Cast & Crew
Vor der Kamera:Peri Baumeister als Zahra
Trystan Pütter als Benni
Doval'e Glickmann als Ephraim
Sandra Sadeh als Bennis Mutter
Varda Ben Hur als Edna
Ron Shahar als Rabbi
Ruth Geller als Oma
Hinter der Kamera:
Produktion: Blacksheep Film und Wiedemann & Berg Television
Drehbuch: Annabel Wahba und Barry Thomson
Drehbuchmitarbeit: Thomas Lienenlücke
Regie: Dror Zahavi
Kamera: Carl-Friedrich Koschnick
Produzenten: Max Wiedemann und Quirin Berg
Schon bei der Einreise gehen die Probleme los. Der lässige und zunächst sehr zuvorkommende israelische Sicherheitsbeamte verschärft spürbar den Ton, als er Zarahs Nachnamen auf dem Pass liest – dann fällt aus Schusseligkeit auch noch ihr Reisekoffer um und löst ihren mitgebrachten Wecker aus, der in nicht geringer Lautstärke „Allahu akbar!“ krakelt.
Bei Bennis israelischer Familie angekommen, verschweigen die beiden lange Zeit, dass Zarah, obwohl sie „eine waschechte Münchnerin“ ist, auch arabische Vorfahren hat. Denn Bennis Vater Ephraim, der für seinen langjährigen tapferen Dienst in den israelischen Streitkräften bald eine Medaille verliehen bekommt, hat aus anti-arabischer Paranoia sein Domizil mit exzessiven Sicherheitsvorkehrungen ausgerüstet, dass es eher Fort Knox als einem Wohnhaus ähnelt.
Ephraim ist blühender Nationalist. Noch heute verachtet er Menachem Begin dafür, die Sinai-Halbinsel an Ägypten abgetreten zu haben, und für ihn ist es (anfangs) schon zu viel, dass sein jüdischer Sohn mit einer Deutschen liiert ist. „Wenn da mal der Opa kein Nazi war“, befürchtet er, und fährt fort: „Ganz Deutschland war so braun wie mein Stuhlgang. Wenn die Amis nicht gewesen wären, gäbe es das Dritte Reich heute noch.“
Woher Ephraims Paranoia kommt, zeigt der Film an anderer Stelle. Auf dem Nach-Hause-Weg von der Beerdigung gehen in der israelischen Peripherie die Sirenen an. Bombenalarm. Alle müssen aus dem Auto aussteigen und am Straßenrand in einer Böschung Schutz suchen. Alltag zwischen Negev und Golan-Höhen.
Regisseur Dror Zahavi und den Autoren Annabel Wahba und Barry Thomson ist mit «Herbe Mischung» eine sehr feinfühlige Culture-Clash-Komödie gelungen, die sich nicht scheut, in einer lauten Szene nahe des Schlusses auch einmal all die entsetzlichen wechselseitigen Vorurteile zwischen Israelis und Arabern auf den Tisch zu bringen – um sie anschließend, in einer treffenden und sensiblen Katharsis (so gut das eben geht) aufzulösen.
«Herbe Mischung» erlaubt sich dabei eine Leichtfüßigkeit, die auf ein deutsches Publikum angesichts der Thematik ungewohnt, wenn nicht fremd wirken dürfte. Dabei geht der Film mit seinem Thema stets sehr sensibel um, und zumeist auch mit seinen Charakteren, die oftmals eher Karikaturen sind. An sich ist das kein Problem – denn Bennis israelische Familie besteht aus scharf beobachteten und komödiantisch treffend überreizten Figuren.
Dem deutschen Publikum dürften solche jüdisch-israelischen Charaktere jedoch hauptsächlich aus angelsächsischen Produktionen bekannt sein. Wenn überhaupt. Man kennt die entsprechenden jüdischen Klischees hierzulande nicht sehr gut, die hier persifliert werden sollen. Dass alle hiesigen Zuschauer die hier gezeigten Figuren auch als entsprechend überstilisierte Karikaturen verstehen werden, die (zumindest in ihrer politischen Dimension) eine Einladung zu Kritik, Widerspruch und, ja, hin und wieder auch Zustimmung sind, hofft man zumindest erwarten zu können. Doch das ist freilich ein Problem der Rezeption und kein Kritikpunkt. Im Gegenteil: Dass man sich trotzdem an einen solchen Film wagt, verdient Respekt.
Inhaltlich kann diese «Herbe Mischung» jedenfalls überzeugen, gerade durch seine zwei charmanten Hauptfiguren, die Peri Baumeister und Trystan Pütter ganz bezaubernd in Szene setzen. Narrativ geht derweil der leichtfüßige Duktus nie auf Kosten der Seriosität.
Das Erste zeigt «Herbe Mischung» am Mittwoch, den 4. November um 20.15 Uhr.