Zwar folgt nämlich eine peinliche Rede, bei der Rebecca gegen Johann wettert und anschließend schneller flieht, als der Bräutigam „Scheidung“ sagen könnte. Doch ab dann wirkt die Geschichte zumindest recht sympathisch und nachvollziehbar. Rebecca will nach dem Verlassen der Hochzeit nur noch einen Gin Fizz in ihren Körper schütten, findet aber die gesuchte Bar nur mithilfe der Auskunft. Der wenig freundliche Mann am anderen Ende des Apparates, der seine Kundin mehr beleidigt als zu helfen, sitzt bei Ankunft von Rebecca bereits an der Theke der Bar („Ich hatte sowieso Feierabend“). Wirkt creepy – ist es auch ein Stück weit. Durch die pointierten Dialoge und die witzige Charakterisierung der Figuren, ist der Film an diesen Stellen aber auch recht amüsant, sodass der Zuschauer darüber ein Stück weit hinwegsehen möchte. Andererseits ist man auch nicht böse darüber, wenn der Barkeeper seine Gäste fragt: „Wenn sie hier alles Scheiße finden, warum sind sie dann überhaupt noch da?“ Stimmt eigentlich.
Alleine sind sie besser – so zumindest die (nicht wenig frustrierte) Überzeugung

Wenn Bruno beispielsweise Rebecca auf eine bewusst völlig langatmige und uninteressante Lesung begleitet, die von einem stotternden Frederick Lau-Verschnitt gehalten wird, dann ist klar, dass er das nicht tut, weil er ein ach so netter Typ ist, sondern, weil er verdammt noch mal auf die nicht mehr ganz junge Dame steht – auch wenn er sich das nicht eingestehen will.

Die Entschädigung kommt
Doch der Zuschauer bekommt seine Entschädigung: Denn noch im Hotel begegnen die beiden Rebeccas Ex, der nach einer eher unglücklich gelaufenen Trennung eine Neue am Start hat und ihr gleich alle von Rebeccas lang gehegten Wünsche (Ehe, Kinder) erfüllt hat. Das alleine freut noch nicht wirklich, die herrlich bissigen Dialoge schaffen es aber umso besser, vor allem weil Bruno seinen männlichen Gegenpart mit seinem Verhalten konfrontiert, die überspitzt geschriebenen Figuren sich aber dennoch in freundlichster Manier betüddeln und so schnell als möglich verabschieden. Das geplante Wiedersehen ist da nur mehr vorgeschobene Höflichkeit.
Vordergründig ist es der herrliche Zynismus der beiden Hauptdarsteller, der dem Zuschauer das Gefühl gibt, gut unterhalten zu sein. Das ist nicht zuletzt dem starken Schauspiel von Caroline Peters (Rebecca) und Mišel Matičević (Bruno) zu danken, die tatsächlich kaum mehr aus dem Buch hätten rausholen können. Auch in den vermeintlich erotischen Szenen ist die Darstellung zudem auf allen Ebenen gelungen: Es geht hier eben nicht um eine reine, schöne, künstlich überhöhte Sexualität, sondern eher um eine echte Erotik, die nicht immer clean und frei von Fehlern ist. Der Film stört hier bewusst in der Darstellung, die Kamera filmt aus ungewohnten Positionen wobei die klischeehaft emotionale Musik dahinter hoffentlich eher als filmische Überhöhung zu verstehen ist. Andernfalls würde der eigentlich gelungen-realitätsnahe Eindruck gestört.

Fazit: Durchaus klischeehaft, aber eben auch pointiert getextet gehen dem Fernsehfilm «Süßer September» zum Ende hin Witz und Realitätssinn leider aus. Auch die Message, die den herrlichen Zynismus eher fragwürdig hinstellen soll, wird nicht klar transportiert und auf diese Art wohl von vielen auch nicht ohne weiteres unterschrieben. Für 90 Minuten ordentliche Unterhaltung reicht das, vor allem wegen der Hauptdarsteller. Eine Lebensphilosophie sollte man sich auf diesem Film jedoch nicht aufbauen.
«Süßer September» ist am Freitag, 25.September um 20.15 Uhr im Ersten zu sehen.