Die Kritiker

«Tatort - Hinter dem Spiegel»

von

Das neue Team aus Frankfurt ermittelt am Sonntag in seiner zweiten Folge. Unsere Vorab-Kritik:

Cast & Crew

Vor der Kamera:
Margarita Broich als Anna Janneke
Wolfram Koch als Paul Brix
Justus von Dohnányi als Wolfgang Preiss
Roeland Wiesnekker als Henning Riefenstahl
Dominique Horwitz als Simon Finger
Henning Peker als Patty Schneider
Zazie de Paris als Fanny

Hinter der Kamera:
Produktion: Hessischer Rundfunk
Drehbuch: Erol Yesilkaya
Regie: Sebastian Marka
Kamera: Armin Alker
Paul Brix hat ein Verfahren am Hals: In der letzten Folge hat er ja, wir erinnern uns, am Schluss eine 25-Jährige erschossen, die ihrerseits eine Waffe auf seine Kollegin gerichtet hatte.

Aber das nur am Rande. Eine wirklich tragende Rolle nehmen die internen Ermittlungen in der nun zweiten Folge mit Brix und seiner Kollegin Janneke nicht ein. Sie brauchen das eher als Hintergrund: Zwischen den beiden knirscht es noch. Ein wirkliches Vertrauensverhältnis existiert noch nicht – noch dazu, weil dieser Brix gerne mal außerhalb von Recht und Gesetz ermittelt und andere Kollegen wie Vorgesetzte (aus nicht gerade redlichen Gründen) sie unermüdlich darauf hinweisen, ein Auge auf den Mann zu haben.

Und dann kommt auch noch Simon Finger ins Spiel. Der ist Polizist von der Sitte, selber in allerhand schmutzige Geschäfte verwickelt (vor allem mit der Russenmafia), und kontaktiert vor Jannekes Augen Brix, der ihm unbedingt helfen müsse, aus der Stadt zu kommen und unterzutauchen. Auch hochrangige Cops hängen in der Sache mit drin.

Aber damit nicht genug: Janneke und Brix kriegen es auch mit dem Fall eines Politikers zu tun, der tot unter der Decke in seiner Wohnung hängt. Vieles sieht nach Selbstmord aus und ihrem selbstverliebten Vorgesetzten Riefenstahl ist es nur zu recht, die Gelegenheit zu ergreifen, um mit einem kurzen, an die Presse gerichteten „war Suizid“ den Vorgang zuzumachen. Doch immer mehr deutet auf einen Mord hin – und Janneke und Brix haben mächtig zu tun.

Das klingt oft so: „Paul, du hast alles richtig gemacht!“
„Ich merk‘ doch, dass da irgendwas nicht stimmt!“
„Ich glaub‘ Ihnen kein Wort!“
„Ich sag’s nicht gerne, aber Sie hatten recht!“
„Ich brauch‘ dreißig Minuten!“ – „Ich geb‘ Ihnen zehn!“
„Deine Kollegin möchte bestimmt gerne erfahren, was damals passiert ist!“

Wenn Sie in dieser Aufzählung eine unangenehme Häufung uninspirierter, beliebiger Dialog-Versatzstücke erkennen, kann ich Ihnen zur zustimmen. Der neue Frankfurter «Tatort» mit Broich und Koch ist in seiner zweiten Folge zum Phrasenschwein des Sonntagabends geworden.

Ansonsten lässt „Hinter dem Spiegel“ nicht nur die geschliffenen Dialoge, sondern auch die feine Charakterführung des Vorgängerfilms vermissen. Auch sie wich den Allgemeinplätzen, den Klischees, dem Erwartbaren und Austauschbaren. Straßenköter von der Sitte, die selber mehr oder weniger so drauf sind, wie die mafiösen Typen, gegen die sie ermitteln. Selbstverliebte Vorgesetzte, die ihre Zeit damit verbringen, sich zu googlen, skeptisch zu gucken und sich im entscheidenden Moment von den Gewieften an der Basis hinters Licht führen zu lassen. Am Sonntag nichts Neues.

Das können auch Margarita Broich und Wolfram Koch nur unzureichend kaschieren – wobei man an der Beobachtung nicht vorbeikommt, dass dieser «Tatort» wesentlich besser gespielt als geschrieben ist. Ein zu beliebiger Stoff, der sich noch dazu in sehr vorhersehbaren Bahnen entwickelt, wenn er sich nicht gerade in allerhand übertriebene Albernheiten flüchtet, und aus den eigentlich interessanten Hauptfiguren gesichtslose Ermittlerimitate macht, verwässert leider den sehr guten Eindruck der Premiere von vor einigen Monaten.

Das Erste zeigt «Tatort – Hinter dem Spiegel» am Sonntag, den 13. September um 20.15 Uhr.

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