, gequält und ermordet wurden. In intensiver, jahrelanger Recherche hat sich der Journalist Thomas Muggenthaler einem dunklen, noch wenig erforschten Kapitel der deutschen Geschichte genähert. Gemeinsam mit Andrea Mocellin ist es gelungen, diese Recherchen filmisch in herausragender, respektvoller Weise umzusetzen.

Sonderpreis für die beste Produktion
Gabriela Sperl, Quirin Berg, Max Wiedemann als Produzenten des Dreiteilers «Tannbach – Schicksal eines Dorfes» (ZDF)
Begründung der Jury: Die Geschichte eines kleinen Ortes an der bayerisch-thüringischen Grenze, in dem sich die deutsche Geschichte des 20. Jahrhunderts tatsächlich wie auf einer Bühne zu verdichten scheint. Aus dem im kalten Krieg geteilten Dorf Mödlareuth wird «Tannbach» - eine Chronik voll Schmerz, Aufbruch und Enttäuschung. Dass diese in jedem Sinne große Produktion tatsächlich ein Werk wird, das berührt und bewegt und damit Geschichte erfahrbar macht, ist ein großer Verdienst der Produzenten Gabriela Sperl, Quirin Berg und Max Wiedemann. Sie verlieren im Fluss des Geschehens nie die Menschen aus den Augen, von denen sie erzählen. Mit einem packenden Drehbuch und einem großartigen Schauspielerensemble unter der einfühlsamen Regie von Alexander Dierbach schaffen sie in ihrem Dreiteiler wahrhaft großes Fernsehen, von dem man mehr sehen möchte.

[Nachwuchsförderpreis
Mala Emde für ihre Rolle der Anne Frank in «Meine Tochter Anne Frank» (ARD/HR/RBB/WDR)
Begründung der Jury: Mit 11 Jahren hat sie das erste Mal vor der Kamera gestanden und bereits in 14 Produktionen mitgewirkt. Die Rolle der Anne Frank, die sie unmittelbar vor ihrer Abiturprüfung übernahm, sollte sie aber mit einem einzigen Schritt in die erste Reihe der besten Schauspieler bringen. Wenn man sie fragt, ob sie jetzt ein Star sei, sagt sie, sie habe nur Anne gespielt. Dabei ist das sehr viel mehr, was sie tut. Sie versenkt sich in ihre Figur, um sie ganz zu erfassen und authentisch zu interpretieren. Jetzt höre sie Anne Frank in sich, konnte sie daher vor dem entscheidenden Dreh sagen. Und man sieht es ihr an und begreift Anne Frank in all ihren Facetten. Dafür muss man Mala Emde dankbar sein.

Ehrenpreis des Bayerischen Ministerpräsidenten
Jörg Armbruster für herausragende Leistungen im deutschen Fernsehschaffen
Begründung der Jury: Jörg Armbruster ist eines der prägenden Gesichter des deutschen Fernsehens. Er steht für das Engagement, die Überzeugung, den Mut und die Seriosität deutscher Auslandskorrespondenten, die uns täglich die Schrecknisse dieser Welt erklären, aber auch das Unbekannte oder Skurrile näher bringen. Er begann seine Karriere 1974 beim WDR im Rundfunk und wechselte 1982 zum SDR ins Fernsehen. Seit 1988 beschäftigte er sich mit dem Ausland, vornehmlich dem Nahen Osten. Als ARD-Korrespondent wirkte er ab Mitte der 90er Jahre aus Kairo und vor allem dem Irak. Wir kennen ihn auch aus dem Weltspiegel, den er bis Anfang 2010 moderierte. Zurück in Ägypten berichtete er u.a. über den Sturz Husni Mubaraks und später dann aus dem Bürgerkrieg in Syrien. Sein Schaffen ist untrennbar verbunden mit diesem Teil der Welt, der nicht zur Ruhe zu kommen scheint. Am 29. März 2013 wurde Jörg Armbruster im nordsyrischen Aleppo bei Dreharbeiten zu dem Dokumentarfilm «Zwischen Krieg und Frieden – Der neue Nahe Osten» von Unbekannten beschossen und schwer verletzt. Er überlebte nur dank einer Notoperation.

Als einer der bedeutendsten Journalisten des deutschen Fern-Sehens in wortwörtlicher Bedeutung, der in einer Vielzahl von Reportagen über Hintergründe und politische Zusammenhänge im Nahen Osten berichtete, ist Jörg Armbruster ein würdiger Ehrenpreisträger des Bayerischen Fernsehpreises.

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