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Das «Chicago»-Franchise: In den USA wächst ein neuer Riese heran

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Bei NBC könnten die «Chicago»-Serien die legitime Nachfolge von «Law & Order» antreten. Warum dies auch für VOX in Deutschland eine große Chance sein kann.

Dick Wolf versteht etwas von großen TV-Franchises. Wolf war es, der damals die Idee zu «Law & Order» bei NBC umsetzte. Zwanzig Jahre hielt sich die Originalserie im US-Fernsehen und hatte vier Spin-Offs, Fernsehfilme, Videospiele oder auch Adaptionen im Ausland zur Folge. Insbesondere für NBC lohnte sich die Verkettung der einzelnen Ableger, unter anderem mit Crossover-Episoden, die beim geneigten Fernsehpublikum Synergien freisetzte und das Interesse an den Formaten weiter befeuerte. Doch auch am «Law & Order»-Franchise nagt der Zahn der Zeit. Nach über 1000 Stunden Programm und bald 1100 Folgen findet sich in «Law & Order: Special Victims Unit» der einzige verbleibende Ableger, der bald in die siebzehnte Staffel starten wird. Mit «Law & Order» gingen bei NBC glückliche Zeiten und stolze Quoten einher. Das Network entschied sich jedoch schon vor einiger Zeit dazu, nicht auf ein großes Franchise im Programm verzichten zu wollen und ein weiteres großzuziehen.

Mit dem «Chicago»-Franchise gelang NBC die Etablierung des nächsten großen Serien-Universums im Network-Fernsehen. Hinter dem neuen Groß-Projekt prankt ein Name, der bei NBC für ein wohliges Gefühl sorgt: Dick Wolf. Zusammen mit Michael Brandt, Derek Haas und Matt Olmstead entwickelte Wolf das Konzept für das Franchise, das bald bereits mit seinem dritten Spin-Off aufwartet. Alle drei Formate sind in der titelgebenden amerikanischen Großstadt angesiedelt, legen aber ihren Fokus auf unterschiedliche Berufsgruppen, denen Action und Gefahr kein Fremdwort ist.

Am 10. Oktober 2012 feierte «Chicago Fire» sein Debüt bei NBC. Die Drama-Serie dreht sich um eine Einheit von Feuerwehrleuten, deren berufliches und privates Leben den Mittelpunkt der Serie darstellt. Bereits Staffel eins kam mit durchschnittlich 7,78 Millionen Zuschauern auf sehenswerte Reichweiten. Nicht einmal eineinhalb Jahre später ging man bei NBC auch schon dem Alltag der ortsansässigen Polizeistation im Rahmen von «Chicago P.D.» nach. Ab diesem Zeitpunkt zeigte sich wieder eindrucksvoll, wie wichtig ein Franchise für einen Sender sein kann: Bereits in der «Chicago Fire»-Episode „Let Her Go“ machte man die Zuschauer erstmals mit den Verbrechensbekämpfern vertraut und führte das Publikum so langsam an das Format heran. Darüber hinaus verstehen es die «Chicago»-Formate mehr denn je, die Geschichten miteinander zu verzahnen. Die Folge waren zahlreiche Crossover-Episoden, sogar mit «Law & Order: SVU», die die Zuschauer dazu bewegen sollten, möglichst jedes der beteiligten Formate zu verfolgen. Den Highscore in Sachen Crossover-Auftritten hält derzeit der «Chicago P.D.»-Charakter Antonio Dawson, der bereits 23 Mal in «Chicago Fire» zu sehen war.

So startete «Chicao P.D.» mit durchschnittlich 8,03 Millionen Zuschauern pro Folge in seinen Run und erhöhte sichtlich das Interesse am Mutterformat. In der Saison, in der sich «Chicago P.D.» zum NBC-Programm gesellte, schalteten im Rahmen von «Chicago Fire» plötzlich zwei Millionen Zuschauer mehr ein als zur Premierenstaffel – die Reichweite stieg innerhalb eines Jahres von 7,78 Millionen Interessierten pro Folge auf 9,70 Millionen. Auch «Chicago P.D.» baute seine Zuschauerzahl enorm aus, unterhielt im Rahmen der zweiten Staffel im Schnitt 8,74 Millionen Zuschauer. So blickt NBC voller Zuversicht auf den 17. November 2015, wenn schließlich auch die Ärzte und Krankenschwestern aus dem Krankenhaus in Chicago in den Fokus rücken.

Die Zeichen dafür, dass man mit der dritten neuen Serie «Chicago Med» ein weiteres Erfolgsformat etabliert, stehen sehr gut. Schließlich bediente man sich der gleichen Hilfsmittel wie zuvor: Als Backdoor-Pilot fungierte die «Chicago Fire»-Folge „I Am the Apocalypse“. Die Angestellten des Chicago Medical Centers ließ man im Rahmen der vergangenen Saison sogar mehrmals in den anderen Ablegern auftreten, um einen perfekten Übergang der Zuschauer auf die neue Serie zu gewährleisten. So trat die bald im Mittelpunkt stehende Medizinerin April Sexton bereits vier Mal in «Chicago Fire» in Erscheinung, der neue Charakter Will Halstead war bereits drei Mal in «Chicago P.D.» zu sehen. Bald will man den zahlreichen Crossovers schließlich die Krone aufsetzen: Im Februar 2016 soll ein Vierer-Crossover zwischen «Chicago Fire», «Chicago P.D.», «Chicago Med» und «Law & Order: SVU» auf Sendung gehen. Derartige Folgen verhalfen den Formaten stets zu Top-Werten. Ein Dreier-Crossover führte beispielsweise im Rahmen von «Chicago P.D.s» zweiter Staffel zur bisher für das Format mit Abstand höchsten Reichweite von 9,54 Millionen.

Und das muss noch nicht alles sein. Einen vierten «Chicago»-Ableger macht Wolf derzeit nur vom erfolgreichen Start von «Chicago Med» abhängig. Das würde nicht nur NBC und große Teile des US-amerikanischen Fernsehpublikumn freuen, sondern wahrscheinlich auch das deutsche VOX. Hinter dem Kölner Sender liegen bereits zwei Staffeln von «Chicago Fire». Nach tollen 7,7 Prozent im Rahmen der ersten Staffel, generierte Staffel zwei im Mittel noch 6,6 Prozent. Ab dem 14. September setzt VOX jedoch auch auf den Crime in «Chicago P.D.», der auch wieder mehr Interesse am gesamten Franchise bewirken könnte. Das Problem liegt derzeit noch im Timing: «Chicago P.D.» setzt ein Jahr verzögert zu «Chicago Fire» ein, was für Synergien hinderlich sein könnte. Trotzdem hofft VOX, auch hierzulande etwas vom «Chicago»-Zauber zu spüren, der in den USA derzeit umgeht.

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