360 Grad

Wenn Kolumnisten hassen

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Es gibt eine Serienfigur, die unser Kolumnist so hassen gelernt hat, dass er sich über Erschießung freute. Ein komisches Gefühl...

Ich bin ja eigentlich ein ganz umgänglicher Typ. Und zumindest Film- oder Serienfiguren haben es schwer, meine Geduld überzustrapazieren.

Als Mary-Louise Parker als Nancy Botwin in «Weeds» etwas mit einem mexikanischen Bürgermeister/Unterwelt-Lord angefangen hat und sie diese Liaison auch noch fortgesetzt hat, als er sie bereits erpresste/nötigte/eine Todesgefahr für sie und ihre Kinder darstellte, dachte ich mir: „Na gut, die is‘ halt so doof.“

Als Calista Flockharts «Ally McBeal» hin und wieder in einen Geisteszustand verfiel, als sei diese Figur nicht Anfang/Mitte 30, sondern maximal Ende 19, konnte auch das meinen positiven Gesamteindruck von dieser quirligen Serie kaum beeinträchtigen. „Die is‘ halt so.“

Und dann habe ich ja auch nichts gegen Unsympathen und Anti-Helden. Ganz im Gegenteil. Oft stellen zwielichtige bis bösartige Gestalten bekanntermaßen die spannendsten Untersuchungsfelder dar. Tony Soprano. Nucky Thompson. Martin Hart. Walter White.

That being said, schließe ich gerade meine «The Walking Dead»-Bildungslücke. Und bin just in dieser Serie auf eine Figur gestoßen, die in mir schon nach wenigen Folgen nicht viel anderes hervorzurufen imstande war als blanken Hass.

Und dabei ist sie nicht einmal eine Untote, die den Überlebenden ans Fleisch will.

Ich spreche von Lori Grimes.

Jene Lori, die, als ihr Mann mit einer Schusswunde im Koma liegt (und derweil die Katastrophe verschläft), etwas mit seinem Cop-Partner anfängt. Die hauptsächlich durch ihr Genöle auffällt, durch ihr unaufhörliches, nervtötendes Aber-wir-müssen-doch und Nein-das-können-wir-nicht. Die sich – womit sie andere in Lebensgefahr bringt – Abtreibungspillen beschaffen lässt, die sie dann doch nicht nimmt und, so schwanger wie intellektuell ausbaufähig durch die Apokalypse torkelnd, ihre ganze Gruppe mehrmals in die Nähe des sicheren Todes bringt.

Ich konnte diese Frau nie leiden. Und war so froh, als sie endlich jemand erschossen hat.

Ein kurzer Einschub: Meine Antipathie gegen Lori Grimes ist allein in meiner persönlichen Abneigung gegen sie begründet. Weder will ich damit ihre Darstellerin Sarah Wayne Callies kritisieren noch die Drehbücher der Serie. Denn die Figur ist ja stimmig entworfen, erfüllt einige dramaturgische Notwendigkeiten und folgt einer inneren, sinnvollen Logik. Ich kann sie schlicht nicht ausstehen.

Jetzt aber die eigentliche Frage: Darf man das? Ist es moralisch verwerflich oder ethisch unvertretbar von mir, wenn ich mich über den Tod einer Figur freue, die ja an sich nichts Verwerfliches oder Bösartiges getan hat und deren einziges Vergehen es gewesen ist, mir hammerhart auf die Klöten zu gehen?

Ich weiß. Sie werden sagen: Natürlich, ist doch alles nur Fiktion. Und dafür ist Fiktion mitunter auch da.

Denke ich mir auch. Ein bisschen unheimlich ist mir das aber tatsächlich.

Oder klinge ich schon wie Tony Soprano?

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