Hingeschaut

«Rette die Million», aber zügig

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«Rette die Million» ist wieder da. Jörg Pilawa heißt jetzt Wayne Carpendale, das ZDF ist nun ein Privatsender und die Gewinnsumme ist geschrumpft. Und sonst so?

Infos zu Wayne Carpendale

  • Sohn von Howard Carpendale, verheiratet mit Annemarie Carpendale (ehemals Warnkross)
  • Vorwiegend als Schauspieler in deutschen Fernsehserien und -filmen aktiv
  • Erster Sieger der Tanzshow «Let's Dance»
  • Moderierte Ende 2006 mit Mirjam Weichselbraun die achtteilige Show «Dancing on Ice»
Sat.1 geht es längst nicht so gut wie dem ZDF. Ein Blick auf die Einschaltquoten zeigt das. Oder alternativ auch ein Blick auf die Gewinnsumme der „neuen“ Spielshow «Keep Your Money». Bei der Mittwochs-Ratesendung, die der Privatsender zur besten Sendezeit über den Äther schickt, handelt es sich nämlich um einen Neuaufguss von Jörg Pilawas «Rette die Million». Und damit ist nicht gemeint, dass «Rette die Million» und «Keep Your Money» sehr ähnlich sind. Beide Formate sind tatsächlich Umsetzungen des exakt gleichen Konzepts. Nur, dass der Privatsender nicht so gönnerhaft daherkommt wie einst die öffentlich-rechtliche Anstalt aus Mainz. Die höchste potentielle Gewinnsumme beläuft sich daher nicht auf eine Millionen Euro, sondern auf einem Viertel dieses Betrages.

Die Produzenten von «Keep Your Money» machen auch keinen Hehl daraus, dass dem Fernsehpublikum das Showkonzept bekannt vorkommen könnte. Endemol Shine hat die Neuauflage der ZDF-Quizsendung zur Premiere bei Sat.1 schlank, zügig und schnörkellos gehalten. Moderator Wayne Carpendale hält sich gar nicht erst mit einer ausführlichen Erklärung des Spielmodus auf, sondern sprintet sofort ins Geschehen. Viele Zuschauer werden eh noch wissen, wie das Geld-Rett-Ratespiel funktioniert, und alle anderen Fernsehenden werden ihre grauen Zellen zu benutzen wissen. Davon geht «Keep Your Money» selbstbewusst aus – und sticht somit sehr positiv aus der deutschen Showlandschaft hervor.

Innerhalb der ersten fünf Sendeminuten hat Carpendale schon sich selbst, die Sendung sowie das erste Kandidatenpaar vorgestellt – und außerdem die erste Frage abgearbeitet. Wer erstmals mit der «Keep Your Money»-Grundidee konfrontiert wird, bekommt die simplen Regeln ganz nebenher erklärt: Ein Duo bekommt 250.000 Euro, muss daraufhin aber acht Fragen aus verschiedenen Themengebieten beantworten. Zu Beginn jeder Fragerunde werden zwei mögliche Gebiete vorgegeben, sobald sich das Team entschieden hat, liest Carpendale mehrere Antwortmöglichkeiten sowie die dazugehörige Frage vor. Dann können die Kandidaten ihr Geld setzen – alles auf eine Option, oder im Zweifelsfall halt auf mehrere Antworten. Nur bei der Finalfrage muss das gesamte verbliebene Geld auf eine Karte gesetzt werden. Zudem gibt es stets ein Zeitlimit von 60 Sekunden.

Das liest sich wesentlich komplexer, als es eigentlich ist. Und schon allein daher waren Endemol Shine und Wayne Carpendale gut beraten, gar nicht erst eine langwierige Einführung voranzustellen und so den Intellekt des mitdenkenden Publikums zu beleidigen. „Let's cut to the chase“, sagt man im englischsprachigen Raum, wenn alles unnötige Geplänkel wegfallen soll und man direkt zum Interessanten vorstoßen will. «Keep Your Money» macht sich diesen Spruch zum Leitmotiv – und vermeidet so auch die große Stolperfalle, durch Langwierigkeit zu langweilen. In einer Ära, in der sich nahezu jede Sendung für ein neues, mit seiner brachialen Epik punktendes «Schlag den Raab» hält, ist diese Zurückhaltung äußerst erfreulich.

Dafür, dass «Keep Your Money» trotz hohem Tempo nicht unpersönlich und hektisch wird, sorgt Wayne Carpendale: Zwischen den Fragerunden und mitunter auch während der Antwortzeiten plaudert der Moderator locker und unaffektiert mit seinen Kandidaten. Mal geht es um biografische Details und Hobbys, mal hakt er kritisch nach, ob sie mit ihren Entscheidungen zufrieden sind. Carpendale, der zudem einige Hintergrundinfos über die Teilnehmer auswendig gelernt hat und sehr natürlich ins Gespräch einfließen lässt, wenn passende Stichworte fallen, ist zwar klar auf der Seite der Kandidaten. Jedoch lockt er sie bei Gelegenheit auch aus der Reserve, was «Keep Your Money» weitere, kleine Reibungspunkte gibt und so den Spannungsfaktor hoch hält.

Zusammen mit dem zeitgemäßen Studio- und Lichtdesign, das auf schlichte Kontraste zwischen Schwarz und Orange sowie Rot setzt, präsentiert sich «Keep Your Money» daher als fesche Neuauflage der 2013 beendeten ZDF-Sendung. Die Umsetzung lässt sich wahrlich nicht kritisieren, zuletzt auch deshalb, weil Endemol Shine bei der Kandidatenauswahl auf schrille, kamerageile Personen verzichtet hat. Wenn «Keep Your Money» floppen sollte, dann liegt es allein daran, dass das Publikum gelernt hat, seinen Quizhunger ohne dieses Konzept zu stillen.

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