Filmfacts «Pixels»
- Regie: Chris Columbus
- Produktion: Adam Sandler, Chris Columbus, Allen Covert, Mark Radcliffe, Michael Barnathan
- Drehbuch: Tim Herlihy, Timothy Dowling; basierend auf dem gleichnamigen Kurzfilm von Patrick Jean
- Darsteller: Adam Sandler, Kevin James, Michelle Monaghan, Peter Dinklage, Josh Gad, Brian Cox, Ashley Benson, Jane Krakowski
- Musik: Henry Jackman
- Kamera: Amir Mokri
- Schnitt: Hughes Winborne
- Laufzeit: 105 Minuten
- FSK: ab 6 Jahren
Unter der Regie von Chris Columbus («Harry Potter und der Stein der Weisen») hält «Pixels» streckenweise wenigstens eines seiner Versprechen ein: Wenn ein Angriff der Aliens erfolgt und in Überlebensgröße solche Kultspiele wie Galaga oder Centipede nachgestellt werden, zündet diese Gaming-Actionkomödie. Sobald etwa die gigantischen Pixel-Tausendfüßler über und in London für Chaos sorgen, gelingt es dem Regisseur, die übliche Blockbuster-Zerstörungswut der Prämisse entsprechend bunt und knuddelig-witzig auf die Leinwand zu bringen. Der verfrühte Höhepunkt von «Pixels» ist aber eine Autoverfolgungsjagd quer durch New York City (respektive Toronto, wo die Sequenz gedreht wurde), die dazu dient, einem riesigen, liebenswert aussehenden Pac-Man Einhalt zu gebieten. Diese schmissige Szene trifft den Kern des Videospiels (wenngleich mit umgekehrten Vorzeichen, schließlich steuert man im Game das gelbe Kreiswesen, statt es zu jagen) und ist handwerklich mehr als nur kompetent realisiert.
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Somit nähern wir uns einem weiteren schwerwiegenden Problem der 105 Minuten langen Videospiel-Hommage, die bei genauerer Betrachtung jedoch erschreckend wenig für die Faszination Retro-Gaming übrig hat: Die abgesehen vom Finale so spaßigen Pixel-Invasionen machen nur einen gemäßigten Anteil des Films aus. Weite Stecken des von Tim Herlihy und Timothy Dowling geschriebenen Werks erinnern an die üblichen, nur spärlich zündenden Eskapaden, die Sandlers Komödien der jüngeren Vergangenheit ausmachen. Dazu zählen eine völlig unmotivierte, gefühlsarme Lovestory, inkonsistente Figurenzeichnung und vor allem: Ein verwirrendes Bild sozialer Außenseiter.
Oberflächlich betrachtet ist «Pixels» ein Pro-Nerd-Film: Nur eine von Adam Sandlers Figur des Elektroinstallateurs Sam angeführte Nerd-Gruppe hat das Zeug dazu, die Erde vor den videospielartigen Angreifern zu retten. Ein Pummelchen mit Leseschwäche (gespielt von Kevin James) kann Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika werden. Und der modisch in den 80ern stehen gebliebene Maulheld Eddie (Peter Dinklage) sowie der Verschwörungstheoretiker Ludlow (Josh Gad) bekommen genauso wie Sam ihre kurzen Momente des Ruhms und der Verehrung. Wie diese Figuren dargestellt werden, ist indes enorm rückschrittlich: Sie alle sind unfähig, normale Gespräche mit Frauen zu führen und sie haben abseits ihrer Gaming-Erfahrung keinerlei nützliche Kenntnisse oder Fähigkeiten.
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Die von Hollywood gemeinhin nicht genug geachtete Michelle Monaghan schlussendlich darf als Lieutenant Colonel Violet van Patten einmal mehr vor allem nur gut aussehen. Ihr mimisches Talent kommt nur in vereinzelten Dialogwechseln zum Vorschein, in denen ihre Hassliebe zu Sandlers Hauptfigur kurz, knapp und pointiert abgehandelt wird. Große Lacher sind zwar nicht aufzufinden, dank Monaghans Timing lockern jedoch ein paar Schmunzler die schleppenden Strecken zwischen den pixeligen Höhepunkten auf. Wer eine vor Energie strotzende Komödie sehen will, die mit nerdigem Humor, endlosen Arcade-Referenzen und findiger Action eine Liebesgeschichte erzählt, sollte daher einfach «Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt» schauen. Sei es zum ersten oder zum wiederholten Mal – spaßiger als «Pixels» ist die Comicadaption zweifelsohne. Und auch nicht dermaßen schnell aus dem Gedächtnis gelöscht!
Fazit: «Pixels» ist weder der schlechteste Actionfilm, der sich bei Videospielen bedient, noch die schlechteste Adam-Sandler-Komödie der vergangenen fünf Jahre. Einen denkwürdigen Kinoabend macht das aber längst nicht aus: Die tolle Grundidee geht angesichts der laschen Fließbandstory und teils anstrengenden Figuren trotz vereinzelt kurzweiliger Momente völlig unter!
«Pixels» ist ab dem 30. Juli 2015 in vielen deutschen Kinos zu sehen – in 2D sowie in 3D.