Popcorn & Rollenwechsel

«Das Snowden Vermächtnis»

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Nachdem die Jason-Bourne-Filme die Post-9/11-Politik kommentierten, soll der nächste Teil der Reihe darüber reflektieren, wie Edward Snowden die Weltlage veränderte.

Der Agentenfilm kurz vor und kurz nach der Jahrhundertwende: Knallig, bunt, abgehoben. Und dann kommt Jason Bourne vorbei gesaust. Kernig, finster, dramatisch, mit ernsthaften Referenzen auf die internationale Politik und vor allem auf die Geheimdienstarbeit nach dem 11. September. «Die Bourne Identität» und die Fortsetzungen dieses Thrillers veränderten mit ihrem Subtext das Gesicht des Spionagefilms nachhaltig – und ganz nebenher machten die von Paul Greengrass inszenierten Sequels die Wackelkamera im Actionbereich salonfähig. Mittlerweile hat sich die Welt aber weitergedreht – aus der innovativen Bildsprache wurde Alltag. Und das Bourne-Novum, Terrorismus und übertriebene Gegenmaßnahmen abzubilden, findet sich nun auch im 2002 noch so kunterbunten James-Bond-Franchise wieder.

Der aktuell in der Entwicklung befindliche, nunmehr fünfte «Bourne»-Part wird jedoch die gewandelte weltpolitische Lage berücksichtigen. Nachdem Matt Damon, der Hauptdarsteller der ersten drei Teile, und Paul Greengrass, Regisseur des zweiten und dritten Films, jahrelang über das Konzept grübeln mussten, haben sie nun nämlich die Lösung gefunden. Wie Damon gegenüber 'Buzzfeed' verriet, soll der Film explizit in einer Post-Whistleblowing-Welt spielen. Und mehr noch: Auch andere weltpolitische Wendepunkte der vergangenen Jahren sollen Eingang in die Handlung finden. Daher suchten sich Damon und Paulgrass auch mit Bedacht die Schauplätze aus.

„Wir beginnen in Griechenland, der Wiege der Demokratie. Und enden in Las Vegas, der groteskesten Inkarnation von ...“, weiter kam der ins Lachen abgleitende Damon nicht. Aber da er mit Griechenland auch auf die Finanzknappheit anspielen möchte, dürfte klar sein, dass Las Vegas die Zockermentalität der Weltwirtschaft symbolisieren soll. Und auch die Unruhen im „von Knappheiten geplagten Europa“ soll der nächste «Bourne»-Film laut Damon einfangen.

Ich bin nicht der größte Fan dessen, wie die ursprüngliche «Bourne»-Trilogie endete. Aber nachdem Greengrass mit «Captain Philipps» ein Meisterwerk des politischen Kommentars ablieferte, das obendrein auch ganz für sich betrachtet ein berührendes, starkes Drama darstellt, bin ich wieder voll der Neugierde. Und die Post-Whistleblowing-Ära braucht dringend einen knallharten, fiktionalen Kommentar. Gerne darf Bourne auch ein paar „besorgte Bürger“ niederschlagen. Kurzum: Inhaltlich bin ich scharf auf den neuen Greengrass. Bloß ein Versprechen fehlt mir noch: Eine audiovisuelle Erneuerung. Denn nun, da Greengrass-Trittbrettfahrer uns unentwegt die Leinwandaction verwackeln, kann ich gern wieder was Neues gebrauchen!

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