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«Sense8», «The Whispers» und Co.: Das Unerklärliche kehrt zurück

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In letzter Zeit waren SciFi- und Mysteryserien out – jetzt drängen viele neue Formate auf den Markt und beleben die Genres neu. Über eine Renaissance des Unerklärlichen, und über Steven Spielbergs neuen Hit «The Whispers».

Starttermine einiger SciFi-Serien im Überblick

  • «Dark Matter»: 12. Juni
  • «Killjoys»: 19. Juni
  • «Humans»: 26. Juni
  • «Westworld»: 2015
  • «Heroes Reborn»: Herbst 2015
  • «Minority Report»: Herbst 2015
  • «Akte X»: 24. Januar 2016
Nicht nur Luke Skywalker und Han Solo kehren in diesem Jahr mit neuen Abenteuern zu uns zurück, nicht nur «Star Wars» zelebriert die Wiederauferstehung der Science Fiction. Natürlich, das Genre war nie ganz weg – aber still ist es in den letzten Jahren geworden um die spannenden Geschichten aus der Zukunft oder einer Parallelwelt. Spätestens in diesem Sommer ist die Flaute vorbei, jetzt kommen zahlreiche SciFi-Serienstoffe auf unsere Bildschirme, die unsere Aufmerksamkeit verdienen. Wir riskieren einen Blick.

Angeführt wird die TV-Renaissance des Genres von «Sense8», dem bislang teuersten eigenproduzierten Netflix-Format. Und einem, das anders ist als alle seine Vorgänger. «Sense8» ist ein Branchen-Experiment, „Spiegel Online“ fragte kürzlich: „Wie global kann man erzählen?“ Und bringt die Expansion des Unternehmens Netflix mit der großen Geschichte von «Sense8» zusammen, in der acht Menschen – bunt auf der Welt verstreut – eine telepathische Verbindung miteinander aufnehmen können. Globales Erzählen, das bedeutet: Verschiedenste Schauplätze, an denen das Format spielt, eine weltumspannende Ansprache an verschiedene Länder und Kulturen. Gezielt will Netflix damit seine weltweite Zuschauerschaft einen. Ob das funktioniert, ist das große Branchen-Experiment, zumal kleinere, fokussiertere Geschichten die eigentlichen aktuellen Hits im Drama-Bereich sind («True Detective», «Fargo», «Better Call Saul»).

Und letztlich ist der Erfolg von «Sense8» verbunden mit der Frage, ob Science-Fiction wieder in ist. Denn dem Genre ist ein universeller, groß angelegter Erzählanspruch immanent. In den 90er Jahren tanzte Sci-Fi mit seinen erfolgreichen Soap Operas auf einem Höhepunkt, die «Star Trek»-Serien («Voyager», «Deep Space Nine») liefen im Fernsehen rauf und runter. Blockbuster wie «Independence Day» und «Das fünfte Element»; der «Stargate»-Film begründete ein erfolgreiches TV-Franchise, das ab Mitte der 90er bis 2010 drei Serien umfassen würde. Der stille Niedergang der «Stargate»-Reihe steht exemplarisch für den Bedeutungsverlust der klassischen SciFi-Serien, gleichzeitig wie die Umbenennung des SciFi Channel in: Syfy. Man wolle eine breitere Zuschauerschaft finden und ein abwechslungsreicheres Programm bieten, so damals die Begründung zum neuen Namen. Erfolgreiche Formate wie «Ghost Hunters», «Haven» oder «Being Human» sind mehr Mystery denn Science Fiction. Eine Vermischung der beiden Genres findet ohnehin zunehmend statt – zuletzt beim FOX-Hit «Fringe».

Syfy steht aber auch für die genannte Renaissance des Genres, zuletzt startete man mit «12 Monkeys» eine eher klassische SciFi-Serie, mit «Dark Matter» und «Killjoys» folgen noch im Juni zwei weitere Neustarts. Insbesondere «Dark Matter» wird Hardcore-Fans klassischer Zukunftsgeschichten freuen: Die Geschichte handelt von einer Raumschiff-Crew, die mit Gedächtnisverlust auf einem fremden Planeten aufwacht und bald die Feindseligkeit der dortigen Bewohner spürt. «Killjoys» begleitet die Abenteuer von interplanetaren Kopfgeldjägern. Viel klassischer kann Science Fiction kaum sein.

Ebenso im Juni startet «Humans» bei AMC. Die Serie ist eine US-Adaption der Serie «Real Humans», die hierzulande schon bei arte zu sehen war und vielfach gelobt wurde. Das Original zeigt eine Welt, in der Roboter für jedermann zu erschwinglichen Preisen zum Alltag gehören – als Haushaltshilfen, als Arbeiter, als Sexualpartner. «Real Humans» erzählt von einer psychisch beklemmenden Vision, die so oder ähnlich Wirklichkeit werden könnte, und die uns vor essentielle philosophische Fragen stellt: Was macht das Menschsein aus? Wozu sind Menschen noch da? Und wie weit wollen wir unseren Alltag automatisieren (lassen)? Sollte «Humans» auch nur halbwegs die Qualität seines Originals erreichen, dann wird das Format ein serieller Hochgenuss. Auch Pay-TV-Primus HBO hat einen SciFi-Stoff in der Entwicklung: Noch 2015 soll «Westworld» starten, die Adaption eines Michael-Crichton-Romans («Jurassic Park»). Auch hier geht es um Roboter, die außer Kontrolle geraten: Schauplatz der Handlung ist ein Vergnügungspark, in dem Besucher in verschiedene Zeiten der Geschichte reisen können. Alle Mitarbeiter des Parks sind Androiden, nicht unterscheidbar von echten Lebewesen. Sie sollen den Aufenthalt so unterhaltsam wie möglich machen, doch irgendwann entwickeln die Roboter ein Eigenleben und beginnen, Menschen zu ermorden. Eine erste Serienadaption des Stoffs scheiterte in den 80er Jahren, mit HBO darf man nun ungleich mehr Qualität erwarten.

Auch das Network-Fernsehen begrüßt die Zukunftsgeschichten wieder: Mit «Heroes Reborn» lässt NBC seine Geschichten um Menschen mit übernatürlichen Fähigkeiten wiederauferstehen – «Sense8» lässt grüßen. Im Januar findet der Genre-Trend seinen vorläufigen Höhepunkt, wenn Mulder und Skully in der «Akte X»-Neuauflage wieder der Frage nachgehen, ob wir allein im Universum sind. Und schon im Herbst zeigt man in den USA die TV-Adaption von Steven Spielbergs Kinofilm «Minority Report».

Natürlich, auch Steven Spielberg mischt mit im wiederentdeckten Genre-Reigen – er war ja auch nie weg: Mit «Falling Skies» und anderen Formaten bediente Spielberg Fans des Mysteriösen auch in der Dürrephase. Und nun also «The Whispers», eine Sommer-Serie, die auf einer Geschichte des legendären US-amerikanischen Autors Ray Bradbury („Fahrenheit 451“) basiert. In «The Whispers» werden Kinder plötzlich zu Mördern, sprengen sich selbst in die Luft oder bauen tödliche Fallen. Diese Kinder, so wird uns zu Beginn der Serie bereits gezeigt, kommunizieren mit einer unsichtbaren Entität, einem Wesen, das sie zu diesen Taten verleitet. „Willst du ein Spiel spielen?“, fragt dieses Wesen, das sie alle nur Drill nennen. Und das durch Lichtquellen Kontakt mit den Kindern aufnehmen kann.

Die mysteriösen Vorkommnisse, von denen es in der Pilotfolge zahlreiche gibt, sind nicht der hook, der «The Whispers» so sehenswert macht. Es sind die Charaktere hinter der Geschichte, allen voran FBI-Agentin Claire Bennigan. Sie hat ihren Ehemann kürzlich verloren, ihr Sohn ist taubstumm. Schicksalsschläge, die eine Auszeit fordern. Doch nach einigem Monaten Pause ruft der Job – Bennigan wird auf die mysteriös geleiteten Kinder angesetzt. Lily Rabe («American Horror Story») liefert in ihrer Rolle als FBI-Agentin eine höchst beeindruckende Performance ab, einen schauspielerischen Hochgenuss, der uns diesen Charakter – und seine Familie – sehr nahe bringt. Als Zuschauer fühlt man sich mit ihrem Schicksal verbunden, und man lässt sich ein auf die mysteriöse Schatzsuche nach Drill. Science-Fiction- und Mystery-Elemente werden vermischt in dieser Serie, die als unterhaltsames Sommerprogramm ihre volle Daseinsberechtigung hat.

«Sense8», «The Whispers», «Humans» und Co. – es sind nur einige der jetzt startenden oder angekündigten Projekte, die die Science Fiction wohldosiert auf die Fernsehbildschirme zurückbringen. Zusätzlich bleiben die bereits etablierten Formate, die oft SciFi-Elemente enthalten, aber auch gern als Genremixes daherkommen. Wie das brillante «Extant» mit Halle Berry oder die Klon-Dystopie «Orphan Black».

Das Unerklärliche ist zurück. Und es scheint, als würde die Suche nach Antworten noch eine ganze Weile dauern.

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