Cast & Crew
Vor der Kamera:Chyler Leigh, Jacky Ido, James Colby, José Zúñiga, Jennifer Esposito, Bill Heck, Ally Walker, Raul Casso u.v.n.
Hinter der Kamera:
Autoren: Gary Scott Thompson, Stephen Tolkin & Frank Ollivier
Executive Producer: Edouard de Vesinne, Gary Scott Thompson, Thomas Anargyros & Olivier Megaton
Produktionsfirma: EuropaCorp Television
Musik: Nathaniel Méchaly
Regie: Olivier Megaton, Frédéric Berthe, Alain Tasma, David Morley & Gérard Krawczyk
Der Plot erwies sich also nicht überall als erfolgsversprechend, gleichwohl die 5,3 Millionen Zuschauer zur Erstausstrahlung in Frankreich für TF1 sehr ansehnlich waren. Die US-Serienversion «Taxi Brooklyn» handelt von Caitlin Sullivan (Chyler Leigh, «Grey’s Anatomy»), gerufen „Cat“. Sie ist eine toughe Polizistin im New York Police Department, die für ihr Temperament berüchtigt ist. Als sie einem Bankräuber auf den Fersen ist, der in einem Taxi flieht, führt ihr rasanter Fahrstil zu einer Gesichtsverletzung ihres Partners Esposito. Der Bankräuber entkommt, Cat kann nur den Taxifahrer festnehmen, der dem Kriminellen zur Flucht verhalf. Der aber beteuert, von ihm bedroht und zur Fahrt gezwungen worden zu sein. Als Cat aufgrund ihrer wilden Verfolgungsjagd der Führerschein entzogen wird, kommt ihr eine Idee. Sie schlägt dem Taxifahrer, der sich als Franzose Leo Romba (Jacky Ido, «Inglorious Basterds») zu erkennen gibt, einen Deal vor: Er fungiert von nun an als ihr Fahrer im Fall um den Bankräuber, dafür lässt Cat den vorbestraften Taxifahrer laufen. Allerdings kommt erschwerend dazu, dass Cat von nun an auf eigene Faust handelt. Ihr Boss hat ihr nämlich den Fall entzogen und dem FBI übergeben. Für das Bureau ermittelt zu allem Überfluss Cats Ex-Mann Gregg, der sie einst betrog. Schnell stellt sich heraus, dass sich Leo und Cat gut ergänzen und dass der Franzose auch Talente in der Polizeiarbeit besitzt. Neben dem Bankraub beschäftigt sich Cat jedoch auch stets mit einem weiteren Fall: Dem Mord an ihrem Vater, der mittlerweile zu den Akten gelegt wurde und weiterhin ungeklärt bleibt. Cats Vater war ebenfalls NYPD-Detective. Sein Tod wurde mit dem kriminellen Capella-Clan in Verbindung gebracht…
Nach der Pilot-Episode steht eines fest: Der Zuschauer wurde gerade Zeuge eines weiteren Vertreters von Police-Procedurals mit höchst ungleichen Partnern. Gerade Procedurals hatte NBC zur Zeit der Erstausstrahlungen mehr als genug, was vielleicht eine Erklärung für das recht schwache Abschneiden von «Taxi Brooklyn» ist. Doch Fernsehmacher sind heutzutage schlauer. Wenn schon ein weiteres Crime-Procedural ins Fernsehen entlassen wird, dann wenigstens mit einem Merkmal, das dem Format ein wenig Pfiff verleiht und vom generischen Procedural-Einheitsbrei abhebt. Im Falle von «Taxi Brooklyn» ist dieses Merkmal – man ahnt es – Taxis. Keine allzu aufregende Prämisse, die obendrein kaum einleuchtet. Detective Cat Sullivans einzige Entschuldigung, den charmanten Taxifahrer anzuheuern, sind ihre begrenzten Fähigkeiten im Umgang mit Kraftfahrzeugen. Ans Steuer könnte sich von nun an doch alternativ einfach ihr Partner Esposito setzen. Ohnehin wird dem Zuschauer jedoch die Motivation Cats nicht klar, die ihren Job aufs Spiel setzt, um einen Fall zu lösen, von dem sie abgezogen wurde, wenn sie doch ohnehin alle Hände voll damit zu tun hat, den Mord an ihrem Vater aufzulösen. Gleichermaßen fragwürdig verhält es sich mit der Entscheidung von Taxifahrer Leo Romba, der sich nichts zu Schulden hat kommen lassen, dem von der temperamentvollen Polizistin jedoch eingeredet wird, sie habe ein Druckmittel gegen ihn in der Hand. Ganz zu schweigen von der Frage, wie Leo überhaupt seinen Job behalten kann, wenn er die Polizistin gratis chauffiert und dadurch kaum Zeit hat, zahlende Kundschaft für sich zu gewinnen.
- RTL
An rasanten Verfolgungsjagden hat «Taxi Brooklyn» einiges zu bieten. Schon im französischen Original lag der Fokus oft genug auf dem titelgebenden «Taxi» und seinen Pferdestärken. Auch hier sind Leo (Jack Ido, links) und Cat (Chyler Leigh, rechts) in Eile.
Kein guter Start für die Serie, die sich wesentlich ernster nimmt als die französischen Vorbilder, aber dennoch mehr ‚Suspension of Disbelief‘ vom Zuschauer einfordert als die Filmvorlage, wo ein dussliger Polizist den gleichen Deal mit einem Taxifahrer eingeht – allerdings weil dieser keine Taxi-Lizenz besitzt und sonst für diese Widrigkeit gerade stehen müsste. An anderen Stellen hält sich das Serien-Spin-Off etwas zu sehr an die Geschehnisse aus dem 1998 erschienenen «Taxi». Zum Beispiel wenn Leo derartig auf das Gaspedal drückt, dass sich Cat aus dem Auto heraus übergeben muss. Fast eine 1:1-Kopie einer Szene aus «Taxi».
Die Defizite, die «Taxi Brooklyn» storytechnisch aufweist, kompensiert das Format zumindest teilweise durch die Charaktere und ihre Darsteller. Ein Glücksgriff ist zweifelsohne Jacky Ido, der den französischen Immigranten Leo facettenreich darstellt. Er gibt dem Duo die nötige Balance, sorgt für den Humor, der Cat fast vollständig abgeht und ist das, was man in den USA als ‚street-smart“ bezeichnen würde, während Cat eher dem Lehrbuch folgt. Vor allem findet man in seinem Charakter eine Art von Person wieder, die in US-amerikanischem Fernsehen oder Kino sonst nie behandelt wird. «Taxi Brooklyn» macht seine Zuschauer durch Leo mit französischer Kultur, Geld- und Immigrationsproblemen vertraut. Themen, die andere in New York beheimatete Serien selten ansprechen, obwohl New York ungemein viele Immigranten beheimatet. Wesentlich weniger interessant gestalten sich die Szenen, in denen Chyler Leighs Cat in den Mittelpunkt des Geschehens rückt. Zu klischeehaft wirkt ihre Vergangenheit um den unter mysteriösen Umständen verstorbenen Vater, den sie unter allen Umständen rächen will. Immerhin versucht die Serie mit den beiden Hauptcharakteren zwei sehr unterschiedliche, aber doch auf eine Weise typische New Yorker abzubilden.
New York ist vielleicht so etwas wie der dritte Protagonist in dieser Geschichte, denn das Format bemüht sich sehr, einen authentischen Blick auf die Stadt New York zu gewährleisten. Man erkennt eindeutig, dass die Szenen vor Ort gedreht wurden, oft sind die Eigenarten der Stadt Thema in den Dialogen, etwa wenn darüber diskutiert wird, wie schwer es tatsächlich ist, ein freies Taxi in Brooklyn zu ergattern. Das entschädigt jedoch leider nicht für die Menge an Klischees und vorhersehbaren Plot-Wendungen, die nicht nur bei Cat sondern auch bei Leo Vater-Komplexe zu Tage fördern.
Angesichts dessen lässt «Taxi Brooklyn» den Mittelweg vermissen. Zu ernst nimmt sich das Procedural, um als vollständig unbekümmertes und augenzwinkerndes Format durch die US-Serienlandschaft zu kurven, zu unrealistisch und konstruiert gestalten sich die Geschichten und Charaktere, als dass die NBC-Serie, die nun bei RTL landet, in Sachen Anspruch auf das Gaspedal drücken würde. So fährt «Taxi Brooklyn» nicht durch neue und aufregende Genre-Gefilde, sondern fühlt sich wie ein Ritt an, den man nur zu gut kennt. Fans der Idee nehmen lieber mit der französischen Vorlage Vorlieb.
RTL zeigt die zwölf Folgen von «Taxi Brooklyn» ab Donnerstag, dem 25. Juni 2015, um jeweils 22.15 Uhr in Doppelfolgen.