First Look

Die neue Spätschicht

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Die Übernahme ist erfolgt: Stephen Colbert ist seit wenigen Wochen als Nachfolger von David Letterman im Amt, während Trevor Noah die Nachfolge der «Daily Show» von Jon Stewart angetreten ist. Aber sind die beiden auch inhaltlich angekommen?

Ein Glück, dass Donald Trump US-Präsident werden will.

So oder so ähnlich wird sich das zumindest Stephen Colbert denken. Denn eine Reihe von Witzen über den sonderbaren Kandidaten mit der Betonfrisur war der erste Brüller in Colberts neuer «Late Show» auf dem alten Platz von David Letterman.

In der Premierenfolge hatte Senderchef Leslie Moonves noch eine Abschaltmaschine dabei, mit der er notfalls auf Wiederholungen von alten «Mentalist»-Folgen umschalten konnte, die in der Zeit zwischen Lettermans Finale und Colberts Premiere den Sendeplatz bestückten. Die wird Moonves nicht länger brauchen. Denn Colbert ist angekommen im Late-Night-Geschäft bei CBS. Auch inhaltlich.

Ist er damit auch ein würdiger Nachfolger des Großmeisters David Letterman? Schwierige Frage. Vor allem auch eine falsche. Denn natürlich hat Colbert einen eigenen distinkten Stil, den man schwer vergleichen kann mit Lettermans grenzenloser Showmanship.

Colbert hat ihn sich jahrelang beim jungen Comedy Central antrainiert, wo er im «Colbert Report» die Kunstfigur eines Political Commentators von Rechtsaußen gab – mit der er natürlich all das kritisierte und persiflierte, was diese Kunstfigur bejubelte, und alles bejubelte, was diese Kunstfigur abkanzelte.

Colbert hat sich für seine CBS-Show von seiner Kunstfigur getrennt. Doch dieser Bruch ist eher graduell als absolut. So graduell, wie ein Bruch eben sein kann. Colbert fragt seine Gäste ehrlicher als früher, man merkt, dass er nicht mehr eine Rolle spielt, die er mit allem vollgestopft hat, was er eigentlich ablehnt.

Und doch ist die «Late Show with Stephen Colbert» politischer als die «Late Show» zu Lettermans Zeiten. Man kann das schon an der Gästeauswahl ablesen: Jeb Bush, Ted Cruz, Bill Clinton und – ja – auch Donald Trump gaben sich in relativ kurzen Intervallen die Klinke in die Hand. Gleichzeitig wirken auch die Opening Monologues politischer und dezidierter als bei den alten Haudegen Letterman und Leno.

Colbert hat in seiner bisher kurzen Zeit als CBS-Host vor allem eines bewiesen: Klasse. Auch in kritischen Situationen, als sich das Publikum gegen einen seiner Gäste stellte. Doch auch in weniger heiklen Momenten besticht er durch eine tolle Lässigkeit, gepaart mit einer erstaunlichen komödiantischen Souveränität, mit der er einen Gag nach dem anderen liefert, ohne seine Auftritte bemüht oder getrieben wirken zu lassen.

Und so ist Stephen Colberts Show insbesondere auch angenehm unaufgeregt. Er und sein Team fanden schnell zu einer angenehmen Routine, ihr neuer Ton und frischer Wind wurde rasch akzeptiert und findet bei den amerikanischen Kritikern breiten Anklang. Gleichzeitig eröffnet Colbert auch jenen jüngeren Zuschauern, die ihn noch aus seiner Comedy-Central-Zeit kennen, einen Zugang zur CBS-Late-Night, die sich in der Sendung des etwas älteren David Letterman nicht (mehr) wiederfinden konnten.

Lesen Sie auf er nächsten Seite: Unsere Einschätzung zur neuen «Daily Show» mit Trevor Noah.

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