Machen wir uns nichts vor: Ich bin ein Freund der Award-Season, jener Zeit, in der sich ganz Hollywood von einer Preisverleihung zur nächsten hangelt, ehe alles mit den Oscars seinen Höhepunkt nimmt. Dennoch kann ich die Kritik an diesen Wochen und Monaten verstehen: Diese Phase des Jahres, in der kleinere, gute Filme gefeiert werden sollten, ist ein gewaltiger Kostenpunkt, und in all dem Glanz und Glamour geht zuweilen der eigentliche Sinn der Übung verloren. Und dass manche Schauspielerinnen und Schauspieler dieses Dauerschaulaufen nicht mögen, ist auch mehr als nur menschlich.
Hinzu kommt, dass aufgrund der Flut an kleineren Preisen in der Strecke von Januar bis März eines Jahres die Oscars kein Alleinstellungsmerkmal haben. Und da die Preisgalas immer größer werden, verlieren sie zudem ihre Aufgabe aus dem Sinn: „Alle Gewerkschaftspreise waren einst geschlossene Veranstaltungen. Nun haben sie Sponsoren und laufen im Fernsehen. Sie machen Geld, alles hat sich in eine Gelegenheit verwandelt, Geld zu machen“, klagt etwa Edward Norton.
Mit den zusätzlichen Medienauftritten kommt zusätzliche Promoarbeit, was weitere Kosten bedeutet: „Die finanzielle Seite von «Birdman» wurde durch die Award-Saison in Mitleidenschaft gezogen, weil sich die Studios auf zwei Dutzend Events einlassen mussten“, klagt Norton, der sich daher einen radikalen Wunsch herbeisehnt: Die Oscars sollten die einzige große Show darstellen. Sämtliche Gewerkschaftspreise sollten in seinen Augen wieder geschlossene Veranstaltungen sein – und um dies durchzudrücken, sollte die Academy of Motion Picture Arts & Sciences eine drakonische Strafe einführen: Wer eine Awards-Gala abseits der Oscars medial unterstützt, wird disqualifiziert.
Eine harsche Option, die den Filmfreunden einige Shows raubt. Aber sie könnte die Studios dazu bringen, Geld in vernünftigere Projekte zu stecken, als in die Darstellung ihrer Filme im Rahmen dieser Galaabende. Und die Oscars wären wieder einzigartig …