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Sonja Gerhardt: ‚Niemand geht mehr regelmäßig ins Kino‘

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Nico Hofmann nennt sie den nächsten Shooting Star – Sonja Gerhardt, die eine Rolle in der kommenden RTL-Serie «Deutschland `83» ergattert hat. Im Exklusiv-Interview erzählt sie, wie sie vom Erfolg des Formats überrannt wurde und erinnert sich an ihre Anfänge bei einer Sat.1-Telenovela zurück.

Zur Person: Sonja Gerhardt

Im April 1989 in Berlin geboren, machte Sonja Gerhardt schnell erste Schritte auf der großen Showbühne. Als Kind tanzte sie im Ensemble des Berliner Revuetheaters Friedrichstadt-Palast - 2006 kam die erste TV-Rolle in der Sat.1-Daily «Schmetterlinge im Bauch». Es folgten Auftritte in «Die wilden Hühner», in verschiedenen Krimis, in «Türkisch für Anfänger» und «Die Schlikkerfrauen». Ab Herbst ist sie in der RTL-Serie «Deutschland ´83» zu sehen.
Sonja Gerhardt, Sie spielen in der Serie «Deutschland 83», die RTL im Herbst zeigen will, welche in Amerika beim kleinen Sender Sundance aber schon zu sehen ist, die Figur Annett – und vor «Deutschland 83» verneigt sich derzeit die Weltpresse. Sind Sie und Ihre Kollegen etwas überrannt worden?
Ja, das ist schon der Wahnsinn. Ich denke, keiner von uns hatte damit gerechnet, dass sich die Serie so schnell nach Amerika, aber auch nach Frankreich oder Skandinavien verkauft. In Deutschland ist sie ja noch nicht einmal gestartet. Das alles kam für uns also sehr plötzlich. Zum Start in den USA waren wir sogar in New York, was unglaublich aufregend gewesen ist. Da waren wir wirklich drei Tage lang nur unterwegs – spannend.

Zumal die Reaktionen aus Amerika ja gerade überschwänglich ausfallen.
Absolut. «Deutschland 83» kommt in den USA super an. Die Amerikaner scheinen wirklich auf deutsche Konzepte zu stehen. Das hat vielleicht auch etwas damit zu tun, dass in unserer Serie für jeden etwas dabei ist – von Action-Sequenzen über spannende Thriller-Momente bis hin zu romantischen Szenen.

Die Serie spielt zur Zeit des Kalten Krieges – denken Sie, dass «Deutschland 83» davon profitiert, dass dieses Thema heute so aktuell ist wie lange nicht mehr?
Das kann ich schwer beurteilen. Natürlich befinden wir uns auch derzeit in einer heiklen politischen Lage – ähnlich wie damals.

Sie sind in Berlin geboren, allerdings sechs Jahre nach den Ereignissen der Serie. Fühlen Sie sich als Berlinerin aber den Geschehnissen dennoch besonders eng verbunden?
Nicht wirklich. Sehen Sie, ich war erst sechs Monate alt, als die Mauer damals fiel. Meine Generation hat die Geschehnisse also nicht direkt oder bewusst miterlebt – umso besser ist es, dass sie diese geschichtlichen Momente nun im Fernsehen noch einmal nachempfinden können. Ich erinnere mich noch, wie uns das Thema in der Schule vermittelt wurde – das war eher eintönig. Durch «Deutschland 83» werden die damaligen Ereignisse nun spannend nacherzählt und dadurch für viele Menschen in meinem Alter greifbarer. Mich fasziniert an der Serie aber auch, dass ich eine junge Frau spiele, die in einem Alter ist, wie es meine Eltern zu dieser Zeit waren.

«Deutschland 83» ist ja nun Ihre erste ganz große Serie, bereitet man sich auf so einen Dreh dann anders vor?
In diesem Falle schon intensiver, was aber nicht an der Größe der Serie lag. Die Handlung spielt in den 80ern und wenn historische Stoffe verfilmt werden, dann muss man sich darauf anders vorbereiten. Ich habe mich mit Zeitzeugen getroffen und mir viele Dokus über das Berlin der 80er Jahre angeschaut. Das muss ich in der Form natürlich nicht machen, wenn ich für einen Krimi in der Gegenwart besetzt werde.

Ihre erste große TV-Rolle hatten Sie in der Sat.1-Telenovela «Schmetterlinge im Bauch» (im Bild links). Bleibt das für Sie auf ewig ein besonderes Projekt?
Damals war ich erst 16. Ich habe für die Serie die Schule ein Jahr lang unterbrochen und durfte die Rolle der Alex Heyden spielen. Das war zurückblickend eine sehr intensive Zeit, in der ich viel gelernt habe. Daily Soaps sind eher Fließbandarbeit – pro Tag muss eine Folge im Kasten sein. Hinzu kommt, dass ich damals ja noch überhaupt nicht wusste, wie der Hase läuft. Entsprechend froh bin ich auch darüber gewesen, so nette Kollegen gehabt zu haben, die mir oft hilfreiche Ratschläge gegeben haben.

Ich möchte nur ungern ausschließlich auf mein Aussehen reduziert werden. Ich kann mich artikulieren und bin nicht blöd.
Sonja Gerhardt
Sie haben die folgende Frage vermutlich schon sehr oft gehört, aber trotzdem: Hilft Ihnen Ihr Aussehen bei Castings?
Danke für das Kompliment, aber ich möchte nur ungern ausschließlich auf mein Aussehen reduziert werden. Ich kann mich artikulieren und bin nicht blöd. Das darf man nicht vergessen. Und auch wenn es dadurch vielleicht leichter ist, an bestimmte Rollen zu kommen, so kann es auf der anderen Seite erschweren, die interessanten Außenseiter-Figuren spielen zu dürfen.

Den Junkie oder Drogendealer nimmt man Ihnen halt nicht ab.
Aber daran sollte es doch nicht scheitern, heutzutage gibt es großartige Maskenbildner, die Schauspielern Narben ins Gesicht modellieren können um sie entsprechend unansehnlich aussehen zu lassen.

Ich muss in meinen nächsten Projekten – unter anderem wieder mit Nico Hofmann – nach wie vor abliefern und Leistung zeigen und darf mich darauf nicht ausruhen.
Sonja Gerhardt
Produzent Nico Hofmann jedenfalls bezeichnete Sie neulich als den „Shootingstar von Morgen“ – überwiegt da die Freude oder Druck?
Das ist besonderer Druck, aber auch besondere Ehre zugleich. In erster Linie freue ich mich darüber natürlich. Aber ich muss in meinen nächsten Projekten – unter anderem wieder mit Nico Hofmann – nach wie vor abliefern und Leistung zeigen und darf mich darauf nicht ausruhen.

Klappt es denn noch, dass Sie halbwegs anonym durch den Supermarkt schlendern können?
Ja, das geht. Allerdings wurde «Deutschland 83» ja auch noch nicht ausgestrahlt. (lacht)

Denken Sie, dass bald auch deutsche Serien so populär sind, dass gilt: Serie ist das neue Kino?
Ich bin eigentlich davon überzeugt, dass nach «Deutschland 83» noch weitere sehr starke Serien aus Deutschland folgen werden. Heutzutage verfolgt doch eigentlich fast jeder täglich seine Lieblingsserie, aber niemand geht mehr regelmäßig ins Kino – das ist zumindest mein Gefühl. Ich liebe es Folge für Folge nacheinander zu gucken und kann dann meistens kaum erwarten wie es weiter geht. Das finde ich spannender als einen Kinofilm am Stück zu schauen, der nach zwei Stunden zu Ende erzählt ist. Für alle weiteren Projekte, die im Bereich „Deutsche Serien“ noch kommen werden, war «Deutschland 83» sicherlich ein guter Startschuss.

Und welche Serien gucken Sie dann privat?
Ich liebe «Game of Thrones» und auch «Gossip Girl». Außerdem schaue ich «The Walking Dead» sehr gerne und mit «Top of the Lake» habe ich noch einen kleinen Geheimtipp parat.

Danke für das Interview.

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