Die Kritiker

«Tod auf der Insel»

von

Liebe und Leiden auf Föhr: Die Kritiker: «Tod auf der Insel» ist ein ruhiges Krimidrama mit dichter Stimmung und mäßiger Dramaturgie.

Cast und Crew

  • Regie: Nicolai Rohde
  • Darsteller: Lisa Martinek, Kai Scheve, Ruth Reinecke, Rüdiger Vogler, Andreas Guenther, Annika Blendl, Jürgen Heinrich, Daniel Wiemer
  • Drehbuch: Nikola Bock; angelehnt an den Roman "Inselblut" von Bent Ohle
  • Kamera: Hannes Hubach
  • Szenenbild: Jost Brand-Hübner
  • Schnitt: Andreas Althoff, Melanie Schütze
  • Musik: Johannes Kobilke
Liebeszankereien auf Föhr: Seenotretterin Katharina (Lisa Martinek) wurde kürzlich von ihrem Mann Nils (Kai Scheve) verlassen. Und bei der Touristin Annika (Annika Blendl) hängt der Haussegen ebenfalls gehörig schief: Kaum auf der Insel angekommen, flirtet sie unverbindlich mit diversen Insulanern, was ihren Mann Georg (Andreas Guenther) zur Weißglut treibt. Am Tag darauf finden Katharina und ihre Kollegen in den Wellen Annikas Leiche vor. Die Polizei nimmt die Ermittlungen auf – und sieht sehr zu Katharinas Leidwesen nicht etwa den eifersüchtigen Georg als Tatverdächtigen Nummer eins, sondern Nils. Er selbst ist unfähig, sich zu verteidigen: Er war in der Tatnacht sturzbesoffen und kann sich an nichts mehr erinnern. Da Katharina weiterhin an ihrem Noch-Ehemann hängt, setzt sie alle Hebel in Bewegung, um seine Unschuld zu beweisen …

Regisseur Hannes Hubach legt in diesem Insel-Krimidrama den Schwerpunkt auf Stimmung, statt auf Spannung. Die rund 90 Filmminuten sind versetzt mit zahlreichen Landschaftspanoramen und stillen Aufnahmen der im kühlen Wind stehenden Protagonisten. Die aus logistischen Gründen auf Sylt, statt auf Föhr, gedrehten Bilder strahlen jedoch nicht das entschleunigte Nordseeidyll aus, das im Normalfall öffentlich-rechtliche Filme mit Inselschauplatz ausmacht. Kameramann Hannes Hubach verwendet dagegen nur sehr wenig Licht, um die kühlen und spröden Qualitäten der Geschichte zu unterstreichen. Zudem sprechen seine visuellen Kompositionen mehr von Einsamkeit und dem Verlorensein, als von Gemütlichkeit und Entschleunigung.

Das Kleid, in das sich «Tod auf der Insel» hüllt, ist somit ein für das ZDF-Montagskino überdurchschnittlich stark entworfenes. Die Geschichte selbst, die Drehbuchautorin Nikola Bock in Anlehnung an einen Roman von Bent Ohle erzählt, ist unterdessen Fließbandware. Allein, dass die 'Ermittlerin' Katharina trotz der aggressiven Flirterei vom Opfer schwärmt, da diese eine mutige Frau war, ist für einen ZDF-Primetime-Emotionskrimi ausgefallen. Der gemächliche dramaturgische Aufbau, der dem Publikum mehrere Verschnaufpausen zwischen den zentralen Handlungsmomenten gibt, nimmt dem Filmstoff indes einigen Wind aus den Segen. Ebenso wie die wiederholten Rückversicherungen, in denen non-verbal geäußerte Gefühlswandlungen nochmal in Dialogform zum Tragen kommen.

Dennoch macht Hauptdarstellerin Martinek einen sehr guten Eindruck: Die Mimin agiert intensiv, aber natürlich, genauso wie ihr 'Wunschverdächtiger' Andreas Guenther, der mit feinfühlig gespielter Trauer eben nicht die Wut-Zielscheibe abgibt, zu der er so leicht verkommen könnte. Die treffend besetzten weiteren Darstellerinnen und Darsteller agieren in ihrer oft knappen Spielzeit ebenfalls allesamt grundsolide und glaubwürdig. Somit ankern sie selbst den hastig an Plausibilität verlierenden Schluss so sehr, dass er bei aller Melodramatik dennoch zu betreffen weiß.

«Tod auf der Insel» ist am 20. September 2015 ab 21.40 Uhr bei ZDFneo zu sehen, sowie am 21. September 2015 ab 20.15 Uhr im ZDF.

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