Filmfacts: «The Vatican Tapes»
- Kinostart: 30. Juli 2015
- Genre: Horror
- FSK: 16
- Laufzeit: 91 Min.
- Kamera: Gerardo Mateo Madrazo
- Musik: Joseph Bishara
- Buch: Christopher Borrelli, Michael C. Martin
- Regie: Mark Neveldine
- Darsteller: Olivia Taylor Dudley, Michael Peña, Dougray Scott, Kathleen Robertson, Djimon Hounsou, John Patrick Amedori
- OT: The Vatican Tapes (USA 2015)
Von einer Sekunde auf die andere ist Angela (Olivia Taylor Dudley) nicht mehr die unschuldige, junge Frau, die sie früher einmal war. Nach einem von ihr selbst verschuldeten Autounfall spielen nicht nur die Tiere in ihrer Gegenwart verrückt, Angela wird zusehends apathischer und reagiert aggressiv auf ihr persönliches Umfeld. Mit dem Verdacht auf eine Nervenkrankheit bringen ihr Freund Pete (John Patrick Amedori) und ihr Vater sie ins Krankenhaus, wo sie ihren handelnden Arzt schwer verletzt und von hier aus direkt in eine Psychiatrie eingeliefert wird. Dort beginnt sie, mit purer Gedankenkraft, Menschen zu töten. Die Ahnungen der Umstehenden verdichten sich zu der Erkenntnis, dass hier böse Mächte am Werk sind. Ein der Teufelsaustreibung mächtiger Priester (Michael Peña) muss also her, der in Angela seine Meisterin gefunden zu haben scheint. Um ihr das Böse auszutreiben, erfordert es Unterstützung aus dem Vatikan, doch als diese schließlich eintrifft, ist es schon fast zu spät…
Was genau es mit der Besessenheit der sehr ordentlich aufspielenden Olivia Tylor Dudley («Transcendence») auf sich hat, sei an dieser Stelle aus Spoilergründen nicht verraten. Doch so viel sei vorweg genommen: «The Vatican Tapes» darf sich vieles vorwerfen lassen, doch etwas in seiner Absurdität so Ekstatisches hat es im Horrorgenre schon lange nicht mehr gegeben. Die Pointe der Drehbuchautoren Christopher Borrelli («Whisper – Die Stimme des Bösen») und Michael C. Martin («Hell On Wheels») lässt sich irgendwo zwischen größenwahnsinnig und serientauglich ansiedeln – und ist trotz oder gerade wegen ihrer abgehobenen Idee durchaus einen Blick wert. Doch was bringt dem Zuschauer ein überschwänglicher Schlussakkord, wenn alles Vorausgegangene nicht im Ansatz für das gezahlte Ticketgeld entschädigt? Wir möchten es dem Regisseur an dieser Stelle gleichtun und unsere Arbeit einfach halten: Liebhaber, die sich zum Exorzismusgenre generell hingezogen fühlen, denen liefert «The Vatican Tapes» ebenjene Unterhaltung, die sie von einem Film dieser Sparte erwarten dürfen. Der Aufbau respektive das Stückwerk gleichkommende Aneinanderreihen typischer Exorzismus-Szenerien unterscheidet sich allerdings nicht überschwänglich von herkömmlicher Genreware.
Unter Zuhilfenahme einer Kameraarbeit, die zwar nicht vom «Crank»-Kameramann selbst stammt, in ihrer fiebrig-paralysierenden Stimmung aber überdeutlich die Handschrift der damaligen Film-Verantwortlichen trägt (und damit einer der großen Pluspunkte des Filmes ist), liefert das Skript allenfalls solide, jedoch zu keinem Zeitpunkt überraschende, schon gar nicht hochspannende Unterhaltung; Nichts für die Annalen der Filmgeschichte, wohl aber für den schnellen Hausgebrauch. Der Schlussakt wiederum lässt einen schließlich gespalten zurück, ist dieser doch ein Paradebeispiel dafür, mit welch überbordender Fantasie manche Filmemacher gesegnet sind und ihrem Film damit zu einem so wichtigen Alleinstellungsmerkmal verhelfen können. Gut ist das zwar noch lange nicht, aber von unermesslichem Unterhaltungswert und darum soll es in «The Vatican Tapes» schlussendlich gehen.
Die Darsteller haben das alles recht gut im Griff, denn diese sind nicht nur passend gecastet, sondern scheinen auch die Intention der Macher ziemlich genau zu kennen. Allen voran Olivia Taylor Dudley agiert bemerkenswert authentisch, was gerade gen Ende vonnöten ist, um die absurde Prämisse nicht vollends der Lächerlichkeit preiszugeben. Darüber hinaus erweist sich das Casting von «Ant-Man»-Sidekick Michael Peña als zielsicher. Mit seiner respekteinflößenden Attitüde gelingt dem Schauspieler ein feines Spiel, angesiedelt zwischen Exzess und Zurückhaltung, das «The Vatican Tapes» als Erdung im Vergleich zur ansonsten so abgefahrenen Schlusspointe benötigt.
Was bleibt also schlussendlich für ein Fazit übrig? Auf der einen Seite möchte man Regisseur Mark Neveldine für seinen Mut zur Ekstase beglückwünschen, zumal er sich mit seiner kreativen und aufgrund seines eingeführten Epi- und Prologs durchaus für eine Serie einladenden Idee, den Film so enden zu lassen, wie er es tut, auf die Schulter klopfen darf. Er geht ein Risiko ein, das man in gewisser Weise auch belohnen möchte. Doch dann denkt man genauer über die eigentliche Idee nach und muss feststellen, dass diese trotz aller Innovation nicht mehr ist, als eine ziemlich dämliche Spielerei. So wird «The Vatican Tapes» zu einem waschechten Guilty Pleasure – und zu einem Film, dem man letzten Endes kaum böse sein kann.
«The Vatican Tapes» ist ab dem 30. Juli bundesweit in den Kinos zu sehen.