Hingeschaut

«Die Lars-Reichow-Show»: Lanz, komm bald wieder!

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Der ZDF-Neustart am späten Dienstagabend wäre gerne ein unterhaltsamer Talk mit satirischem Anstrich und amüsanten Musik-Einlagen - doch er scheitert auf nahezu allen Ebenen. Das größte Problem des Formats ist sein Gastgeber.

Weitere Lanz-Ersatzformate

  • Mittwoch: «Schöne harte Welt» (vier Promis arbeiten eine Woche lang auf einer Großplantage mit dem Ziel, die Arbeitsbedingungen der Plantagenarbeiter aufzuzeigen)
  • Donnerstag: «Kessler ist...» (Michael Kessler interviewt Prominente und ihre nahen Angehörigen, um anschließend selbst in die Rolle des Promis zu schlüpfen)
Oft und gerne wird Markus Lanz für seine Gesprächsführung kritisiert, die zum Teil als anbiedernd, selbstdarstellerisch oder pseudo-interessiert beschrieben wird. De facto gelingt es dem Moderator allerdings seit nun mehr sieben Jahren, an drei Abenden wöchentlich eine gesellschaftsrelevante Talkshow auf die Beine zu stellen, die er noch immer mit Elan und in aller Regel auch guter Vorbereitung zu leiten vermag. Angesichts dieses Pensums erscheinen die vier Wochen Sommerpause, die Lanz nun einlegt, als äußerst moderat. Zumindest am Dienstagabend könnten sie dennoch eine schwere Zeit voller Wehmut an den Südtiroler werden, denn der Neustart «Die Lars-Reichow-Show» entpuppte sich schon bei seiner Premiere als äußerst träge und inhaltlich völlig irrelevant.

Wie schwerfällig die halbe Stunde werden könnte, deutet sich dabei schon früh an. Im Stile einer klassischen Latenight beginnt der Gastgeber seine Show mit einem Stand-Up. Auf Politik und Weltgeschehen geht Reichow darin allerdings etwas überraschend nicht ein, stattdessen stürzt er sich auf die Schilderung seines letzten familiären Urlaubstrips. Nun mag Humor gewiss Geschmackssache sein, doch ob eine "all in Klosett"-Buchung als Synonym eines Ausflugs im Wohnwagen nun einen solch hohen humoristischen Wert hat, dass man sie gleich mehrfach innerhalb weniger Minuten wiederholen muss, darf man zumindest in Frage stellen. Angesichts der Kalauer, die Reichow ansonsten zum Besten gibt, mag die Häufung des "all in Klosett"-Gags als herausragende kreative Leistung allerdings schon fast wieder legitim anmuten. Das Studio-Publikum honoriert die Bemühungen mit Applaus auf Kommando und äußerst schüchternen Lachern.

Doch der weitaus umfänglichere Gesprächsteil mit seinen Gästen Verona Pooth und Lutz van der Horst soll ja noch folgen - und das anfängliche Stand-Up-Desaster mit schalen Witzchen ohne Substanz zumindest partiell abfedern. Dies ist allerdings weder Reichows Gesprächsführung, die zum Großteil aus wenig erkenntnisreichen Fragen zur Ferienkonzeption seiner Gäste besteht, die er ebenso wenig elanvoll von seinen Kärtchen abliest, noch den beigefügten Fotos und Videos geschuldet, die an die Leinwand geworfen werden. Nein, dass dieser immerhin knapp 20 Minuten umfassende Teil des Formats nicht ebenfalls zu einem Totalausfall wird, ist einzig Pooth und van der Horst zu verdanken, die zumindest etwas Leben und Unterhaltungswert in das triste Abhaken zielloser Fragen von Seiten des Moderators bringen. Es ist bezeichnend, dass die wenigen intensiveren Lacher des Publikums in den Momenten aufkommen, in denen sich Pooth und van der Horst ohne moderative Leitung unterhalten. Gehaltvoller als das restliche Gerede über die gewöhnlichsten Urlaubserlebnisse sind diese Momente gewiss nicht, doch zumindest eine moderate Prise Unterhaltungswert mag man ihnen zuschreiben.

In eine ähnliche Kerbe schlägt dann auch der Einspieler von Kollege Wolfgang Trepper, der im Zoo unterwegs ist und verschiedene Tiere füttert. Besagtem Clip mag man das Prädikat "ganz nett" verleihen, die gefütterten Vierbeiner sind putzig und man schaut mal für zwei Minuten recht gerne auf das hauseigene Fernsehgerät. Klingt ebenso unspektakulär wie es ist. Doch wer sich nur einmal die Mühe macht, die qualvollen fünf Minuten Stand-Up zu Beginn oder eine Zusammenstellung von Reichows vorbereiteten Fragen anzuschauen, mag wohl schon etwas besser nachvollziehen können, weshalb man so etwas positiv heraushebt. Am Ende bringt der Gastgeber dann auch noch seine (recht guten) Gesangsqualitäten ein und singt gemeinsam mit seinen Gästen eine (erneut arg pointenarme) Cover-Version von "Santa Maria". Und dann sind die 30 Minuten auch überstanden.

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Ein herausragendes Konzept ist der «Lars-Reichow-Show» bereits gewiss nicht zu bescheinigen, doch in der am Dienstagabend zur Schau gestellten Umsetzung wird aus ihm ein völlig lustlos daherkommender, irrelevanter und vor allem auch zäher Mischmasch aus Talk, Satire und Comedy. Wer im vergangenen Jahr einmal in die ebenfalls von Reichow präsentierte «heute show»-Sommerpausenvertretung «Ohne Garantie» reingeschaut hat, dürfte von der Behäbigkeit nicht mehr allzu überrascht sein. Ein wenig enttäuschend ist es jedoch schon, dass man offenbar kaum Konsequenzen aus dem inhaltlich wie hinsichtlich der Einschaltquoten miesen Vorjahres-Format gezogen hat und den Musik-Kabarettisten abermals völlig inspirationslose Gags vom Reißbrett abhaken lässt. Den Slot um 23:15 Uhr sollten Lanz-Zuschauer aber für die nächsten vier Wochen dennoch nicht komplett abschreiben - spätestens am Donnerstag folgt hier mit «Kessler ist...» ein echter Geheimtipp, der sogar für den Grimme-Preis nominiert wurde.

«Die Lars-Reichow-Show» läuft in den kommenden drei Wochen jeweils dienstags um 23:30 Uhr im ZDF.

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