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LeFloid, Luke, Bauerfeind: Wann YouTube und das Fernsehen (nicht) zusammenpassen

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Mit «1080 NerdScope» wird wieder einmal ausgetestet, wie nahe sich Fernsehen und YouTube sind. Die Vergangenheit zeigt: Eigentlich haben sich die beiden Medien voneinander entfernt. Und doch ist «1080 Nerdscope» mit LeFloid und Co. die logische Folge.

Themen der ersten «1080 NerdScope»-Ausgabe

  • Half Life 3
  • Deus Ex: Mankind Divided
  • Michael Jackson als JarJar Binks
  • ESL und Doping
  • Gamescom
  • Parodie auf «Kartoffelsalat»
  • Kritik zu «Pixels»
Gamescom-Zeit ist es, die beste Zeit, um über Gaming zu reden. Dachten sich auch drei YouTuber, die am vergangenen Wochenende eine neue Videospiele-Show gestartet haben. Eigentlich nichts Ungewöhnliches. Wäre da nicht die Tatsache, dass ihr Format auch im linearen Fernsehen ausgestrahlt wird, beim öffentlich-rechtlichen Sender EinsPlus.

Die YouTuber, das sind LeFloid, RobBubble und Frodoapparat, ihre Show heißt «1080 NerdScope». Wenn auch manchmal etwas aufgesetzt wirkend (Klamottenetikette: Anzug!), so besticht die Show mit dem bekannten Humor, den wir von den dreien ohnehin kennen. Stark die branchen-interne Parodie auf den Film «Kartoffelsalat», hervorragend ist auch der Einstieg gelungen. Man reagiert schlagfertig auf die vielen negativen Kommentare, die sich über dem Projekt ausschütten: NBC GIGA, Pixelmacher, Reload – alle Gaming-Sendungen im TV seien doch früher oder später eingestellt worden, schreiben Zuschauer. Und LeFloid starte doch nur durch sein Merkel-Interview durch und kassiere jetzt ab. Und: Sowas funktioniere nur auf YouTube, aber doch nicht im Fernsehen.

Genau diese Frage provoziert nun «1080 NerdScope» und ist damit der nächste Puzzlestein in einem Spiel, dessen Lösung noch nicht absehbar ist. Passen YouTube und Fernsehen zusammen? Oder besser: Sind die Köpfe von YouTube auch geborene Fernsehstars – und umgekehrt? Die bisherigen Versuche lassen definitive Antworten vermissen, soviel vorweg.

Ein früher Versuch war «Teddy's Show» auf ZDFneo im Jahr 2012. Nach Teddys YouTube-Hit, dem Video zum Einbürgerungstest, bekam er seine eigene Sendung im eher klassischen Late-Night-Stil, mit Band und Einspielern. Funktioniert hat das weniger, weder inhaltlich noch quotentechnisch. Nach einer Staffel war Schluss. Von YouTube hat sich Teddy derweil ebenfalls größtenteils verabschiedet, tourt heute als Stand-Up-Comedian durch die Republik und arbeitet auch als Schauspieler, wie schon vor seiner Internet-Karriere.

Schwer tat sich auch Luke Mockridge, der kürzlich seine erste große Fernsehshow in Sat.1 hatte. Zwar ist auch Luke kein alleiniger YouTuber, sondern vorrangig Comedian – aber er hat bei YouTube durchaus großen Erfolg, früher in der Ponk-WG und jetzt mit dem Kanal Snoooze. Trotz seiner Popularität beim netzaffinen Publikum waren die Quoten der Sat.1-Show unterdurchschnittlich; so richtig passte die klassische Fernsehbühne nicht zu ihm. Bei YouTube waren viele Clips aus der Show dagegen sehr erfolgreich – solche, die den originalen YouTube-Sketchen von Luke, Joyce und Co. sowieso ähneln.

Es ist schwierig, als YouTuber im TV aufzutreten, weil eine Hauptzielgruppe dieser Stars – die ganz jungen Zuschauer – das Fernsehen und seine Formate bereits nicht mehr gewöhnt sind. YouTube mit seinen kurzen Clips, die sich immer schnell im digitalen Alltag zwischendurch konsumieren lassen, hat schließlich andere Spielregeln, kreiert damit andere Unterhaltungsformen wie LetsPlays. Oder umgekehrt: Fast alle derzeit produzierten TV-Sendungen sind nicht netzkompatibel, Ausnahmen wie das «NeoMagazin Royale» sind selten. Und was nicht netzkompatibel ist, das wird auch mit YouTubern wenig anfangen können. Diese zu «TV Total» einzuladen erscheint aus Sicht der Netzstars als Missverständnis, vor allem aber auch aus der Sicht von Stefan Raab. Wenn YouTuber ins Fernsehen wechseln oder dort Karriere machen wollen, müssen sie sich von dem Gedanken verabschieden, ihre Fans dorthin mitzunehmen.

Trotzdem können diese Köpfe für das Fernsehen attraktiv sein. Genau dann, wenn es die jungen Zuschauer nicht komplett verlieren will. Denn immerhin besitzen viele Netzstars eine gewisse Medienkompetenz und Entertainer-Qualitäten, die auch im TV gefragt sind. Hinter diesem Gedanken steht die alte Frage, woher der Moderations-Nachwuchs kommt. Vor Jahrzehnten und Jahren war es relativ klar: Fast alle zukünftigen TV-Stars kamen von den Jugend- und Musiksendern wie VIVA, MTV und NBC GIGA. Viele von ihnen sind heute groß im Geschäft: Matthias Opdenhövel, Stefan Raab, Miriam Pielhau, Jan Köppen, Joko und Klaas, Steven Gätjen, um nur wenige zu nennen.

Da die Musiksender aber wegen fehlender Shows kaum noch Nachwuchs ausbilden – von löblichen Experimenten wie joiz abgesehen –, sind Alternativen gefragt. Vielleicht eben auch von YouTube, wenn die dortigen Köpfe fernsehkompatibel gemacht werden können. Hier aber besteht das grundsätzliche Problem zwischen den beiden Medien: YouTube lebt von Authentizität, einem gewollt minimalistischen Produktionsdesign und kompletter kreativer Freiheit. Die meisten YouTuber wollen dies nicht aufgeben. Sie stören sich an den Hierarchien im Fernsehen, an den langwierigen Produktionsverhältnissen, an weichgespülten und massenkompatiblen Formaten, die nicht mehr für das stehen würden, was man als YouTuber ausdrücken will. Vielleicht am besten hat Joyce Ilg die Unterschiede zwischen der Videoplattform und dem Fernsehen verdeutlicht – sie kennt beide Medien als Schauspielerin und als erfolgreiche YouTuberin sehr gut. Als „viel zu schwerfällig und viel zu risikoavers“ bezeichnet sie die Sender letztlich. Sie erläutert, warum Fernsehen für viele Internetpromis – und erst recht für deren Zuschauer – nach den derzeitigen Verhältnissen keine echte Alternative ist.



Bezeichnend ist, dass der Sprung vom Internet ins TV dann noch gelang, als YouTube noch kaum Stars produziert hat und nicht als vollwertiges Unterhaltungsmedium galt. Vor einigen Jahren machte eine Internet-Comedysendung namens Ehrensenf von sich reden, und zwei ihrer Moderatorinnen sind heute als Fernsehgesichter erfolgreich: Katrin Bauerfeind und Jeannine Michaelsen. Ihre Karriere bestätigt nur, wie entfernt YouTube und Fernsehen mittlerweile voneinander sind, wie unterschiedlich ihre Formate – und wie weit sich das Fernsehen und das Internet als Unterhaltungsmedien voneinander entfernt haben. Ehrensenf war vergleichsweise klassisch – oder besser: fernsehkompatibel – konzipiert, als Nachrichtensatire. 2011 endete die Sendung, schon da war sie längst nicht mehr relevant.

Können also YouTube und Fernsehen gemeinsam voneinander profitieren? Der kleinste gemeinsame Nenner ist dann wirklich nur der, den «1080 NerdScope» jetzt demonstriert: eine Sendung im TV zu zeigen, die eigentlich für YouTube produziert wurde und wohl in ähnlicher Form auch existieren würde, wenn sie nicht im Fernsehen liefe. Man lässt die Internet-Stars das machen, was sie am besten können, in kompletter Eigenverantwortung und ohne Vorschriften. Dass eine solche Show dann trotzdem im TV ausgestrahlt wird, ist eigentlich ein Armutszeugnis für die Sender. Man hat sich mit der Situation abgefunden. Vorerst.

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