Cast & Crew
Vor der Kamera:Peter Lohmeyer als Jan Fabel
Lisa Maria Potthoff als Maria Klee
Marie-Lou Sellem als Susanne Eckhardt
Ina Paule Klink als Anna Wolf
Hannes Wegener als Frank Grueber
Jürgen Schornagel als Volker Voss
Luise Aschenbrenner als Gabi Fabel
Hinter der Kamera:
Produktion: Tivoli Film
Drehbuch: Nils Willbrandt und Nils-Morten Osburg
Regie: Nicolai Rohde
Kamera: Jo Heim
Produzenten: Thomas Hroch und Gerald Podgoring
Beginnen wir mit der Handlung: Ein sozialistischer Liedermacher wird ermordet. Kurz darauf ereilt den ermittelnden Kommissar Jan Fabel der Anruf eines Wissenschaftlers: Er fürchte um sein Leben. Obwohl sich Fabel mit seiner Kollegin Marie Klee zügig zum Wohnhaus des Mannes aufmacht, kommt für ihn jede Hilfe zu spät. Beim Eintreffen der beiden ist er bereits tot, und am Tatort finden sich, wie beim linksextremen Liedermacher, alte rote Haare, die der Täter bewusst dort hinterlassen hat.
Nach einigen Recherchen stoßen Fabel und sein Team auf eine Verbindung zwischen den beiden Männern: Sie gehörten mutmaßlich zur „Gruppe Mühlhaus“, einer Art Öko-RAF, die in den 80er Jahren eine Serie von Anschlägen in der Bundesrepublik verübt hat, bevor der Kopf der Gruppe, Franz Mühlhaus, mit seiner damaligen Partnerin nach einem Verrat aus seinem Umfeld von Polizisten bei einem Schusswechsel getötet wurde.
Der Liedermacher und der Wissenschaftler sind nicht die einzigen Überlebenden des damaligen Terror-Teams. Fabel warnt sie, dass sie nun in höchster Gefahr seien. Offensichtlich will jemand Rache an ihnen nehmen. Heute bekleiden die Herren exponierte Stellungen in der Gesellschaft – und alle schlagen sie Fabels Warnungen in den Wind, während sie gleichzeitig freilich dementieren, jemals etwas mit den Morden der Mühlhaus-Gruppe zu tun gehabt zu haben.
Nur eine bekennt sich, eine der Terroristinnen gewesen zu sein, auch wenn sie sich gleichsam weigert, nähere Informationen über die Gruppe herauszurücken, geschweige denn Namen zu nennen: Beate Brandt (sehr seltsam gespielt von Charlotte Schwab), die in ihrer verstörend weiß gestrichenen Wohnung sonderbar vor sich hin meditiert und pseudo-bedeutungsvolles Geschwätz von sich gibt.
An dieser Figur lässt sich vieles von dem zeigen, was in «Brandmal» missglückt ist. Vom optisch-visuellen (ihre seltsame Frisur, mit der sie aussieht, als sei sie einem «Star-Wars»-Trailer entsprungen) bis hin zum narrativen: Die vielsagend nichtssagenden Dialoge, das überzogene Spiel, Charlotte Schwabs vermeintlich bedeutungsvolle Blicke, die aber nichts von Wert zu transportieren vermögen.
Genauso die permanenten Versuche, den Spielorten einen mystisch-futuristischen Look zu verleihen, der zum bemüht realistischen Thriller-Duktus schlecht passt. Im Büro, in dem Fabel mit seinen Kollegen zusammenhockt, sieht es ein bisschen so aus, als hätte man die Restbestände von Jack Bauers CTU aufgekauft und vergessen, Fenster einzubauen, während Beate Brandts seltsam porentief-reine Wohnung eher lächerlich-absurd als seltsam-bedrohlich wirkt. All die Versuche, visuell aus der deutschen Thriller-Überproduktion hervorzustechen: Sie gehen nach hinten los.
Das wäre noch nicht einmal sonderlich tragisch, wenn es nicht so gut zu der dramaturgischen Unausgegorenheit des Drehbuchs passen würde. Beschränken wir uns auf die gröbsten Schnitzer und Glaubwürdigkeitsprobleme: Fabels Kollegin Marie muss sich bei Verfolgungsjagden an Tatorten regelmäßig mit starker Atemnot setzen, weil sie an Panikattacken leidet. Die stammen von einem sechs Monate zurückliegenden Trauma, als ihr ein Messer in den Bauch gerammt wurde. Obwohl sie in ihrem aktuellen psychischen Zustand offensichtlich nicht sonderlich geeignet ist, bei einem Zugriff ganz vorne mit dabei zu sein, wird sie zwei Drittel des Films überallhin mitgeschleift, wo es potentiell gefährlich ist oder mögliche Täter schnell entwischen können. Macht total Sinn.
Dann die merkwürdige Geschichte um den merkwürdigen Sohn von Beate Brandt, der auffallend lange auffallend rote Haare trägt, die ihn – Surprise! – als das Kind von Franz Mühlhaus zu erkennen geben. Und als ob das nicht schon schräg genug wäre, liefert es auch noch jede Menge Gelegenheiten für Charlotte Schwab, in zahlreichen Close-ups bedröppelt-mystisch zu gucken und aufgesagte Exposition von sich zu geben. Ohje.
Nein, «Brandmal» ist wahrlich kein packender Thriller geworden. Und insbesondere all die Versuche, visuell modern und auf der Höhe der Zeit zu wirken, verkehren sich in ihr Gegenteil: Durch sie wirkt das Drehbuch nur noch einfallsloser, antiquierter und uninteressanter.
Das Erste zeigt «Brandmal» am Samstag, den 19. September um 20.15 Uhr.