Vor 4 Jahren und 10 Tagen endete die elfte Staffel «Big Brother» in Deutschland. Es war bis heute die letzte Runde einer Show, die im Laufe der Zeit deutlich an Fahrt verloren hat. Das ist wohl der Leidensweg eines jeden erfolgreichen TV-Formats: Irgendwann ist die Luft raus. Das Finale wurde von nur noch 1,14 Millionen Menschen verfolgt. Es war das vorläufige Ende der Show – eine Auszeit war wohl dringend angeraten. 2013 nahm sich dann ein neuer Sender des Endemol Shine Germany-Formats an: Sat.1 adaptierte zunächst das britische Format «Celebrity Big Brother» und etablierte mit «Promi Big Brother» ein quotenstarkes TV-Format in der Sommerpause. Vier Jahre hat es gedauert, bis man sich wieder für eine reguläre Staffel «Big Brother» im deutschen Fernsehen entschieden hat. Verantwortlich ist nun der Spartensender sixx, der für die Staffel die größte Werbekampagne seiner eigenen Geschichte auf die Beine stellte.
92 Tage, 13 Bewohner, 235 Quadratmeter, 58 Kameras, 100.000 Euro Siegprämie: Das sind die Eckdaten des wiederkehrenden TV-Dinos «Big Brother» auf sixx. Die Einzugsshow zeigte: Die Kandidaten sind interessant, wenn man auf den Unterhaltungswert der Gruppendynamik setzt. Gleich zu Beginn will man den Kandidaten „alles abfordern“, unter anderem mit der Einteilung in Zweierteams, der sofortigen Verbannung in den Strafbereich sowie der Nominierung aller Kandidaten für die nächste Woche.
«Big Brother» wirkt insgesamt etwas reduzierter. Das im Farbton des Senders gehaltene Studio ist nicht allzu groß; das Haus selbst ist nicht knallig eingerichtet, sondern stimmig und dezent. Im 245 Quadratmeter großen Garten befindet sich der Strafbereich in Form einer Kuppel, Matchfield und Challenges gibt es nicht mehr. Moderator Jochen Bendel machte seine Sache soweit ganz ordentlich, manchmal aber etwas unroutiniert. Er wird sich – angesichts seiner Leistungen bei der Late Night Show zu Promi Big Brother – im Laufe der Staffel wohl noch steigern.
Im Vorfeld gab es aber kritische Töne zum Start von «Big Brother». Dieses Mal nicht in Form medienethischer Bedenken, sondern bezüglich des Bewohner-Castings. „Back to the Roots“ ist das Motto der zwölften Normalo-Runde der Reality-Show, jedoch fühlten sich zahlreiche Fans vor den Kopf gestoßen, da sie eine Staffel ganz ohne bekannte Gesichter erwarteten. Die Kandidaten sind aber nicht ganz so unbeschriebene Blätter wie erhofft: Unter anderem ein ehemaliger Mr. Thüringen, der schon Auftritte bei «Punkt 12» und «Abenteuer Leben» hatte, eine Teilnehmerin des ProSieben-Formats «Catch the Millionaire», ein ehemaliger Darsteller von «Berlin Tag & Nacht» oder ein Facebook-Star mit Laiendarsteller-Erfahrungen bei einschlägigen Trash-Formaten.
Ob man das schon als Promi-Status bezeichnen kann, darf durchaus angezweifelt werden. Doch manchen Fans scheint diese Medienaffinität der Kandidaten aufzustoßen, da sie, vor allem im Hinblick auf ein Interview mit Moderator Jochen Bendel, in dem er sich keine „Medien-Profis“ im TV-Container wünschte, eine Normalo-Staffel erwarteten. Dem muss man jedoch entgegenhalten, dass auch schon in früheren Staffeln bekanntere Gesichter in den Container eingezogen sind.
Ist Medienerfahrung ein Malus für die Authentizität des Formats? Diese Frage gilt es zu bejahen, da «Big Brother» zumindest vom Konzept her keine Plattform für medienaffine Selbstdarsteller sein sollte, sondern eher an ein soziales Experiment à la Truman Show. Andererseits: Ist Medienerfahrung ein Malus für den Unterhaltungswert des Formats? Wohl eher nicht. Wer kann es den Verantwortlichen verübeln, dass sie eine unterhaltsame und spannende Show mit großen Egos und Konfliktpotenzial kreieren wollen? Oder will der Zuschauer den Bewohnern drei Monate lang beim Nichtstun zusehen?
Letztlich ist das Problem zwischen Unterhaltungswert und Authentizität eine Zwickmühle. Um beides im Gesamtpaket zu erhalten, braucht die Produktion reichlich Glück, worauf die Verantwortlichen offenbar nicht spekulieren wollten. Herausgekommen ist nun eine Art „Promi Big Brother light“, das zahlreiche medienaffine E-Promis nutzen, um ihre eigene Karriere voranzutreiben.
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Moderator Jochen Bendel im QM-Interview
Die Tageszusammenfassungen von «Big Brother» laufen ab dem 23. September täglich um 22.10 Uhr auf sixx. Jeden Dienstag gibt es ab 20.15 Uhr die von Jochen Bendel moderierte zweistündige Live-Show «Big Brother – Die Entscheidung». Auf Sky Select wird ein kostenpflichtiger 24h -Livestream ausgestrahlt.
Es gibt 2 Kommentare zum Artikel
23.09.2015 00:49 Uhr 1
23.09.2015 06:23 Uhr 2
Ich habe in die Wdhlg, kurz reingesehen und fands langweilig hoch 10....