
Selten sah man diese sehr gegensätzlichen Standpunkte von Asyl-Befürwortern und Asyl-Gegnern näher beieinander als im Rahmen eines jüngeren Facebook-Postings, das von Moderator und Unterhalter Joko Winterscheidt stammte. Als Teil der Kampagne „Recht auf Menschenrecht“ beteiligte sich Winterscheidt an einem Video der Initiative und änderte obendrein das Profilbild seiner öffentlich zugänglichen Facebook-Fanseite, auf dem er als Teil von „Recht auf Menschenrecht“ ein Stück Karton mit der Aufschrift „Artikel 14 – Jeder hat das Recht auf Asyl“ in seinen Händen hält. Schnell musste der ProSieben-Moderator jedoch feststellen, dass bei Weitem nicht alle sein lobenswertes Engagement unterstützen, was sich in Form kritischer bis beleidigender Kommentare unter dem hochgeladenen Foto äußerte.

Damit stehen sie im Kampf gegen Asylkritiker und Anfeindungen gegenüber Einwanderern in der deutschen Medienlandschaft nicht alleine da. Neben Winterscheidt und Heufer-Umlauf, die sich beide an „Recht auf Menschenrecht“ beteiligen, engagieren sich dort auch viele weitere Prominente aus Funk und Fernsehen. Die Befürworter kommen aus nahezu allen Bereichen der (Fernseh-)Unterhaltung. Etwa gestandene Musikkünstler wie Marius Müller Westernhagen oder Smudo von den ‚Fantastischen 4‘, der auch Teil von ProSiebenSat.1‘ «The Voice of Germany» ist, nehmen teil. Namhafte Schauspieler wie das Paar Anna Loos und Jan Josef Liefers, Sibel Kekilli und Katja Riemann sprechen sich ebenfalls für das „Recht auf Menschenrecht“ aus, genauso wie etliche Moderatoren, insbesondere aus dem Bereich Sport, die in dieser Aktion alle entsprechende, von den Vereinten Nationen festgehaltene, Artikel zu diesem Thema präsentieren. Vertretene Moderatoren finden sich etwa in Miriam Pielhau, Matthias Opdenhövel, Esther Sedlaczek, Steven Gätjen, Jochen Breyer oder Arnd Zeigler.

Reschke gehörte mit ihrem Statement Anfang August zu den ersten medial bekannten Personen, die ihre Meinung so offenkundig zum Ausdruck brachten. Ähnlich verfuhr Til Schweiger, der seinen Ansichten zunächst häufig über Facebook freien Lauf ließ, dort bereits gegen Fremdenhass polterte und später auch im Flüchtlings-Talk bei Sandra Maischberger leidenschaftlich mitdiskutierte. Ex-Fußballprofi, Internet-Phänomen und Fernseh-Fußballtrainer Hans Sarpei nutzt seine hohe Reichweite von knapp 600.000 Fans auf Facebook neben seiner Teilnahme bei „Recht auf Menschenrecht“ ebenfalls, um die teilweise hässlichen Fratzen der Flüchtlings-Diskussionen öffentlich an den Pranger zu stellen. Die Plattform Facebook wählte auch ZDF-Moderatorin Dunya Hayali in einem langen Statement gegen Fremdenhass, das über 80.000 Mal geteilt wurde. Das soziale Netzwerk stellte sich also als beliebter Kanal für solche Botschaften heraus, obwohl die fehlende Zensur von volksverhetzenden Kommentaren zuletzt öffentlich scharf kritisiert wurde.

Bei weitem nicht alle engagierten Prominenten treten so unverblümt an die Öffentlichkeit und leisten dennoch einen lobenswerten Beitrag zur Debatte. Etwa Schauspielerin Christine Neubauer oder Entertainer Udo Lindenberg, die nach Fragen der «Tagesthemen» ihre Meinung kundtaten oder Schauspieler Sky DuMont sowie die Rock-Sänger Farin Urlaub und Campino in diversen Interviews mit Tageszeitungen. Unterdessen unterstützte das Trio aus den Kabarettisten Dieter Hallervordern, Eckart von Hirschhausen und Radio-Moderator Jörg Thadeusz eine Willkommensaktion im Berliner Steglitz-Zehlendorf. «Tatort»-Schauspielerin Friederike Kempter und Benno Fürmann sind in der UN-Flüchtlingshilfe aktiv, Kollegin Natalia Wörner reiste bereits für die Kindernothilfe in den Libanon zu syrischen Flüchtlingsfamilien. Essen erhielten Migranten in Berlin-Moabit von Wim Wenders und seiner Produktionsfirma, «Gute Zeiten, schlechte Zeiten»-Darsteller Wolfgang Bahro spendete zuletzt die Tageseinnahmen seines Kabarett-Programms an eine örtliche Flüchtlingsunterkunft.
Vielen der genannten Prominenten wird entgegnet, dass ihr Engagement in der Flüchtlings-Debatte nur PR-Zwecken diene, dass man sich vor einen Karren spannen lasse, nur mit dem Strom schwimme und lieber Dinge sagt, als aktiv zu handeln. Vielleicht ist dies bei einigen Personen teilweise der Fall, mit ihrem Einsatz und ihrer Stimme tragen diese Menschen jedoch dazu bei, dass Fans oder Beobachter ihre Meinung zugunsten der Sache vielleicht doch noch ändern und auch in Deutschland Asylsuchende als genau das wahrnehmen. Als Menschen wie du und ich, die obendrein ihre Heimat schweren Herzens verließen, weil ihre Sicherheit und ihr Überleben dort nicht mehr gewährleistet war. Engagierte Prominente setzen sich öffentlich Anfeindungen und daraus resultierendem emotionalen Stress aus, weshalb man ihre Mithilfe hoch anrechnen sollte.