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Kommen wir zunächst zum eher traurigen Teil: Als Raab-Fan dürfte man gewiss keine Wunderdinge erwartet haben, auch die Hoffnungen auf ein neues oder zumindest aufgefrischtes Studio hat man längst als illusorisch ad acta gelegt. Doch was Raab in seinem etwa 20 Minuten langen Stand-Up-Teil ablieferte, lässt sich überspitzt beinahe schon als Arbeitsverweigerung deklarieren. Bis auf einen Einspieler, der zumindest oberflächlich einige Themen der Sommerpause nochmal zur Erwähnung bringt, wird hier die gleiche fade Soße abgeliefert wie an jedem beliebigen Tag inmitten einer Staffel. Ein paar Kuriositäten aus der Tierwelt, ein paar Schlagzeilen aus den Medien, ein paar schale Gags zu Engländern, Kim Jong-Un und Frauenfußball - so kann man sich die Aufbereitung der vergangenen Monate in etwa vorstellen. Garniert wird diese Hausmannskost noch mit der altbekannten Rubrik "Kalenderblatt" und einem Promo-Clip zum anstehenden «Bundesvision Song Contest».
Sollte hier bereits aus lauter Enttäuschung darüber, dass sich Raab und das Team hinter ihm kaum darum bemüht haben, zumindest zu Beginn der letzten Staffel mal den einen oder anderen Überraschungsmoment einfließen zu lassen, den Sender gewechselt haben - man könnte es dem- oder derjenigen kaum verübeln. Ein Fehler wäre es dennoch gewesen, denn mit Ralf Möller betritt etwa zur Show-Mitte ein Gast das Studio, der offenkundig gut mit Stefan Raab harmoniert. Vorrangig möchte Möller sein neues Online-Fitness-Programm promoten, weshalb die ersten Minuten des Talks noch ein wenig schwerfällig geraten. Dann aber erklärt sich der Schauspieler bereit, Hollywood-Star Arnold Schwarzenegger über sein Smartphone anzurufen - und Raab ist auf einmal wie ausgewechselt. Dabei mag die Grußbotschaft Arnies noch so banal sein, dem Showmaster reicht bereits der Umstand aus, ihn kurz live in seiner Sendung gehabt zu haben, um völlig aus dem Häuschen zu sein.
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Insofern kann man sicher von einem alles in allem recht gelungenen Saison-Debüt von «TV total» sprechen, der allerdings mehr dem Glück zuzuschreiben ist, mit Ralf Möller einen sehr guten und im TV-Business erfahrenen Gast gehabt zu haben, der für starke Show-Momente auch bereit ist, das ungeliebte Promo-Gerede in den Hintergrund zu rücken. Rückt man den Fokus hingegen auf die Performance von Produktion und Moderator, ist zu konstatieren, dass hier offenbar auch auf der Zielgeraden wenig Bereitschaft herrscht, aus dem Stillstand auszubrechen und sich noch einmal für ein paar Monate gezielt um große Show-Momente zu kümmern. Insofern wird man wohl weiter vorrangig auf starke Gäste hoffen müssen, möchte man mehr als 0815-Witzchen, 0815-Einspieler und 0815-Aktionen erleben. Mit dieser Taktik fährt das Format seit Jahren aus Quotensicht durchaus respektabel, zuletzt sogar mit aufsteigender Tendenz. Und die wenigsten angehenden Pensionäre sind dazu bereit, kurz vor ihrem Ausscheiden aus dem Arbeitsleben noch einmal verkrustete Strukturen aufzubrechen - wieso sollte es da «TV total» anders gehen?