Ratings und Marktanteile: Der Unterschied
In den USA misst Nielsen Media Research nicht nur die Martkanteile der Sender (in den USA: "share"), wie wir es hierzulande kennen. Eine bedeutende Kenngröße sind dort auch die Ratings. Diese beziehen sich auf die US-amerikanische, klassische Zielgruppe der 18- bis 49-Jährigen. Während sich der Marktanteil auf den Prozentsatz aller Fernsehenden bezieht, die zu einem Zeitpunkt ein bestimmtes Program sahen, bezieht sich das Rating auf den Prozentsatz aller 18- bis 49-Jährigen des Landes, die zu diesem Zeitpunkt eine bestimmte Sendung schauten, unabhängig davon, ob sie nun gerade vor dem Fernseher saßen oder nicht.Steht also für eine Sendung ein Rating von 5,0 zu Buche, dann haben 5,0 Prozent aller in den USA lebenden 18- bis 49-Jährigen im Schnitt dieses Programm verfolgt.
Am Eröffnungswochenende der diesjährigen NBA-Playoffs bewirkten vor allem die Finalisten aus Cleveland um Superstar LeBron James starke Zahlen. Der 113:100-Sieg seines Teams brachte ABC ein Rating von 4,5, was bedeutet, dass 4,5 Prozent aller in den USA lebenden 14- bis 49-Jährigen sich die Partie zu Gemüte führten. So ergab sich das dritthöchste Overnight-Rating aller Zeiten für ein Spiel aus der ersten Runde der NBA-Playoffs, das um die 5,4 Millionen Sport-Fans verfolgten. Beispielsweise lag das Aufeinandertreffen zwischen den L.A. Lakers und den San Antonio Spurs im Jahr 2013 mit 4,6 noch über besagtem Wert. Im Basketball-begeisterten Cleveland selbst holte das erste Match 2015 sogar ein Rating von 20,9. Nachdem das Startwochenende in Bezug auf die Ratings mit fortlaufender Zeit abgab, verbesserten sich die Playoffs zum Anfang der kommenden Woche wieder, als einige Teams in ihr bereits zweites Play-Off-Match gingen. Game zwei zwischen den New Orleans Pelicans und den Golden State Warriors interessierte am TNT-Montag insgesamt sehenswerte 4,1 Millionen Zuschauer. Am Tag darauf sahen knapp 800.000 Menschen weniger das zweite Spiel der Serie zwischen Boston und Cleveland, das auf 3,3 Millionen Zuschauer kam und sich somit auch dem Texas-Duell zwischen den Dallas Mavericks und den Houston Rockets geschlagen geben musste, welches 3,7 Millionen Menschen anlockte.
ABC, aber vor allem die Kabelsender um TNT werden sich jedoch schon nach dieser ersten Play-Off-Woche mehr erhofft haben. Bis Mittwoch erhöhten nur insgesamt drei Spiele ihre Reichweite gegenüber dem Vorjahr. Besonders enttäuschend verlief das Auftaktspiel zwischen den Pelicans und Warriors am Samstag, dem 18. April. Lediglich 3,5 Millionen Zuschauer schalteten zur Partie ein, womit das Match das seit 2009 am wenigsten gefragte Play-Off-Game an einem Eröffnungswochenende war. Seit 2002/2003 strahlt ABC wieder die NBA-Spiele aus und besagtes Match war seither das Duell mit der fünftniedrigsten Reichweite.
Auch ESPN nimmt sich traditionell den Play-Off-Partien an. Beispielsweise hielt sich das dritte Spiel zwischen den L.A. Clippers und den San Antonio Spurs an einem Freitagabend gegenüber dem vergleichbaren Spiel aus dem Vorjahr recht konstant bei 3,4 Millionen Zuschauern. Obwohl die Clippers-/Spurs-Serie zu diesem Zeitpunkt die engste und am meisten diskutierte Serie darstellte, hatte jede der Partien im Vergleich zu der vergleichbaren Serie zwischen den Houston Rockets und den Portland Trail Blazers aus dem Jahr 2014 aber Verluste hinzunehmen. Und die Misere für die ausstrahlenden Sender hielt weiter an: Der Sieg der Trail Blazers gegen die Memphis Grizzlies, den TNT am Montag, den 27. April, übertrug, unterhielt nur 2,6 Millionen Zuschauer und war damit die 12. Kabel-Übertragung der Play-Offs in Folge, die sich im Vergleich zum Vorjahr verschlechterte. Zu diesem Zeitpunkt verloren 25 von 29 Matches im Kabel-Fernsehen gegenüber dem Vorjahr an Zuschauern, allerdings präsentierte sich die vergangene Saison auch außerordentlich stark. Im Vergleich zum Jahr 2013 hatten 14 der 29 Partien das Nachsehen.
Bis zum darauffolgenden Sonntag verbuchten die NBA-Play-Offs fast durchgängig Abschläge gegenüber dem Jahr zuvor, ehe das vierte Spiel zwischen den Cavaliers und Celtics 4,9 Millionen für ABC anlockte und damit 13 Prozent besser abschnitt als das Match zwischen den Chicago Bulls und Washington Wizards in der vergangenen Saison. Die Partie, durch die Cleveland ungeschlagen in die zweite Runde vorrückte, war das meistgesehene Nachmittags-Match seit März 2012. Später am Tag lieferte auch der Sieg der Clippers mit 6,5 Millionen Zuschauern ein tolles Ergebnis und die fünfthöchste Reichweite seit 2002/2003. Die Probleme der ausstrahlenden Kabelsender ESPN, ESPN2, TNT und NBA TV hielten weiter an, während bis dahin drei von vier Play-Off-Games bei ABC Zuschauerzuwächse verzeichneten.
Die NBA-Champions der vergangenen Jahre
- 2014/2015: Golden State Warriors
- 2013/2014: San Antonio Spurs
- 2012/2013: Miami Heat
- 2011/2012: Miami Heat
- 2010/2011: Dallas Mavericks
- 2009/2010: Los Angeles Lakers
- 2008/2009: Los Angeles Lakers
Besonders die Auseinandersetzungen zwischen Chicago und Cleveland stellten sich für die Sender als Glücksgriff heraus. Mit besagter Serie verzeichnete ABC im Rahmen der drei übertragenen Spiele jeweils Zuschauergewinne, während die anderen fünf Partien, die ABC bis zum Zeitpunkt der vierten Partie aus Runde zwei zeigte, jeweils gegenüber dem Vorjahr an Zuschauern abgaben. Chicago und Cleveland sorgten auch am ESPN-Freitag für Reichweitengewinne, während TNT in Runde zwei ebenfalls immer besser dastand. Schließlich brachte das Finale der Serie zwischen Chicago und Cleveland ESPN eine fantastische Zuschauerzahl von 6,6 Millionen Zuschauern, was zu diesem Zeitpunkt die zweithöchste Reichweite unter allen Sendern war, die in diesem Jahr die NBA Playoffs übertrugen. Die Quotenerfolge hingen jedoch wesentlich mit den Team-Konstellationen zusammen. So führte das entscheidende Spiel zwischen den Hawks und Wizards auf ESPN erneut zu einem Negativ-Wert. Es war das am wenigsten gesehene Entscheidungsspiel aus Runde zwei seit sieben Jahren.
In Runde drei spielten schließlich die Warriors und die Rockets sowie Atlanta und Cleveland aus, welche Mannschaften aus der Western und Eastern Conference in die Finals einrücken. Bemerkenswert gestalteten sich dabei vor allem die Zahlen des zweiten Spiels aus den West-Finals. ESPN verzeichnete ein fantastisches Overnight-Rating von 5,6. Die Duelle aus dem Westen waren auch deutlich erfolgreicher als die Aufeinandertreffen zwischen den Cavaliers und den Hawks. Spiel zwei aus dem Osten verfolgten beispielsweise 5,9 Millionen Zuschauer. Ein derart niedriges Rating von 3,6 stand seit 2007 nicht mehr zu Buche. Als die Serien jedoch spannender wurden, blieben auch die Zuschauer häufiger dran. So holte das vierte Spiel zwischen den Warriors und Rockets ein starkes Rating von 6,0 und die 7,8 Millionen Zuschauer des dritten Spiels zwischen Hawks und Cavaliers auf TNT bedeuteten die höchste Reichweite für ein drittes Spiel der Conference Finals seit vier Jahren. Zudem entstand die bis dahin höchste Zuschauerzahl der Post-Season, die von den 8,3 Millionen Interessierten des vierten Spiels aus dem Westen geschlagen wurden. Das Entscheidungsspiel zwischen den beiden Top-Teams sahen schließlich 8,9 Millionen Menschen, wodurch es zum meistgesehenen Entscheidungsspiel der West-Finals seit 2012 avancierte.
Grandiose Werte lieferten schließlich die Playoff-Finals zwischen den Cleveland Cavaliers und den Golden State Warriors. Das erste Duell generierte am 4. Juni ein Rating von 12,9 am ABC-Donnerstag, als insgesamt 17,8 Millionen Zuschauer ab Zwei zusahen. Der Overtime-Sieg der Warriors war dadurch das meistgesehene erste Spiel der NBA-Finals seit 2001, als NBC noch die Korbjagd ausstrahlte. Mit 19,2 Millionen Zuschauern des zweiten Games stand sogar die höchste Reichweite eines zweiten Final-Spiels seit 1998 fest. Spiel drei büßte am Dienstag bei ABC mit noch 18,8 Millionen Zuschauern erstmals in der Final-Serie ein, allerdings holten die NBA-Sender seit 2001 kein so gutes Ergebnis mehr in einer vergleichbaren Partie. 19,8 Millionen Menschen schalteten schließlich zu Spiel vier auf ABC ein. Zuletzt lag das vierte Finalspiel zwischen den Lakers und den Detroit Pistons mit 20,3 Millionen Interessierten im Jahre 2004 über diesem Wert. Die 20 Millionen-Zuschauer-Hürde nahm auch Spiel fünf, das vergangenen Sonntag über die Bühne ging. Der Sieg der Golden State Warriors hatte mit 20,9 Millionen Interessierten 16 Prozent mehr Zuschauer als Spiel fünf zwischen den Miami Heat und den San Antonio Spurs im vergangenen Jahr (18,0 Mio.). Auch dieses Spiel wurde, seit ABC die NBA-Ausstrahlungen 2002 übernahm, nur von Match fünf zwischen Detroit und den Lakers im Jahr 2004 überboten. Damals fieberten 21,8 Mio. Zuschauer mit. Dennoch rangieren die 20,9 Millionen Zuschauer auf Platz sieben der höchsten Reichweiten eines NBA-Spiels seit 1998 und sogar auf Platz eins, wenn man nur Spiele betrachtet, die nicht eine Entscheidung in einer Serie brachten. Gut möglich, dass der finale Sieg der Warriors ABC einen neuen Rekorde beschert und die Serie zwischen Cleveland und den Korbjägern aus Oakland in Kalifornien als bislang meistgesehene Serie in die Geschichte des Networks eingeht.
Die Zahlen zum gestrigen sechsten Match, durch das die Golden State Warriors den NBA-Titel holten, liegen noch nicht vor. Quotenmeter.de berichtet am heutigen Vorabend über die Werte, sobald sie verfügbar sind.