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«The Knick»: Für immer ein Geheimtipp?

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Die US-Serie feiert nun bei ZDFneo im deutschen Free-TV Premiere. Schon in den USA blieb der Serie auf Cinemax ein großes Publikum verwehrt. Wir verraten, wie erfolgreich die Sendung dort war.

Unsere Meinung zu «The Knick»

Soderbergh zaubert in «The Knick» eine für ihn typische Atmosphäre der kühlen Faszination, mit ungewöhnlichen Blickwinkeln, mal stillen, mal wackelnden Kameraperspektiven. Mit elektronischer Musik, die überraschend gut zum kalten Geschäft mit dem Patienten passt. Und mit einem starken Clive Owen als Arzt, der im Operationsssal genial ist, abseits davon aber in seiner Arroganz und Drogensucht zerfällt. Was «The Knick» nicht bietet, sind überraschende Twists, einkalkulierte Spannung oder ein besonders einfallsreiches Drehbuch – letzteres ist der bislang einzige echte Kritikpunkt, der gegen das Format aufgeführt werden könnte.
Lesen Sie hier Jan Schlüters gesamte Kritik zu «The Knick»
ZDFneo servierte seinem Publikum schon so einige Serien-Perlen. In den vergangenen Jahren strahlte der Sparten-Sender gefeierte Formate wie «Mad Men», «Masters of Sex», «Luther», «Six Feet Under», «Misfits» oder «Ray Donovan» aus. Ab dem 18. August soll «The Knick» das Serien-Repertoire des Digital-Kanals erweitern, nachdem die Produktion bereits ihre Deutschland-Premiere auf Sky Atlantic feierte. Auch letztere Serie, in der Clive Owen in der Hauptrolle aufspielt, stieß bei Kritikern auf viel Gegenliebe. «The Knick» erhielt eine Golden Globe-Nominierung, wurde mit drei Satellite Awards und einem Peabody Award ausgezeichnet, während derzeit noch ganze fünf Nominierungen für die Primetime-Emmys ausstehen.

Generell wird der Inhalt der Produktion viele Zuschauer ansprechen. Die Serie spielt im New York des Jahres 1900 und dreht sich um die Angestellten und Ärzte des Knickerbocker-Krankenhauses, speziell um Dr. John Thackery (Clive Owen). Dieser sieht sich ständig mit der Herausforderung konfrontiert, die Grenzen des zeitgenössischen medizinischen Wissens zu überschreiten, um zahlreiche Leben zu retten. Gleichzeitig hat er mit seiner Kokain- und Opium-Sucht zu kämpfen. Unterdessen muss der farbige Chirurg Dr. Algernon Edwards (Andre Holland) um Anerkennung in einer Zeit kämpfen, in der Rassenfragen noch immer die Gesellschaft dominieren.

«The Knick» vereint also beste Voraussetzungen für einen Serien-Hit, hätte das Format nicht ein großes Problem, das es sehr unwahrscheinlich macht, dass «The Knick» in naher Zukunft zum globalen Phänomen wird: Seinen Sender. Die Drama-Serie läuft beim kleinen Cinemax, das sich im Besitz von HBO befindet. Nur etwa 18,4 Prozent aller Nutzer von Kabel- und Satellitenfernsehen in den USA empfangen den ausstrahlenden Kanal Cinemax. Sonst beschränkt sich Cinemax, oft als ‚Max‘ abgekürzt, vorrangig auf Spielfilm-Ausstrahlungen und ist auch bekannt für die Ausstrahlung von Softcore-Pornos. Aktuell läuft neben «The Knick» mit «Banshee» nur eine von zwei Original-Serien des Senders, die zuletzt in ihrer dritten Staffel im Schnitt knapp 600.000 Zuschauer im Rahmen der Erstausstrahlungen unterhielt.

Zum Start der Serie am 8. August 2014 gab HBO dem kleinen Schwestersender zunächst etwas Starthilfe. Am Cinemax-Freitag entschieden sich zunächst lediglich 354.000 Pay-TV-Abonnenten für «The Knick», 303.000 weitere kamen durch zeitversetzte Sichtungen über die Nacht hinweg hinzu. Um die Produktion bei Serien-Fans noch etwas bekannter zu machen, zeigte auch HBO die Pilot-Folge einen Tag später. Die Ausstrahlung beim Kabel-Giganten erreichte 533.000 Personen. So musste Cinemax hoffen, dass die Ausstrahlung bei HBO «The Knick» einem breiteren Publikum schmackhaft machte. Die Zahlen der Erstausstrahlung bewegten sich nämlich in einem äußerst ausbaufähigen Bereich.

Tatsächlich gewann «The Knick» im Rahmen der zweiten Ausgabe ein paar Zuschauer hinzu. Am 15. August verfolgten bereits 419.000 Personen live die neue Folge auf Cinemax. Allerdings war die Premieren-Episode vor ihrer Fernsehausstrahlung bereits über Video-On-Demand sowie online abrufbar, weshalb die Zuschauerzahl in der Vorwoche durch vorherige Sichtungen wohl etwas gedrückt wurde und eine Reichweitensteigerung nun folgerichtig war. Allerdings zählte die von Jack Amiel und Michael Begler erdachte Geschichte noch bei Weitem nicht zu den beliebtesten Kabel-Programmen des Freitags. In Bezug auf alle Original-Serien, die auf den US-Kabelsendern an besagtem Freitag ausgestrahlt wurden, rangierte «The Knick» lediglich auf Rang 43.

Auch der große Name von Regisseur und Oscar-Preisträger Steven Soderbergh half der Serie nicht weiter aufwärts. Episode drei lockte noch insgesamt 407.000 Interessierte an, bis Ausgabe fünf war die Reichweite auf 322.000 Zuschauer gesunken und «The Knick» lag in einem wenig schmeichelhaften Bereich. Das zuvor angesprochene «Banshee» kam bei Cinemax in der Premieren-Staffel immerhin auf durchschnittlich 433.000 Zuseher. Mit jeweils 358.000 Zuschauern am 19. und 26. September 2014 rückte dieser Mittelwert jedoch in weite Ferne. Drei Folgen von Season eins standen noch aus und «The Knick» gab noch bis zum Staffelfinale ab: Episode acht fiel am 3. Oktober zunächst auf 349.000 Interessierte, weitere 30.000 Personen verabschiedeten sich im Rahmen von Folge neun am 10. Oktober. Der Staffelabschluss verbuchte am 17.Oktober zumindest den zweithöchsten Wert der Staffel, als 413.000 Personen einschalteten.

Als berauschend lassen sich die Zahlen von «The Knick» also wahrlich nicht beschreiben. Im Schnitt verfolgten nur 366.000 Personen die zehn Folgen der ersten Staffel. Die recht erfolgreiche Award-Season könnte der Produktion jedoch zu einem gesteigerten Interesse verhelfen. Eine weitere Chance bekommt «The Knick» nämlich sicher. Die erneut zehn Episoden umfassende zweite Staffel wird am 16. Oktober bei Cinemax debütieren. Unterdessen feiert «The Knick» nun erst einmal im deutschen Free-TV bei ZDFneo Premiere und damit bei einem Sender, der in Deutschland ebenfalls nicht gerade zu den reichweitenstärksten gehört. Vielleicht wird «The Knick» immer ein Geheimtipp bleiben, dennoch hat man es leider bereits viel zu oft erlebt, dass die Quote nicht unbedingt der Qualität eines Formats entspricht. Das wird die Verantwortlichen milde stimmen, wohlwissen dass man anspruchsvolles Fernsehen macht.

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