Cast und Crew
- Regie: Martin Schreier
- Darsteller: Ken Duken, Thomas Thieme, Matthias Koeberlin, Dagny Dewath, Stipe Erceg, Andreas Hofer, Vinzenz Kiefer, David Steffen
- Drehbuch: Florian Schumacher, Martin Schreier
- Kamera: Markus Nestroy
- Szenenbild: Christian Strang
- Schnitt: Michael Timmers, Dominik Kattwinkel, Martin Schreier
Umso bedauerlicher, dass «Robin Hood» vom eingangs kolportierten Sendeplatz zur ProSieben-Primetime zusammen mit seinen 'Young Lions 7.1'-Kollegen zum Sommerlochfüllmaterial bei sixx degradiert wurde und an einem Samstagabend um 22.10 Uhr seine Premiere feiert. Andererseits könnte dieser unscheinbare Programmslot auch von Vorteil sein. Während beim Münchener Sender mit der roten Sieben das Publikum zumeist Filmware aus Hollywood erwartet (und somit Produktionen mit entsprechenden Ausmaßen), kann sich diese nun «Zahltag – Nicht mit uns!» benannte Diplomarbeit bei sixx als Kleinod beweisen. Denn auch wenn die Handlung extrem geradlinig ist und auch nicht vor melodramatischen Übertreibungen zurückschreckt, ist sie packend, kurzweilig und stylisch erzählt.
Im Mittelpunkt steht Wirtschaftspolizist Alexander Scholl (Ken Duken), der seit gefühlten Ewigkeiten vergeblich gegen die Deutsche Nationalbank und insbesondere gegen deren skrupellosen Vorstandsvorsitzenden Rainer von Kampen (Thomas Thieme) ermittelt. Inmitten einer Massenzwangsräumung scheint Scholl endlich einen Triumph errungen zu haben. Aber der Bankier kann seinen Kopf aus der Schlinge ziehen, woraufhin er weitere Familien ins Elend stürzt. Dadurch reißt Scholl der Geduldsfaden: Er sucht sich eine Gruppe Kleinganoven und nutzt sein Insiderwissen, um in bester Robin-Hood-Manier die Deutsche Nationalbank zu schröpfen. Aber ausgerechnet seine Kollegin Sophie Kaiser (Dagny Dewath) ist ihm unwissentlich dicht auf den Fersen …
Mit einem vielsagenden Zitat zu Filmbeginn (Albert Einstein: „Die Welt wird nicht bedroht von den Menschen, die böse sind, sondern von denen, die das Böse zulassen.“), einer schnörkellosen Narrative und klar abgegrenzten Figuren, die einer in starken Kontrasten denkenden Gesellschaftskritik dient, wirkt «Zahltag – Nicht mit uns!» wie ein Rücksturz in die 90ern, als flotte TV-Filme mit lauter Botschaft noch eine Regelmäßigkeit darstellten. Nur mit dem Unterschied, dass Schreier auf dem Niveau eines kleinen, aber feinen Kinofilms inszeniert: Der Regisseur schröpft das Bestmögliche aus seinem Budget und zeigt stimmige Großstadtaufnahmen, schnell (und dennoch übersichtlich) geschnittene Actionpassagen und dynamische Montagen mit prägnant-dröhnendem Score. Auf letztere verlässt sich Schreier vielleicht etwas zu oft – jedenfalls werden durch die vielen News-Zusammenschnitte, welche die Handlung vorantreiben, die finanziellen Defizite des Films deutlich.
Auf der anderen Seite muss man bei einem Diplomfilm Abstriche machen, will man so eine actionreiche Story erzählen und auf Ken Duken zurückgreifen, der hier einen sehr charismatischen Cop abgibt, der seine eigenen moralischen Grenzen steckt und trotzdem nie seine sensible Seite verliert. Das mitreißende Tempo von «Zahltag» und die mit Konsequenz verfolgten großen inszenatorischen Gesten sind es auch letztlich, die das relativ dünne Skript effizient auffangen.
Fazit: Schnell, stylisch, geradlinig, macht Lust auf mehr: Solche Diplomarbeiten dürfen öfter im Fernsehen laufen.
«Zahltag – Nicht mit uns!» ist am 11. Juli 2015 ab 22.10 Uhr bei sixx zu sehen.