Ich muss mal was beichten. Ich habe noch nie eine Folge von «Game of Thrones» gesehen. Also noch nie. Nicht eine. Nicht einmal einen Trailer. Ich kann keine einzige Figur beim Namen nennen und kenne sie nur von Plakaten und den Pressefotos aus unserem Redaktionssystem. Über die Jahre habe ich mir meine eigenen Namen für sie ausgedacht. Der sonderbare Blonde mit der Krone, bei dem einem ganz anders wird. Der Typ, der mit einem dicken Mantel in den Schneemassen steht und grimmig guckt. Und die, die die Haare hat wie Ulrike Klode.
Aktuell ist das natürlich besonders peinlich. Schließlich hat «Game of Thrones» bei den gestern verkündeten Emmy-Nominierungen alle anderen Serien in den Schatten gestellt und darf in sage und schreibe 24 (!) Kategorien hoffen.
Und ich, der ich mir eine gewisse Kompetenz zuschreibe, Serien inhaltlich und qualitativ zu diskutieren und zu bewerten, habe keine Folge dieses Megadings gesehen. Also gar keine.
Und jetzt der Hammer: Ich habe so überhaupt nicht vor, das zu ändern.
Nicht falsch verstehen: Ich will hier nicht meine eigene Ignoranz wie eine Monstranz vor mir hertragen, geschweige denn «Game of Thrones» seine allgemein zuerkannte Großartigkeit absprechen. Wie auch, ich kenne die Serie ja nicht.
Nur komme ich schlicht nicht über mein schier grenzenloses Desinteresse hinweg, das sich schon damals in mir breitgemacht hat, als ich die ersten Kritiken und Interpretationen gelesen habe. Eine Serie über riesige Tribes, die miteinander in verschachtelten Fehden stehen und einander ständig abmurksen. Komplexe Familienintrigen, die man im Zweifel selber am Flipchart mitschreiben muss, um mitzukommen. Das klang mir alles nach zu viel Aufwand.
Wahrscheinlich werden auch in «Game of Thrones» ganz existentielle Themen verhandelt, mit großem dramaturgischen und psychologischen Feingefühl und einem hohen künstlerischen und intellektuellen Anspruch. Wie in «Breaking Bad» und «True Detective» und «House of Cards» und «Transparent», die ich alle von Anfang bis Ende gesehen habe und sehr schätze.
Nur «Game of Thrones» wollte ich nie eine Chance geben. Weil mir zwar nicht die Durchdringung der inhaltlichen Komplexitäten, aber die opulente äußere Ausstaffierung zu aufwändig schien. Dafür kann «Game of Thrones» nichts – allein mein Shortcoming.
#Sorrynotsorry