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Rabenväter? Wie ProSieben einen FOX-Flop in Deutschland etablieren will

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Mit «Dads» startet demnächst montags bei ProSieben ein neues Comedy-Format, das in den USA nur eine Staffel überlebte. Dabei kommt die Serie von einem Erfolgsproduzenten.

ProSieben bleibt zu großen Teilen ein Sitcom-Sender. An dieser Ansicht änderte sich nichts, als Ende April bekannt wurde, dass ProSieben eine weitere Sitcom in sein Programm aufnehmen wird. Nach ungesehenen Ausgaben dürstet es etliche Zuschauer der roten Sieben, die oft die Masse an Wiederholungen beklagen, die ProSieben von «The Big Bang Theory», «Two and a Half Men» oder «How I Met Your Mother» ausstrahlt. Tatsächlich bietet das neue Comedy-Format «Dads», das ProSieben ab dem 29. Juni ab 22.15 Uhr zeigt, nicht nur inhaltlich Neues. «Dads» stellt beim Münchner Privatsender insofern eine Ausnahme dar, als dass die Serie von 20th Century Fox stammt und auch in den USA bei FOX lief. Zuletzt kamen die zuvor bereits genannten Serien, die ProSieben aus den USA übernahm, meist aus dem Hause Warner Bros., zusammen mit «Mike & Molly», «Mom», «The Millers» oder «The Crazy Ones» hatten alle Sendungen ihre US-Heimat zudem bei CBS.

Der Grund, warum «Dads» trotzdem letztlich bei ProSieben landete, könnte sich vielleicht unter den Executive Producers finden. Das Format nach Idee von Alec Sulkin und Wellesley Wild wird nämlich von Seth MacFarlane produziert, der mit «Family Guy» und «American Dad!» schon vor längerer Zeit zwei Erfolgsformate in den USA installierte. In die Liste seiner Referenzen reihte sich im Jahr 2012 auch «Ted», die Komödie um einen lebendigen Teddy-Bären, ein, welche an den Kinokassen zum Erfolg avancierte und bald einen zweiten Teil in die Lichtspielhäuser entlässt. Mit «Familiy Guy» lief bereits schonmal ein MacFarlane-Format bei ProSieben.

Eine weitere Chance erhält der Host der 85sten Academy Awards bei ProSieben nun ab dem 22. Juni mit «Dads». Darin spielen Seth Green und Giovanni Ribisi zwei erfolgreiche Videospiel-Entwickler, deren Väter, dargestellt von Peter Riegert und Martin Mull, plötzlich bei ihnen einziehen. Die Comedy bezieht ihren Humor aus den schrägen Charakteren und Interaktionen zwischen den zwei Generationen, allerdings blieb das große Gelächter in den USA aus. Das Publikum nahm die neue FOX-Show, die am 17. September 2013 beim US-Network startete, gar nicht gut an. Damals trat «Dads» am US-Dienstag an und kam zum Start noch auf zufriedenstellende acht Prozent bei den 18- bis 49-Jährigen. Während «Dads» auf dem 20-Uhr-Sendeplatz anfangs noch mit Wiederholungen auf den anderen Sendern konkurrierte, starteten im weiteren Herbstverlauf neue Formate und neue Staffeln auf den Konkurrenz-Networks, die den Quotenkampf rasch anheizten. Schon ab Woche zwei sah sich «Dads » mit «The Voice», «Marvels Agents of S.H.I.E.L.D.» und «NCIS» konfrontiert, sodass in Woche zwei nur noch 3,65 Millionen Menschen und fünf Prozent der Zielgruppe dranblieben. Auf diesem niedrigen Niveau hielten sich die meisten der darauffolgenden Episoden, gegen Ende der ersten Staffel schalteten jedoch sogar nur noch um die 2,5 Millionen Zuschauer ein, sodass FOX nach Staffelschluss nur eine Möglichkeit blieb: Absetzung.

Trotzdem hat ProSieben Hoffnung, dass «Dads» genauso beim Sender funktionieren kann, wie etliche der CBS-Serien in den Jahren zuvor. Zugegeben: «Dads» lief dienstags auf einem wahnsinnig hart umkämpften Sendeplatz mit Konkurrenzprogrammen, die fantastische Zahlen generierten. Die Gegenprogramme «The Voice», «Agents of S.H.I.E.L.D.» und «NCIS» unterhielten beispielsweise in der zweiten «Dads»-Woche zusammen insgesamt etwa 46 Millionen Zuschauer in den USA und liefen somit in den Wohnzimmern von insgesamt 38 Prozent der Werberelevanten. Im weiteren Staffelverlauf zermürbten besagte Sendungen die neue FOX-Comedy, die in den kommenden Wochen in Deutschland in große Fußstapfen tritt und «The Big Bang Theory» auf dem 22:15 Uhr-Sendeplatz ersetzen muss, dass dort nach dem Staffelende von «Circus Halligalli» tolle Zahlen generierte.

Um auf die Werte der Nerd-Comedy zu gelangen, muss jedoch auch die Qualität stimmen, nach der die meisten Kritiker bei «Dads» vergeblich suchten. Die Comedy-Serie erhielt teilweise vernichtende Kritiken und kommt auf einen Metascore von 15 aus 100. Die „New York Daily News“ bemängelt in einer der milderen Kritiken, dass fast jeder Dialog zu konstruiert wirke und geradezu auf eine kommende Punch-Line getrimmt sei, wodurch sogar die erfahrenen Schauspieler verloren wirken würden. Die „Los Angeles Times“ und die „New York Times“ beschreiben die Witze als müde, schlecht und offensichtlich. Insbesondere die Charakterzeichung um die weinerlichen Söhne und ihre ebenso wenig liebenswerten Väter, die kindisch und proletenhaft daherkämen, sind Mittelpunkt der Kritik. „HollywoodChicago.com“ findet sogar, dass «Dads» genauso gut in «Family Guy» vorkommen könnte, jedoch als Satire gegenüber schlechten Sitcom-Autoren. Ähnlich schlechte Kritiken erhielten zuletzt «The Millers» und «The Crazy Ones», die bei ProSieben quotentechnisch enttäuschten. Ein schlechtes Omen für ProSieben.

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