Cast & Crew
Vor der Kamera:Alexandra Neldel, Sara Fazilat, Petra Kelling, Alissa Jung, Oliver Bootz, Antonie Lawrenz, Pierre Kiwitt, Orhal Güner, Arnel Taci, Reza Brojerdi
Hinter der Kamera:
Regie: Holger Haase; Drehbuch: Holger Haase & Conni Lubek; Kamera: Uwe Schäfer; Musik: Andy Groll; Produzenten: Nanni Erben, Quirin Berg & Max Wiedemann; Redaktion: Birgit Titze; Schntt: Bernharrd Wießner; Produktionsfirma: Wiedemann & Berg Television im Auftrag von ARD Degeto
Lange Zeit galt Alexandra Neldel als das Pin-Up-Girl des deutschen Kinos. Vor allem Ende der 90er Jahre und am Anfang des neuen Jahrtausends war Neldel unter anderem in «Bang Boom Bang – Ein todsicheres Ding», «Lammbock», «Samba in Mettmann» oder «Barfuss» präsent. In den vergangenen Jahren sah man Neldel jedoch vorwiegend im Fernsehen in größeren Rollen aufspielen. Die 39-Jährige bescherte Sat.1 mit den «Wanderhure»-Filmen große Quotenerfolge, nun zog es Neldel ins Erste, wo sie in «Einfach Rosa» die Titelfigur einer neuen Freitagsreihe spielt. Tatsächlich erinnert doch noch immer einiges an Sat.1, die Romantic Comedy schreibt es sich nämlich auf die Fahne, deutlich moderner zu sein als ihre ARD-Kollegen am Freitagabend, die zuweilen wie aus der Zeit gefallen wirken. Dieser Versuch weckt gleich vom Start weg Assoziationen zu den Sat.1-Dienstagsspielfilmen – allerdings nicht nur im guten Sinne.
Zuschauer, die bei der Liebeskomödie nach Einfallsreichtum suchen, werden leider nicht fündig. Dafür ist die Prämisse der kaltfüßigen Braut schon zu oft bedient worden und die Entwicklung, die die Geschichte gleich in der ersten halben Stunde der neuen Reihe nimmt, zu hanebüchen und klischeebehaftet. Freilich liegt die große Ironie der Geschichte in Rosas Entscheidung, sich als Hochzeitsplanerin selbstständig zu machen, obwohl sie den gleichen Partner gleich drei Mal am Altar stehen lassen hat. Die Idee der ewigen Liebe und des schönsten Tags des Lebens motiviert sie weiterhin dazu, zumindest anderen Menschen bei ihrem Liebesglück behilflich zu sein. Früh gerät die Romantic Comedy dabei ins Straucheln, weil sie zunächst partout nicht die richtige Balance für ihre Geschichte finden will, in der vieles angedeutet wird, wenig jedoch konsequent und in der nötigen Tiefe erzählt wird.
Während man zunächst vermuten würde, dass Rosas Suche nach Mr. Right den zentralen Fokus im Auftakt der Reihe erhalten wird, verstrickt sich die Geschichte schon früh in weitere Handlungsstränge um die Deutschtürkin Meral, die keine Lust mehr aufs Autoschrauben in der Familienwerkstatt hat und dadurch den Unmut ihres Vaters auf sich zieht, um Rosas Mutter Ruth (Petra Kelling), die sich in die gescheiterte Beziehung zwischen Rosa und Sam einmischt und um die ersten Kunden Rosas, dessen Hochzeitplanungen nicht allein vom Liebesglück herzurühren scheinen. Dabei will Rosa doch nur Hochzeiten organisieren, die auf wahrer Liebe basieren…
Die Hektik, mit der die verschiedenen Geschichten binnen kürzester Zeit in den 90-Minüter gedrückt werden, wirken schnell weit hergeholt. Um den Zeitrahmen nicht zu sprengen, muss die Geschichte daher viele Abkürzungen nehmen, die der inneren Logik nicht zuträglich sind: So spart man sich beispielsweise die Zeit, den Zuschauer die Gefühlswelt von Rosa erkunden zu lassen und lässt die Hauptfigur ihre Sehnsüchte und Hintergedanken lieber eisbecherverschlingend im Dialog mit einem ausgedruckten Fotomodell als potenziellen Traummann oder sekttrunken auf dem Anrufbeantworter aussprechen. Insbesondere im Falle der aufflackernden Freundschaft zwischen Rosa und Meral, die sich kennenlernen, als die angehende Wedding-Planerin einen riesigen rosa-farbenen Geländewagen in Merals Werkstatt erwirbt, wird die Glaubwürdigkeit des Films strapaziert. Ein Augenkontakt, eine Krawallfahrt und wenige Stunden Zweisamkeit genügen, damit Rosa Meral schon einen Job als Assistentin verspricht, die beiden zu besten Freundinnen werden, bei Kummer kurzerhand in der Wohnung des anderen nächtigen und Morgen danach beim Duschen Pläne schmieden.
- © ARD Degeto/ Hardy Spitz
Rosa (Alexandra Neldel) sorgt sich um ihre Mutter. Ruth (Petra Kelling) wiegelt ab: Nur weil sie ab und zu etwas verlegt oder vergisst, ist sie nicht senil!
Die Toleranz, die der Zuschauer für diese doch ungewöhnlich schnelle Entwicklung aufbringen muss, ist natürlich dem Skript geschuldet. Neldel und Sara Fazilat entpuppen sich schauspielerisch jedoch als ein Duo, das seinen Zuschauern künftig viel Spaß bereiten könnte, wenn die Autoren weiter an der Tiefe der Charaktere arbeiten. Damit würde sich vielleicht auch erledigen, dass Neldels Charakter unangenehmen Situationen meist nur mit einem lächelnden Achselzucken begegnet oder im Dialog mit ihrem Ex-Freund, der ihr (in Berlin!) zufällig gleich einige Male über den Weg läuft, mehr herausbringt als Wiederholungen und Gestammel, obwohl man sich doch eigentlich viel zu sagen hätte. Von den Darstellungen her darf man den Mimen in den Hauptrollen allerdings keinen Vorwurf machen. Neldel schafft es noch immer, Fernsehzuschauer zu verzaubern und Sara Fazilat entpuppt sich in der Rolle der scharfzüngigen Assistentin als echter Lichtblick des Reihen-Debüts, was auch daran liegt, dass ihre Figur Meral mit ihrem ganz eigenen modernen Slang unter allen Rollen am authentischsten wirkt. Ihr familiärer Hintergrund kommt ohne Klischees allerdings ebenfalls nicht aus.
Das Tempo, das «Einfach Rosa» in den ersten 30 Minuten vorgibt, ist für Degeto-Produktionen höchst untypisch, weshalb die Exposition dem richtigen Rhythmus in dieser Zeit schuldig bleibt. Untypisch soll die neue Reihe jedoch sein und sich damit von zähen und behäbig erzählten Herzschmerz-Stoffen abheben, die «Einfach Rosa» am Freitagabend ablöst. So fällt der Film zwar thematisch ab, immerhin liegt die Produktion jedoch vom inszenatorischen her deutlich näher an modernen und zeitgemäßen Liebesfilmen. Nach etwa der Hälfte des Films scheint sich die Produktion endlich eingegroovt zu haben und widmet dabei der wendungsreichen Liebesgeschichte von Rosas erstem Kundenpaar überraschend viel Zeit, für das Rosa und Meral Amors Helfer spielen.
Der Rest des von Holger Haase inszenierten Films kann den schwachen Start jedoch nicht allzu gut relativieren, weshalb den Fernsehenden unter dem Strich zwar eine moderne(re) aber inhaltsarme und in ihrem Erzähltempo zu ambitionierte Liebeskomödie vorgesetzt wird. Das Happy End für alle Beteiligten und ihre Handlungsstränge gerät schließlich etwas zu rosarot. Immerhin lässt der Fernsehfilm einige Fragen bezüglich des Geisteszustands von Rosas Mutter und der Beziehung zwischen Rosa und ihrem drei Mal verlassenen Ex-Freund offen, sodass man einige Zuschauer wohl immerhin noch bis zur zweiten Episode bei der Stange hält.
Das Erste zeigt «Einfach Rosa - Die Hochzeitsplanerin» am 30. Oktober ab 20.15 Uhr. Im zweiten Teil, «Einfach Rosa - Wolken über Kapstadt», zieht es Rosa am 6. November zur gleichen Zeit nach Südafrika.