«Kartoffelsalat - Nicht fragen!»
- Kinostart: 23. Juli 2015
- Genre: Komödie
- FSK: 12
- Laufzeit: 82 Min.
- Kamera: Wolfgang Busch
- Musik: Eko Fresh, Andrew Reich, Otto Waalkes
- Buch: Torge Oelrich, Michael David Pate
- Regie: Michael David Pate
- Darsteller: Otto Waalkes, Torge Oelrich,Tobias Schenke, Katy Karrenbauer, Wolfgang Bahro, Joyce Ilg, Dagi Bee, Simon Descue, Charles Rettinghaus, Norbert Heisterkamp, Bianca Heinicke uvm.
- OT: Kartoffelsalat - Nicht fragen! (D 2015)
Doch tatsächlich steckt hinter «Kartoffelsalat» ein Konzept, das der Comedian Torge Oelrich alias Freshtorge (1.400.000 Abonnenten) bereits vor einem Jahr an seinen Freund und Kollegen Michael David Pate herantrug. Gemeinsam wurde bis zu den Dreharbeiten ein leinwandtaugliches Drehbuch gesponnen, sämtliche Haupt- und Nebenrollen wurden mit den deutschlandweit bekanntesten YouTube-Gesichtern besetzt und zu guter Letzt ließen Michael Pate und sein Bruder, Produzent Miguel Pate, ihre Kontakte spielen, um mit Wolfgang Bahro («Gute Zeiten, schlechte Zeiten»), Otto Waalkes («Sieben Zwerge – Männer allein im Wald»), Katy Karrenbauer («Hinter Gittern») oder Martin Schneider («Schillerstraße») zusätzlich einige „echte“ Schauspieler von dem Projekt zu überzeugen. Das Ergebnis ist tatsächlich hauptsächlich Fanservice – aber einer, in dem sichtbare Passion steckt.
Leo Weiß (Freshtorge) hat ein schweres Leben an seiner Schule. Er ist der Klassenälteste, aber nicht der Beliebteste. Leo kämpft mit schlechten Noten und mangelnder Anerkennung. In der Hoffnung auf einen Neuanfang beschließen seine Eltern, ihn auf eine neue Schule zu schicken. Dieser erweist sich aber als steinig, denn nur zwei Außenseiter bieten im Anschluss, während er sich Hals über Kopf in die extrem tussige „Perle“ verliebt. Als ein bedrohlicher Virus ausbricht, der aus Schülern fresssüchtige Infizierte macht, ergreift Leo die Initiative und beweist sich als Held. Von nun an startet eine waghalsige Rettungsaktion, in der Leo versucht, die nicht befallenen Schüler zu retten. Und möglicherweise ist es auch für die Infizierten nicht zu spät…

Mit der Betonung Michael Pates, man möchte mit der Produktion sowohl dem jungen, als auch dem älteren Semester etwas bieten, liegt der Regisseur goldrichtig, doch wenn man weder in die YouTuber-Zielgruppe gehört, noch mit den Kalauern Waalkes‘ groß geworden ist, muss man den Mehrwert von «Kartoffelsalat» zwangsläufig infrage stellen. Der anvisierten Zielgruppe wird das gewiss überhaupt nichts ausmachen. Für sie ist der Film ein kunterbuntes Stelldichein solcher Internetberühmtheiten wie Joyce Ilg, Dagi Bee oder den Jungs von Y-Titty.
Im Vorfeld war unklar, wie sich solche YouTube-VIPs vor der Kamera machen würden, wenn es darum geht, in eine neue, fiktive Rolle zu schlüpfen. Immerhin sind Die Außenseiter, Simon Desue und Co. bekannt dafür, sich hervorragend selbst zu spielen, beziehungsweise lediglich in ihr eigenes YouTube-Ich zu schlüpfen. Nun gilt es jedoch, sich auf der großen Leinwand zu beweisen und das, was der Zuschauer dargeboten bekommt, ist tatsächlich sehenswert, wenn auch weit weg von auszeichnungswürdigem Qualitätskino. Bedenkt man jedoch den Hintergrund der Teilzeitakteure, so hätte das Projekt «Kartoffelsalat» auch in einer absoluten Schauspieler-Vollkatastrophe enden können. Dass es das nicht tut, verdankt man in erster Linie dem Skript, denn jenes ist sehr darauf bedacht, den YouTubern möglichst wenig zusammenhängenden Text zuzuschreiben. Mit der Ausnahme von Torge Oelrich, der als einzige Hauptfigur auch den Großteil der Sprechzeit einnimmt (und dabei jene Comedy-Qualitäten beweist, die er auch auf seinem Kanal schon so gekonnt zur Schau stellt), haben Dagi Bee und ihre Kollegen lediglich bruchstückhaft ihre Dialoge vorzutragen. Das kommt «Kartoffelsalat» nur zu Gute.
Für die großen Lacher sorgen nämlich ganz andere. Deutschlands ältester Serienfiesling Wolfgang Bahro hat mit seinem Engagement als pervers angehauchter Bio-Lehrer die eindeutig beste Rolle inne, während Martin Schneider das qualitative Schlusslicht bildet; Nicht, weil der Comedian vor der Kamera schlecht agiert, sondern weil Pate Schneiders ewig gleiches Rollenmuster eines anstrengenden, hessischen Blödelbarden so penetrant in Szene setzt, dass selbst die wenigen Minuten seines Auftritts zu einer echten Geduldsprobe werden. Bei Otto Waalkes wiederum gibt es ein Wiedersehen in seiner Paraderolle des Harry Hirsch. Darüber hinaus ist er ganz in seinem Element, wenn es darum geht, einen verpeilten, aber liebenswürdigen Polizisten zu mimen, was dann auch tatsächlich das Komikzentrum der älteren Zuschauer bedienen wird.

Fazit: «Kartoffelsalat» ist ein Film von YouTubern, für YouTuber. Torge Oehlrich hat das einzig Richtige getan und mit den Pate-Brüdern zwei Leute ins Boot geholt, die mit dem Underdog-Genrehighlight «Gefällt mir» zuletzt schon bewiesen haben, dass leidenschaftliches Filmemachen inhaltliche wie technische Schwierigkeiten ausgleichen können. An «Kartoffelsalat» werden sich nicht nur die Geister scheiden, es wird zwangsläufig zwei Lager geben, die den Film aus zwei völlig verschiedenen Blickwinkeln betrachten werden. Obwohl sich nicht ganz erschließt, weshalb die Macher das Szenario der Zombieepedemie gewählt haben (mehr dazu verrät Regisseur Michael Pate im exklusiven Quotenmeter.de-Interview), um ihrem Film eine Story zu geben, ist «Kartoffelsalat» eine Ansammlung von Kalauern, an denen sowohl die Fans der Darsteller, sowie die Begleitpersonen des älteren Jahrgangs ihre Freude haben können. Wer sich weder der einen, noch der anderen Seite anschließen kann oder will, der sollte um «Kartoffelsalat» einen großen Bogen machen, um im Nachhinein nicht über vergeudete Lebenszeit zu klagen. Doch so viel Fairness muss sein: Aufgrund von viel Selbstironie und einer sichtbar passionierten Herangehensweise dürfen sich alle Beteiligten vor allem deshalb auf die Schultern klopfen, weil dem Endprodukt die vorab befürchtete Berechnung abgeht. Es bleibt spannend, zu beobachten, wie der Film beim Publikum abschneidet.
«Kartoffelsalat» ist ab dem 23. Juli in den deutschen Kinos zu sehen.