Filmfacts «Picknick mit Bären»
- Regie: Ken Kwapis
- Produktion: Robert Redford, Bill Holderman, Chip Diggins
- Drehbuch: Rick Kerb, Bill Holderman; basierend auf dem gleichnamigen Buch von Bill Bryson
- Darsteller: Robert Redford, Nick Nolte, Kristen Schaal, Nick Offerman, Mary Steenburgen, Emma Thompson
- Musik: Nathan Larson
- Kamera: John Bailey
- Schnitt: Carol Littleton
- Laufzeit: 104 Minuten
- FSK: ab 0 Jahren
Im Mittelpunkt der unaufdringlichen Wanderkomödie steht Robert Redford. Der Leinwandveteran, der hier auch als Produzent tätig ist, spielt den unter anderem für seine Reiseliteratur bekannten Schriftsteller Bill Bryson. Dieser ist nach zwei Jahrzehnten, während derer er in Großbritannien gelebt hat, in seine alte Heimat New Hampshire zurückgekehrt. Eigentlich will er sich zur Ruhe setzen, aber ein katastrophal laufendes Fernsehinterview juckt den Autoren mehr, als er sich einzugestehen gewillt ist. Da er sich zudem in einem Alter befindet, in dem Beerdigungen von Bekannten und langen Weggefährten unvermeidlich geworden sind, wird Bill nachdenklich – und kommt letztlich zum Entschluss, sich noch etwas beweisen zu müssen: Er nimmt sich vor, den berühmten Appalachian Trail entlang zu wandern.
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Handwerklich ist «Picknick mit Bären» ein solider, unauffälliger Film: Kameramann John Bailey («Und täglich grüßt das Murmeltier») zaubert einige wunderschöne Landschaftsaufnahmen. Und er versteht es, das markante, charaktervoll-zerfurchte Gesicht Redfords ins rechte Licht zu rücken. Gleichwohl erinnert der von Bailey und Regisseur Ken Kwapis gewählte, statische Aufbau mancher Dialogszenen an typische „Wir gehen mal vor die Tür“-Episoden einiger 90er-Sitcoms. Dafür beweist der Regisseur ein achtbares Gespür für die Stärken seiner zentralen Darsteller. Die Musikbegleitung, sowohl in Form von Songs als auch in Form der Instrumentalkompositionen von Nathan Larson, erfüllt wiederum durchweg ihren Zweck: Ob Bill Bryson gerade nachdenklich, amüsiert oder von Wanderlust erfüllt ist – akustisch folgt stets eine passende Untermalung, doch nur selten ist diese so brillant, dass sie die betroffene Szene um ein Vielfaches verbessert.
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Wie eingangs erwähnt, ist «Picknick mit Bären» aber kein Film, bei dem es ergiebig ist, so an ihn heranzutreten. Dass Nick Nolte nicht so wirkt, als würde er schauspielern, sondern vor der Kamera einfach er selbst sein und nur rein zufällig die handlungsrelevanten Stichwörter treffen, tut dem Sehgenuss keinen Abbruch. Im Gegenteil: Als exzentrischer, unartikulierter, körperlich von der Reise überforderter Stephen Katz ist Nolte eine immens unterhaltsame – etwas wirre – Naturgewalt. Und er hat eine großartige Chemie mit Robert Redford, der diesem Mix aus Situationskomik, körperlichem Witz und dezent sarkastischem „Zwei alte Haudegen suchen noch einmal das Abenteuer“-Humor Rückgrat und Würde verleiht, ohne dabei verknöchert zu wirken.
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Um sich groß daran stören zu können, ist «Picknick mit Bären» einfach zu sympathisch. Was vielleicht daran liegt, dass Redford schon seit 1998 versucht, dieses Projekt in die Wege zu leiten und mit entsprechend viel Herzblut bei der Sache ist. Dass Robert Redford und Nick Nolte bereits in ihren 70ern sind, während das reale Wanderduo bei seiner Reise einst 44 Jahre alt war, mag eine schwerwiegende inhaltliche Änderung sein. Doch das Charisma, das der Film dadurch gewinnt, war es wert, solch einen „Besetzungsfehler“ zu tätigen.
Fazit: Die Wanderkomödie «Picknick mit Bären» hat wenig Gehalt, ist handwerklich bloß solide und ein nennenswertes Ziel hat diese Reise auch nicht. Aber: Junge, junge, diese Wanderung mit Redford und Nolte ist echt charmant geraten!
«Picknick mit Bären» ist ab sofort in ausgewählten deutschen Kinos zu sehen.