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Anstatt veralteten Formaten nachzutrauern, versucht der Sender diejenigen zurückzugewinnen, die dem Sender in den letzten Jahren den Rücken gekehrt haben. Annette Metzinger, ihres Zeichens Presse-Referentin des WDR, erklärte im Gespräch mit Quotenmeter.de: „Innovation und Veränderung sollen Teil der Kultur beim WDR Fernsehen werden. Das ist das langfristige Ziel von Fernsehdirektor Jörg Schönenborn.“
Diese Veränderung birgt aber natürlich auch ein gewisses Risiko für den Sender. Laut Angaben des WDR war die Programmoffensive ein erster sichtbarer Schritt für die Zuschauer nach außen und für das Haus nach innen. Dabei wurde jedoch in Kauf genommen, dass das Stammpublikum eventuell manche Programmideen, die innerhalb der Innovationswochen vorgestellt worden sind, nicht wirklich aufnimmt, während aber andere Zuschauer bemerken, dass der WDR auch Neues im Programm bereithält. Das Ziel war es aber vorrangig, auch diejenigen wieder zu erreichen, die dem Sender in den vergangenen Jahren den Rücken gekehrt haben, beziehungsweise eine neue, jüngere Zielgruppe anzusprechen. Aus diesem Grund wurde die Programmoffensive ins Leben gerufen, die durch die Kampagne #machtan im August gestartet ist.
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Auf die Frage hin, welche neuen Formate sich quotentechnisch positiv, beziehungsweise als negativ herauskristallisiert haben, ist der WDR fest in der Annahme, dass sich der Erfolg nicht an Quoten messen lässt. Das im Übrigen gelte für die komplette Programmoffensive. Annette Metzinger: „Unser Ziel war es eben, Aufmerksamkeit zu erhalten bei Menschen, die das WDR Fernsehen bisher kaum oder gar nicht wahrnehmen. Dazu gehört, dass wir mit Ungewohntem überraschen und neugierig machen. In diesem Sinne bedeutet Veränderung auch, bestehende Erwartungen zu brechen – was zwangsläufig Enttäuschung an der einen und Begeisterung an anderer Stelle auslöst.“ Betrachtet man allerdings die Quoten der zumeist eher eine jüngere Gruppe ansprechenden Tests, dann gab es häufiger Enttäuschung als Begeisterung – wohl auch ein Grund, warum in Köln nicht so gerne ins Detail gegangen wird, wenn über Quoten zu reden ist.
Genau dieses Bild zeigt auch die Zuschauerreaktion, die der WDR im Rahmen der Programmoffensive erhalten hat. Natürlich gab es auf der einen Seite Begeisterung, weil sich niemand vom WDR so etwas erwartet hätte und auf der anderen Seite sind Stammzuschauer enttäuscht, weil ihre gewohnten Formate nicht mehr laufen. Zur Zeit unterzieht der WDR die Formate der Programmoffensive einer intensiven Auswertung, die darüber entscheiden wird, an welchen Formaten auch in Zukunft festgehalten werden soll, beziehungsweise von welchen man sich besser wieder trennt, weil sie nicht den gewünschten Effekt erzielen. Eine Entscheidung sei aktuell in noch keinem Fall getroffen wird.
Für die Zukunft des Senders gelte es, die positive Resonanz aus den Innovationswochen zu nutzen, um dem Sender noch Platz für aktuelle, verlässliche und kritische Information zu geben, aber auch mit neuen und überraschenden Ideen aufzuwarten, gerade im Bereich der Unterhaltung. Das erwarten die jüngeren Zuschauer, die sich wieder für das WDR-Fernsehen begeistern sollen. Dem steht nichts im Wege, nachdem der Rundfunkrat kürzlich zugestimmt hat, dass mit dem Jahreswechsel ein neues Programmschema des WDR-Fernsehens startet.