Die Kritiker

«Tatort – Preis des Lebens»

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Der «Tatort»-Standort Stuttgart meldet sich zurück, und widmet sich in aller psychologischen Drastik dem Thema Vergeltung und Verzweiflung.

Cast und Crew

  • Regie: Roland Suso Richter
  • Darsteller: Richy Müller, Felix Klare, Robert Hunger-Bühler, Michaela Caspar, Maja Schöne, Christian Kerepeszki, Carolina Vera, Mimi Fiedler, Miriam Joy Jung
  • Drehbuch: Holger Karsten Schmidt
  • Kamera: Jürgen Carle, Christoph Schmitz
  • Szenenbild: Andreas C. Schmid
  • Schnitt: Isabelle Allgeier
  • Musik: Johannes Kobilke
Vor 15 Jahren wurde Jörg Albrecht (David Bredin) der Vergewaltigung und des Mordes an einer 16-Jährigen angeklagt und verurteilt. Nun hat er seine Haft abgesessen, doch direkt nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis wird er entführt. Zunächst landet er in einem Folterkeller, kurz darauf ermordet. Die Ermittler Thorsten Lannert (Richy Müller) und Sebastian Bootz (Felix Klare) sehen im biederen Ehepaar Simone (Michaela Caspar) und Frank Mendt (Robert Hunger-Bühler) die dringendsten Tatverdächtigen, immerhin waren sie die Eltern der von Albrecht getöteten Jugendlichen. Zudem lässt ihnen weiterhin eine ungeklärte Frage keine Ruhe: Die Vergewaltigung wurde damals von einem zweiten Täter gefilmt, der jedoch nie gefasst wurde. Daher tickt für das Kommissaren-Duo die Uhr: Sie müssen Albrechts Komplizen ausfindig machen, ehe ihm dasselbe Schicksal blüht wie seinem Partner. Als sie mit Stefan Freund (Christian Kerepeszki) einen Verdächtigen ausfindig machen, drehen die Mendts allerdings durch und entführen Bootz' Tochter Maja (Miriam Joy Jung). Bootz droht aufgrund dieser misslichen Lage der Nervenzusammenbruch, und so nehmen sich Staatsanwältin Alvarez (Carolina Vera), Nika Banovic (Mimi Fiedler) und Lannert der vertrackten Situation an …

Drehbuchautor Holger Karsten Schmidt und Regisseur Roland Suso Richter sind längst ein eingespieltes Gespann, und das ist diesem «Tatort», ihrer fünften Zusammenarbeit, vollauf anzumerken. Leerlauf kommt zu keinem Zeitpunkt auf, unentwegt treibt die Handlung voran, stets werden die Charakterzüge der Figuren vertieft und konkretisiert. Ihr Fall aus Stuttgart wirkt dabei in gewisser Hinsicht wie das dramatisch-harsche Gegenstück zum hochspannend-rasanten «Tatort» aus der Schweiz, der mit einem mordenden Antoine Monot junior diese «Tatort»-Saison eröffnete. In beiden Neunzigminütern wird kein Geheimnis um den Täter gemacht, und es bleiben auch bemühte Twists der Marke „Ach, darum passiert das überhaupt!“ aus.

Während die Schweizer Ermittler aber dem Wissensstand des Publikums hinterherhinkten, haben die Stuttgarter schon früh Gewissheit. Generierte erstgenannter «Tatort» seine Spannung aus der Frage, wann die Protagonisten endlich aufschließen, setzt Stuttgart auf zwei Antriebskräfte, die die Spannungskurve hochschnellen lassen: Wann haben die Ermittler neben dem gesunden Menschenverstand auch endlich genug in der Hand, um die Täter zu überführen? Und: Wie rettet sich Bootz aus seiner moralisch komplexen Zwickmühle?

Der allen Darstellern ein akzentuiertes, intensives Schauspiel abringende Rache-Thriller wirft durch die raffiniert konstruierten Plotfäden und thematisch aufgeladenen Konflikte zahlreiche Fragen über den Wert eines Menschen und den Nährboden von Gewalt auf. Antworten gibt dieser «Tatort» aber nicht. Für die wäre erstens nicht genug Zeit, so randvoll wie das Skript ist, und zweitens würden einfache Antworten die harsche Stimmung zerstören, die das Autor-Regie-Gespann so mühevoll mit seiner kompromisslosen Erzählweise erzeugt.

Fazit: «Tatort – Preis des Lebens» ist eine kompromisslose, atmosphärisch dichte Geschichte über Moral und Rache, in der die Schauspieler oftmals mit einem Blick mehr sagen, als in anderen Krimis mit tausend Worten.

«Tatort – Preis des Lebens» ist am Sonntag, den 25. Oktober 2015 ab 20.15 Uhr im Ersten zu sehen.

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