Hingeschaut

David gegen Goliath

von

Am Montag startete das neue Boulevardmagazin «Klub» auf RTL II. Mit seiner Sendezeit von 17:00 Uhr steht es in direkter Konkurrenz zu ProSiebens Dauerbrenner «taff.». Bläst da ein Sender zum Generalangriff?

Seit mittlerweile 20 Jahren geleitet «taff.» den Zuschauer nun durch den Vorabend und hat sich zu einer festen Institution für die jüngere Generation entwickelt. Viele Alternativen gab es bisher auch nicht. Von den bekannten großen Sendern hält gerade einmal das ZDF mit «hallo deutschland» und «Leute heute» die Fahne der Boulevardmagazine im Vorabendprogramm hoch. Doch die etwas biederen Formate mit Moderatoren jenseits der 30 sprechen die jüngeren Zuschauer nicht an.

«taff.» schafft es mit seiner Mischung aus Promiklatsch, Ratgeber und Reality-Doku da schon eher, das junge Publikum zu begeistern. Auch die Interaktion mit dem Zuschauer ist so bisher einzigartig in der Fernsehlandschaft. Twitterumfragen oder Facebook-Kommentare während einer Livesendung einzubinden sucht man bei den Formaten des ZDF momentan noch vergebens. Hinzu kommen Datingshows, Partytipps und Urlaubschecks. Also alles, was das jugendliche Herz begehrt.

Doch nun bläst ein neues Boulevardmagazin zum Angriff auf den Branchenprimus. «Klub» heißt es, läuft auf RTL II und soll eben genau in die Kerbe schlagen, die auch ProSiebens «taff.» anvisiert. Moderatorin Julia Krüger kommt gleich einmal ein paar Jahre jünger daher, als ihre Kollegen der Konkurrenzsendung. Dem angepeilten Publikum dürfte Krüger ein Begriff sein. Die 25-Jährige war Moderatorin beim Jugendsender Joiz, der Anfang des Jahres wegen schwacher Zuschauerzahlen Konkurs anmelden musste, inzwischen aber wieder saniert ist und normal weitersendet.

Im Gegensatz zum direkten Konkurrenten beginnt «Klub» bei seiner Debütausgabe sehr unauffällig. Ohne Intro werden direkt die Top 5 der schnellsten Momente von Robert Geiss gezeigt. Stünde das Logo nicht in der unteren linken Ecke, könnte man meinen, eine weitere Folge der Realitysoap würde starten. Erst nach dieser Liste wird das – sehr kurze – Intro gestartet.

Das Interieur des Studios besteht aus einer Mischung aus 70er Retro-Chic und 90er Jahre VIVA Trash, kann aber im Vergleich zum eintönigen Gelb von «taff.» durchaus punkten. Hier hat man das Gefühl, Moderatorin Julia Krüger würde aus dem eigenen durchgestylten Wohnzimmer zu den Zuschauern sprechen. Womit auch gleich ein Schwachpunkt der Sendung angesprochen werden soll, denn auch wenn Krüger gekonnt durch die Sendung führt, fehlt das Spiel mit dem Kollegen, welches «taff.» eben auch auszeichnet.

Im Großen und Ganzen tun sich die beiden Formate aber nicht viel. Während «taff» mit den hauseigenen Stars Heidi Klum, Rea Garvey oder Palina Rojinski zu Felde zieht, zeigt «Klub» die Geissens, Daniela Katzenberger und Sarah und Pietro Lombardi. Dazwischen tauchen zahlreiche Stars und Sternchen der Branche auf, wie etwa Micaela Schäfer oder Cosimo, der Checker vom Neckar. Hinzu kommen zahlreiche Top-Listen, Ratgeber für richtiges Feiern und die Geissens. Überhaupt ist die schrecklich glamouröse Familie in der ersten Folge des neuen Boulevardmagazins überpräsent. Gefühlt jeder zweite Beitrag handelt von dem Millionärspaar und ihren Kindern. Wenig verwunderlich, waren Re-Runs der Glamour-Familie doch das einzige, was zuletzt auf dem RTL II-Slot um 17.00 Uhr quotentechnisch so halbwegs funktionierte. Am Ende gibt es dann doch noch etwas Hollywood-Feeling, als über Anne Hathaways divenhaftes Verhalten berichtet wird.

Ob sich der Neuling gegen das etablierte ProSieben-Format wird durchsetzen können oder ob beide Boulevardmagazine parallel zu existieren vermögen, bleibt abzuwarten. Als Zuschauer muss man sich eigentlich nur entscheiden, welche Senderfamilie einem besser gefällt. Die von ProSieben oder RTL II. Inhaltlich bieten beide Magazine das Gleiche.

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