TV-Markt

Die große Saison-Analyse der kleinen Sender

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RTL Nitro, ZDFneo oder Sat.1 Gold: Welche Spartensender haben in der abgelaufenen Saison von der Schwäche der Großen profitieren können? Quotenmeter.de blickt auf den wachsenden Markt der kleinen Sender.

Die TV-Saison 2014/15 ist vor wenigen Wochen vorbeigegangen und hat den deutschen Fernsehmarkt einmal mehr gehörig in Bewegung versetzt. Möchte man die Geschehnisse auf eine simple Formel runterbrechen, so würde diese sicher einen drastischen und kontinuierlichen Relevanz-Verlust der acht großen Sendestationen beinhalten, der mit sinkenden Marktanteilen beinahe aller "Big Player" einhergeht. Bei den Kleinen ist die Marktsituation komplexer, denn nicht alle Sender sind gleichermaßen auf dem Vormarsch - die Tendenz geht gleichwohl in diese Richtung. Quotenmeter.de präsentiert die großen Gewinner und Verlierer unter den Programmstationen, die eher in der TV-Nische operieren und somit in der täglichen Berichterstattung gegenüber ARD, ZDF, RTL und Co. häufig nur Randerscheinungen sind.

Die Spartensender der RTL-Gruppe und ProSiebenSat.1:


Es mutet zunächst einmal ein wenig paradox an, dass die Schwäche der großen Privatsender zu einem nicht unerheblichen Teil damit einhergeht, dass die beiden größten Medienunternehmen des privaten Fernsehmarktes ein schlagkräftiges Nischenangebot in den vergangenen Jahren in die Wege geleitet haben. Einer pessimistischen Interpretation folgend könnte man also sagen, dass sich die RTL-Gruppe und ProSiebenSat.1 selbst kannibalisieren durch den vor allem in letzterer Sendergruppe schier unstillbaren Drang nach neuen Spartenkanälen. Auf der anderen Seite sind die Programm-Portfolios der Unternehmen inzwischen aber auch vielseitiger und auf großer Bühne gefloppte Sendungen finden nun häufiger eine zweite Heimat fernab des Giftschranks.

Vorreiter dieser Bewegung war viele Jahre lang sixx, das mit 1,4 Prozent der klassischen werberelevanten Zielgruppe auch diese Saison wieder mit einem neuen Rekordwert abschließt. Allerdings scheint es aktuell, als hätte der auf ein junges weibliches Publikum ausgerichtete Sender seinen Zenit Ende vergangenen Jahres erreicht, als er zweimal in Folge 1,5 Prozent einfuhr. Seither stagniert man bei 1,3 bis 1,4 Prozent, womit man sich erstmals der Konkurrenz geschlagen geben muss. Denn RTL Nitro kommt im Saison-Mittel auf deutlich bessere 1,7 Prozent der 14- bis 49-Jährigen und rast somit regelrecht an die Spitze: 2013/14 hatte man durchschnittlich nur 1,2 Prozent vorzuweisen, vor zwei Jahren waren es sogar nur 0,7 Prozent. Doch die weiteren Wachstumsaussichten sind nun auch hier erst einmal begrenzt, in den vergangenen Monaten bewegte man sich verlässlich zwischen 1,7 und 1,8 Prozent. Beim Gesamtpublikum ist die Divergenz zwischen den beiden Sendern sogar noch deutlich größer: Nitro kommt hier inzwischen auf 1,4 Prozent im Saisonschnitt, während sixx zum zweiten Mal hintereinander 0,7 Prozent verbucht.

Lange Zeit eher für sein Konzept belächelt wurde Sat.1 Gold, doch spätestens seit Jahresbeginn dürften die Mitbewerber erkannt haben, welch großes Potenzial in der eher auf ein älteres Publikum ausgerichteten Sendeanstalt steckt. Mit 1,1 Prozent der 14- bis 49-Jährigen hat man den eigenen Marktanteil gegenüber der Vorsaison (0,5 Prozent) nicht nur mehr als verdoppeln können, sondern liegt inzwischen mit 1,3 bis 1,4 Prozent sogar auf Augenhöhe mit dem sendergruppeninternen Alternativangebot sixx - im Mai überholte man es gar erstmals. Auf ähnlichem Niveau rangiert man auch beim Gesamtpublikum, wo sich ProSieben Maxx mit 0,6 Prozent deutlich schwerer tut. Bei den 14- bis 49-Jährigen profitiert der junge Männerkanal noch von der ersten Saisonhälfte, wo er klar vor Gold lag. Somit stehen hier unterm Strich ebenfalls 1,1 Prozent zu Buche, was sich im Saison-Vergleich ebenfalls mehr als sehen lassen kann, lag man doch in seiner ersten Saison "nur" bei 0,8 Prozent. Verlierer gibt es unter den hier beobachteten Sendern in der Tat keinen.

Weitere private Spartensender - Stagnation bei Discovery und Tele 5:


Nicht durchweg erfolgreich agierte Discovery in diesem Jahr, das einerseits mit DMAX nach großen Erfolgen in der Vergangenheit diesmal ein wenig auf der Stelle trat. Mit 1,0 Prozent des Gesamtpublikums und 1,8 Prozent der Zielgruppe wurden die Werte der Vorsaison bestätigt, nachdem man sich zuvor jahrelang quasi ausnahmslos verbessert hatte. Deutlich bitterer mutet allerdings das Abschneiden des neuen Senders TLC an, das auch Monate nach seinem Sendestart überhaupt nicht in Schwung kommt und noch immer bei gerade einmal 0,2 Prozent der Zielgruppe hängt. Auch so etwas wie eine inhaltliche Relevanz, die den Sender zum medialen Gesprächsthema machen könnte, fehlt weitgehend.

Dies kann man nun wahrlich nicht von Tele 5 behaupten, das so etwas wie die letzte Bastion des anarchischen, unangepassten und mutigen Privatfernsehens ist. Doch so sehr die Branche das Baby von Kai Plasberg auch zu schätzen weiß, im grauen Programm-Alltag hat es auch in diesem Jahr keinen Boden gutmachen können. Mit einem durchschnittlichen Zielgruppen-Marktanteil von 1,0 Prozent wiederholte man den Vorjahres-Wert, der allerdings unterhalb der 1,1 und 1,2 Prozent der Jahre zuvor lag. Im aktuellen Kalenderjahr hat die neue TV-Heimat von Oliver Kalkofe, Peter Rütten und seit kurzem auch Hugo Egon Balder bis dato ausnahmslos exakt 1,0 Prozent im Monatsmittel verbucht. Und insgesamt? Da wurden nun schon zum dritten Mal in Folge 0,9 Prozent verzeichnet. Punktuell vermag Tele 5 also durchaus in Verzückung zu versetzen, in der Breite tritt der Sender allerdings seit Jahren auf der Stelle.

Die Spartensender der Öffentlich-Rechtlichen - ZDFneo/info/kultur und Einsfestival:

Die Quoten der Dritten (ab 3 / 14-49)

  • NDR: 2,5% (-0,1) / 1,0% (-0,1)
  • WDR: 2,3% (-0,2) / 1,0% (-0,1)
  • MDR: 2,0% (+/-0) / 0,9% (+/-0)
  • SWR: 1,8% (+/-0) / 0,6% (+/-0)
  • BR: 1,7% (+0,1) / 0,6% (+/-0)
  • HR: 1,2% (+/-0) / 0,5% (+/-0)
  • RBB: 1,0% (+/-0) / 0,5 (+0,1)
Durchschnittliche Saison-Marktanteile, in Klammern: Veränderungen zur Vorsaison
Nicht nur das Hauptprogramm des Zweiten Deutschen Fernsehens konnte den Mitbewerber der ARD abermals niederringen, sondern auch die Digitalsender der Mainzer hatten klar die Nase vorne - und hatten darüber hinaus auch noch ausnahmslos Gewinne zu verzeichnen. Vorzeigeobjekt bleibt nach wie vor ZDFneo, das in dieser Saison auf einen durchschnittlichen Gesamt-Marktanteil von 1,5 Prozent gelangte. Dies entsprach dem mit Abstand erfolgreichsten TV-Jahr der Sendergeschichte, nachdem man sich bereits im Vorjahr von 0,8 auf 1,2 Prozent verbessert hatte. Überdies zeigt auch die Formkurve klar nach oben, denn nach 1,3 bis 1,5 Prozent wurden seit März stets 1,6 Prozent verzeichnet. Allerdings sind es nicht die gefeierten Formate von Jan Böhmermann, Sarah Kuttner, Michael Kessler und Co., die vornehmlich für den Aufschwung sorgen, sondern eher die bereits aus dem ZDF hinlänglich bekannte Krimi-Kost. Wohl auch deshalb liest sich der Mittelwert von 1,0 Prozent beim jungen Publikum deutlich bescheidener - obgleich auch hier zumindest eine leichte Steigerung um 0,1 Prozent zu Buche steht.

Auf dem ersten Blick überraschend mutet es an, dass ZDFinfo mit 1,0 Prozent in beiden Zuschauergruppen ein im Durchschnitt deutlich jüngeres Publikum vorzuweisen hat als Neo. Damit sind die beiden Spartensender bei den 14- bis 49-Jährigen schon zum dritten Mal in Folge gleichauf, wobei Neo diesmal in sechs von neun Monaten leicht höhere Werte erzielte und nur einmal einen knapp schwächeren. Beim Gesamtpublikum hingegen enteilt Neo immer mehr. Weit im Hintertreffen ist das ungeliebte ZDFkultur, doch obgleich sich hier Wiederholungsstrecke an Wiederholungsstrecke reiht, konnte man sich zumindest beim Gesamtpublikum leicht auf 0,3 Prozent verbessern - bei den Jüngeren wurden gewohntermaßen 0,2 Prozent im Schnitt generiert. Und die ARD? Mit Einsfestival erreichte der bisher einzige Spartensender, dessen Quoten von offizieller Stelle gemessen werden, Saison-Mittelwerte von 0,4 Prozent aller und 0,3 Prozent der jüngeren Konsumenten.

Die Nachrichtensender - N24, n-tv und Phoenix:


Über eine schwache Nachrichtenlage konnten sich die Sender in den vergangenen Monaten gewiss nicht beschweren, doch unterm Strich weisen die Quoten insbesondere bei den privaten Stationen dennoch in die falsche Richtung. N24 hielt sich zwar mit 1,2 Prozent der klassischen Zielgruppe weiter deutlich vor n-tv, das im Saisonmittel nur 0,9 Prozent erreichte, doch beide Kanäle büßten ein Zehntel ein. Beim Gesamtpublikum gelangten beide wie schon im Vorjahr jeweils auf 1,0 Prozent aller potenziell erreichbaren Fernsehenden. Die öffentlich-rechtliche Alternative Phoenix lag hier mit starken 1,2 Prozent in Front und konnte sich sogar im Gegensatz zu den privaten Mitbewerbern leicht verbessern, musste sich bei den 14- bis 49-Jährigen jedoch mit deutlich mäßigeren 0,8 Prozent begnügen.

Die Sportsender - Eurosport und Sport1:


Auch in diesem TV-Jahr war die Diskrepanz zwischen Sport1 und Eurosport wieder beträchtlich - zugunsten erstgenannter Alternative, die ihren Marktanteil von 0,9 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen ebenso sehr aufrecht erhielt wie Eurosport seine 0,4 Prozent. Dabei waren beide Sendeanstalten saisonale Spätzünder: Sport1 hatte sich bis November ausnahmslos mit nur 0,8 Prozent zu begnügen, knackte anschließend jedoch in fünf von sechs Monaten die Prozentmarke. Eurosport wiederum rutschte im Oktober und November sogar auf nur noch 0,3 Prozent ab, kam im aktuellen Kalenderjahr allerdings auf vergleichsweise starke 0,5 bis 0,6 Prozent - außer zuletzt im Mai. Auch beim Gesamtpublikum tat sich im Saisonvergleich wenig: Sport1 stagnierte hier unterm Strich bei 0,9 Prozent, Eurosport schnitt mit 0,6 Prozent ein wenig besser ab als bei den Jüngeren.

Die Kultursender - Arte und 3Sat:


Relativ fix abzuhaken sind die Werte der beiden Kultursender, die nach wie vor ein recht treues Publikum vorzuweisen haben, Gewinne bleiben auf der anderen Seite jedoch aus. Sowohl Arte als auch 3Sat kommen bei den 14- bis 49-Jährigen auf durchschnittlich 0,7 Prozent der 14- bis 49-Jährigen, während insgesamt letztgenannte Anstalt mit 1,1 Prozent leicht in Führung liegt. 2013/14 wurden ziemlich exakt identische Saison-Mittelwerte eingefahren, nur beim Gesamtpublikum lag damals neben Arte auch noch 3Sat bei "nur" 1,0 Prozent. Langfristig ist es hingegen eher Arte, das sich über steigende Werte freuen kann: Vor drei Jahren lag das Angebot gerade einmal bei 0,7 Prozent aller und zumindest etwas schwächeren 0,6 Prozent der jüngeren Konsumenten.

Der doppelte Zweikampf der Kindersender - KiKa vs. Super RTL und Nick vs. Disney:
Auf dem Kindermarkt gab es auch in diesem Jahr wieder deutliche Bewegungen zu vermelden. Nachdem im Vorjahr noch Super RTL mit 21,6 Prozent der 3- bis 13-jährigen Kinder (zwischen 6 Uhr und 20:15 Uhr) noch deutlicher Marktführer gewesen war, fiel der größte private Akteur auf dem Kindermarkt dramatisch auf gerade einmal noch 18,4 Prozent zurück. Von dieser Schwäche profitierte die öffentlich-rechtliche Alternative KiKa, die sich gleichzeitig von 19,8 auf 20,4 Prozent zu verbessern wusste - und damit mit erstaunlich üppigen zwei Prozentpunkten Vorsprung die Saison an der Spitze abschließt. Immerhin schien sich Super RTL aber im letzten Saison-Drittel mit rund 18,5 Prozent wieder ein wenig gefangen zu haben, nachdem man zuvor äußerst bedenkliche sieben Monate in Folge stets Verluste verzeichnet hatte. Der KiKa überzeugte derweil mit Konstanz auf hohem Niveau, weniger als 19,7 Prozent waren nie hinzunehmen.

In der hinteren Reihe gibt es rein hinsichtlich der nackten Zahlen ein Remis zwischen Nick und dem Disney Channel, denn beide gelangten auf einen durchschnittlichen Marktanteil von 9,2 Prozent. Betrachtet man die Werte jedoch in Relation zur Vorsaison, wird deutlich, dass Nick dramatische Verluste zu beklagen hatte: Vor Jahresfrist hatten noch über elf Prozent zu Buche gestanden, während sich Disney mit gerade einmal 8,5 Prozent begnügen musste. Rundum zufrieden kann allerdings auch Disney nicht sein, denn nach einem rasanten Free-TV-Start hakte es in weiten Teilen dieser Saison doch beträchtlich. Erst im letzten Saison-Drittel war dann wieder ein klarer Aufwärtstrend erkennbar, mit 9,6 und 9,8 Prozent wurden zuletzt sogar zweimal in Folge neue Allzeit-Rekorde verbucht.

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