Die Kritiker

«Zorn – Wo kein Licht»

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«Zorn» zum Dritten: Kann «Zorn – Wo kein Licht» die ersten beiden Teile der bislang wenig beachteten Krimireihe überbieten?

Cast und Crew

  • Regie: Christoph Schnee
  • Darsteller: Stephan Luca, Axel Ranisch, Alice Dwyer, Barnaby Metschurat, Katharina Nesytowa, Tonio Arango, Paul Faßnacht, Christian Grashof, Monika Lennartz, Hans Klima
  • Drehbuch: Stephan Ludwig, Benjamin Hessler
  • Kamera: Diethard Prengel
  • Szenenbild: Jörg Baumgarten
  • Kostüm: Ulla Gothe
Die auf den Romanen von Stephan Ludwig basierende ARD-Krimireihe «Zorn» hat etwas zu beweisen. Während der Reihenauftakt, damals mit Mišel Matičević in der Hauptrolle, noch tolle 5,45 Millionen Zuschauer erreichte und Marktanteile von 17,6 Prozent insgesamt und 9,8 Prozent bei den Jüngeren einholte, ging es mit Teil zwei abwärts. Bei den Jüngeren holte der Neunzigminüter sehr gute 8,4 Prozent, insgesamt wurde mit 12,8 Prozent aber nur knapp der Senderschnitt überboten. Ein vierter Film ist zwar bereits in Arbeit, trotzdem lastet ein gewisser Druck auf Hauptdarsteller Stephan Luca, der nach dem ersten Film die Hauptrolle übernommen hat: Kann er das Publikum zurückgewinnen?

Zumindest qualitativ macht «Zorn – Wo kein Licht» keine dringlichere Werbung für die Reihe an Romanadaptionen als der direkte Vorläufer. Und dies, obwohl der Einstieg durchaus großes Potential verspricht: Ein verzweifelter Staatsanwalt enthält auf seinem Anrufbeantworter finstere Drohungen, woraufhin er den Freitod wählt. Diesen Fall findet der außerordentlich faule Ermittler Zorn allerdings weder interessant, noch leicht zu lösen – also reicht er ihn an seinen gesitteteren Kollegen Schröder (Axel Ranisch) weiter. Dabei wurde er erst kürzlich von einem wahnsinnigen Autofahrer angefahren und muss daher das Bett hüten. Wie sich zeigt, hat Schröders Lage mehr mit dem Fall zu tun, als man je denken würde: Der Halter des PKWs, der ihn umgenietet hat, war der Verteidiger in einem Fall, in dem der Tote als Kläger tätig war. Der Angeklagte Elias de Koop (Tonio Arango) wurde in der damaligen Verhandlung freigesprochen …

Unterdessen haben Zorn und Schröder auch privat einige Sorgen: Während der bettlägrige Schröder seinen dementen Vater (Christian Grashof) pflegen muss, ist der bindungsscheue Zorn von Eifersucht erfüllt, weil Nachbarin und Liebschaft Malina (Katharina Nesytowa) ein Auge auf jemanden geworfen hat. Und Staatsanwältin Frieda Borck (Alice Dwyer) hat eine Liaison mit dem Ex-BKA-Sonderermittler (Barnaby Metschurat) angefangen, der jetzt für die Interne arbeitet – und möglicherweise gegen den arbeitsscheuen Zorn ermittelt.

Viel Konfliktpotential – doch daraus wird kaum etwas gemacht. Das Skript, an dem neben Roman-Autor Stephan Ludwig auch Benjamin Hessler mitwirkte, plätschert in den ersten rund 70 Minuten vor sich her. Der eigentliche Kriminalfall geht unter – immerhin hat Zorn kein Interesse an seinen beruflichen Pflichten und Schröder aus gesundheitlichen und privaten Gründen andere Sorgen. Die Eifersüchteleien des bindungsscheuen Titelhelden lassen die nötige Tiefe missen, um am Fortgang Interesse zu wecken, und die Humorschiene wird gegenüber den ersten beiden Teilen zurückgefahren. Angesichts dessen, dass Witzigkeit wahrlich nicht die Stärke der Reihe ist, mag dies ein Pluspunkt sein. Andererseits sind die wenigen Wortgefechte, die in «Zorn – Wo kein Licht» vorkommen, weiterhin lahm, und zudem tritt an Stelle der gedrosselten Comedy-Sequenzen nur Leerlauf.

Bevor es zum ausführlich erzählten Finale kommt, stützt nur die freundschaftliche Interaktion zwischen Luca und Ranisch diesen Krimifilm. Das Schauspielduo hat nach dem zweiten «Zorn»-Teil einen Draht zueinander gefunden und sorgt dank einem glaubwürdig-kumpelhaftem Miteinander dafür, dass die klischeehaft geschriebenen Buddy-Cop-Dialoge nicht ins Langweilige kippen.

Erst die etwa 15-minütige Zielgerade bringt das Geschehen zum Kochen: Faulpelz Zorn sieht sich mit einem redegewandten, energischen und moralisch schwer durchschaubaren Widersacher konfrontiert. Dieser bringt Zorn in einem stillgelegten Solbad ins Schwitzen – und Regisseur Christoph Schnee sowie Kameramann Diethard Prengel hüllen dieses packend strukturierte Finale in gelblich-dunkle Bilder, die nichts mit dem gedrosselten Schmunzelkrimi zu tun haben, den «Zorn» noch zuvor dargestellt hat.

Fazit: «Zorn – Wo kein Licht» braucht sehr, sehr lange, um an Fahrt aufzunehmen. Bis dahin stimmt die Chemie zwischen den Hauptdarstellern, doch die Gags sitzen noch immer so schwach wie in den ersten beiden Teilen der Reihe.

«Zorn – Wo kein Licht» ist am 5. November 2015 ab 20.15 Uhr im Ersten zu sehen.

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