Sonntagsfragen

Jan Köppen: „Rankings vermitteln noch Exklusivität“

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Die RTL-Gruppe hat viel mit ihm vor: Eine neue Heimwerker-Show, mehr von «I like the» - und natürlich «Yps». Wir haben mit Jan Köppen über die neue TV-Season gesprochen und dabei natürlich auch über das Ende der Fernsehära von Stefan Raab.

Zur Person: Jan Köppen

Jan Köppen startete seine TV-Karriere 2005 bei VIVA – zunächst klassisch mit einem Praktikum. Zehn Jahre später ist der Moderator breit aufgestellt und stand zuletzt für «I LIKE THE 80s» bei RTL vor der Kamera. Bei RTL Nitro kommen neue Folgen von «YPS – Die Sendung». Bei der neuen Heimwerker-Show «Hammerzeit – Die Selfmade-Show» bekommt der 32-Jährige Unterstützung von Comedy-Autor André Schubert («Joko und Klaas») und dem Playmate Daniela Sudau.
Jan Köppen - oder sollen wir lieber sagen: „Weltstar des Spartenfernsehens“, wie RTL-Nitro-Senderchef Oliver Schablitzki Sie taufte…
(lacht) Danke an Herrn Schablitzki (lacht) Ach, warum nicht? Sparte ist wichtig im deutschen Fernsehen, manchmal sogar wichtiger als das Mutterschiff. Das gilt für alle Sender. Das, was bei den Kleinen passiert, kann oft mit mehr kreativen Freiräumen produziert werden. Und wenn es dann gut läuft, ist die Chance auch ganz gut, dass man im Hauptprogramm landet.

90 Prozent Ihrer Möbel sollen Sie selbst gebaut haben – ein gute Voraussetzung für «Hammerzeit – Die Selfmade-Show»…
Das ist wirklich nicht gelogen! Lassen Sie mich mal aufzählen: Regal, TV-Tisch, Couch-Tisch, Küchentisch, Bett, noch zwei Regale, (lacht) – Regale sind ja auch einfach (lacht), dann noch ein paar Beistelltische. Das Bad habe ich selber mit Holz verkleidet und einen passenden Waschtisch dazu gebaut, indem ich einfach eine alte Eiche-Stammholzplatte genommen und ein Waschbecken darauf angebracht habe. Ich habe also tatsächlich viel selber gemacht, das liegt mir auch. Ich würde allerdings nicht sagen, dass ich das professionell kann – ein Tischler darf da nicht genauer hinschauen (lacht) - aber es geht ja einfach um die Lust an der Sache.

Die Sendung erinnert in Teilen an verrückte bis alberne Challenges á la «Joko und Klaas», oder?
Ja, ich glaube auch nicht, dass wir das Fernsehen neu erfinden. Wer kann das schon? Bei zwei Leuten im Fernsehen denkt man schnell an Joko und Klaas. Wir haben bei uns auch diesen Duell-Gedanken, das stimmt. Aber der soll nicht der Kern der Sendung sein. Wenn wir jeder mit jeweils 100 Euro in den Baumarkt gehen und überlegen, wie man damit zum Beispiel einen Schlitten bauen kann, um den anderen zu besiegen, dann steht am Ende das Duell, aber vor allem der Weg dahin ist spannend. Was entsteht, wenn so zwei Heinis wie der Schubert und ich 100 Euro haben, um etwas Bestimmtes zu bauen?

Also eher Challenge- oder Service-Sendung?
Challenge, ja – aber wir versuchen darüber hinaus die Leute zu inspirieren. Wir benutzen häufig alte Sachen wie zum Beispiel Reifen, die durchaus zu Hause in der Garage rumliegen könnten und die man für etwas Neues gebrauchen kann. So können die Zuschauer vielleicht noch etwas mitnehmen, was nicht im klassischen Umdekorier-Stil ist – denn davon gibt es ja eh genug.

Drehen Sie neben neuen «Yps»-Folgen auch neue Rankingshows für RTL?
Ja, da drehen wir neue Folgen. Bei den Thementagen von RTL Nitro wird es dann entsprechende «Yps»-Folgen geben - beim Auto-Thementag zum Beispiel ein Spezial zu Autos und der Zukunft des Automobils. Bei RTL kommen dann nochmal «Die erfolgreichsten Liebes-Filme» und «Die erfolgreichsten Science-Fiction-Filme» mit klassischen Studiomoderationen von mir. Ein paar Sachen werden gerade noch geplant. Das ist schön abwechslungsreich. Ich mag die Sachen bei RTL Nitro, weil ich da raus zu den Leuten gehe und nicht nur im Studio bin. Ich glaube, die Menschen interessiert, was es draußen für verrückte Sammler, liebevolle Nerds und lustige Bastler gibt, die man dann bei «Yps» sieht. Studiomoderationen sind die eine Sache, aber die erwähnten Außen-Drehs bedeuten nochmal eine ganz andere Art von Fernsehen.

Bei der Vielzahl an Rankingshows haben Sie aber keine Bauchschmerzen?
Rankings vermitteln noch ein Fünkchen Exklusivität. Es ist die klassischste und wahrscheinlich einfachste Art, Spannung zu erzeugen. Wer hat es auf Platz eins geschafft? Das ist selbst bei den «VIVA TOP 100» bis heute so, die ich ab und zu noch moderiere.
Jan Köppen
Der geschätzte Kollege Klaas Heufer-Umlauf hat das beim «Deutschen Fernsehpreis» ja schön zusammengefasst. Diese Rankingshows machen mittlerweile alle. Selbst der WDR, der dann «die zehn schönsten Brücken Nordrhein-Westfalens» zeigt. (lacht) Das ist Wahnsinn und absurd, dass es das wirklich gibt! Aber ich finde es trotzdem nachvollziehbar. Rankings vermitteln noch ein Fünkchen Exklusivität. Es ist die klassischste und wahrscheinlich einfachste Art, Spannung zu erzeugen. Wer hat es auf Platz eins geschafft? Das ist selbst bei den «VIVA TOP 100» bis heute so, die ich ab und zu noch moderiere. Das ist ja das einzige Format, das bei VIVA noch moderiert wird. Da ist es auch so, dass der Zuschauer – zumindest im Fernsehen – als Erster erfährt, wer auf Platz eins der Charts ist. Das kann man mittlerweile zwar auch im Netz einsehen, aber man sieht es zum ersten Mal im Fernsehen. Da entsteht am Ende immer ein Spannungsbogen. Selbst bei Rankings wie „die besten Tofu-Würstchen aus Castrop-Rauxel“ würden die Leute zuschauen! (lacht) Das heißt nicht, dass das schlecht ist. Das ist aus Fernsehmacher-Sicht ein dankbares Format, das man immer wieder bringen kann.

Wie beurteilen Sie eigentlich die aufmerksamkeitsstarken Aktionen von Jan Böhmermann?
Ich finde Jan Böhmermann super, aber der ruft mich leider sehr häufig an, oft auch nachts um drei, weil er bei Candy Crush Level 97 nicht weiter kommt. Ich geb’ ihm da sehr gerne Tipps. Auch in anderen Bereichen. Ich schreibe ja auch 98% seiner Tweets. Ich mach da im Hintergrund echt viel, eigentlich die komplette PR für ihn… (lacht) Aber im Ernst: Das ist schon alles gut durchdacht. Auch in Zusammenhang mit der Produktionsfirma btf im Hintergrund. Da hat sich etwas gefunden, was definitiv zusammen gehört. Ich kann vor deren Aktionen immer nur den Hut ziehen. Da ist von jeder Farbe an Humor die richtige Menge, aber auch Ernsthaftigkeit dabei.

Diesen Sommer überraschte das Karriere-Ende von Stefan Raab die TV-Branche – Sie auch?
Bei «TV Total» wurde zwar auch häufig gesagt, das es nicht mehr zeitgemäß sei, aber genau dem ist er jetzt entflohen, indem er diesen großen konsequenten Cut zur richtigen Zeit macht, denn ein Raab geht nicht mit kleinen Schritten, sondern mit dem großen Knall.
Jan Köppen
Ja, das Raab-Ende hat mich im ersten Moment auch überrascht. Aber Stefan ist in all dem, was er macht, sehr konsequent. Der hat in seiner Karriere bisher alles richtig gemacht. Ich würde aber nicht ausschließen, dass er in zwei Jahren wiederkommt. Aber im Moment ist das wohl der richtige Zeitpunkt. Der wollte eben nicht der sein, der in fünf Jahren der Zeit hinterherhängt und alle sagen: Wann macht der denn endlich Schluss? Jetzt sagen das die Leute nicht. Bei «TV Total» wurde zwar auch häufig gesagt, das es nicht mehr zeitgemäß sei, aber genau dem ist er jetzt entflohen, indem er diesen großen konsequenten Cut zur richtigen Zeit macht, denn ein Raab geht nicht mit kleinen Schritten, sondern mit dem großen Knall.

Wie Stefan Raab begannen auch Sie Ihre TV-Karriere bei VIVA. Schon mal in Gedanken die TV-Rente geplant…?
(lacht) Nein, ich habe mir persönlich da kein Enddatum gesetzt. Wenn man so wie Stefan Raab präsent ist und entsprechend den Lebensunterhalt gesichert hat, dann ist das ja egal…ich muss aber noch ein bisschen weiterarbeiten (lacht).

Vielen Dank für das Gespräch, Jan Köppen.


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