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Das Top 10-Ranking: Wer ist der beste TV-Fußball-Experte im Land?

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Eine hochkarätig, unter anderem mit Ex-Manager Reiner Calmund, den Journalisten Tobias Holtkamp und Lars Wallrodt, Ex-«ran»-Chef Schmitt-Fleckenstein und Quotenmeter-Chef Manuel Weis besetzte Jury, hat die besten Fußball-Analytiker des Landes benannt. Wie schneiden ARD/ZDF im Vergleich mit dem neuen Player RTL und dem etablierten Sky hier ab?

Unsere Jury

  • Reiner Calmund, ehemaliger Manager von Bayer 04 Leverkusen, moderierte danach bei RTL unter anderem «Big Boss»
  • Albrecht Schmitt-Fleckenstein, früherer «ran» und arena-Redaktionsleiter, jetzt bei thinxpool u.a. für die BBL-Übertragungen der Telekom verantwortlich
  • Lars Wallrodt, Fußballchef der WELT
  • Tobias Holtkamp, aktueller Chefredakteur von Transfermarkt.de. Wechselt im Februar zum Mediendienstleister Wige Media
  • Florian Hellmuth, Sport-Blogger (@chieff89)
  • Manuel Weis, Chefredakteur Quotenmeter.de, außerdem freier Sportjournalist
  • Timo Nöthling, Redakteur Quotenmeter.de, zuständig u.a. für den "Sport-Check"
Es ist das Geschäft hinter dem Geschäft. Das der gesprochenen Worte. Wenn Fußballer ihre Karriere an den Nagel hängen und sich dafür entscheiden, auch nach der aktiven Zeit im Haifischbecken Bundesliga mitmischen zu wollen, dann gibt es die Möglichkeit Trainer oder Scout zu werden; oder man heuert bei einem TV-Sender an (oder sie machen das eine, um später das andere zu erreichen). Die großen Sender suchen immer nach wortgewandten ehemaligen Spitzenathleten, die den Zuschauern Einblicke in Taktik der Trainer und Seele der Spieler geben. Gerade dieser Experten-Markt ist derzeit im Umbruch. Zum einen, weil immer mehr Bedarf besteht. Sport1 hat vor seiner ersten Saison als Europa League-Sender sein Portfolio an Experten kräftig aufgestockt, RTL hat in den Gefilden von Sky gewildert (und Lehmann und Freund geholt), das ZDF hat mit Simon Rolfes und Hanno Balitsch zwei ganz frische Akteure für seine Analysen hinzugewonnen.

Sky hingegen musste nach dem Weggang des langjährigen TV-Experten Matthias Sammer (im Sommer 2012) nun auch „Tiger“ Stefan Effenberg verabschieden, der vor einigen Wochen seinen ersten Cheftrainerposten in Paderborn antrat. „Kaiser“ Franz Beckenbauer trat im Zuge des Wirbels um das „Sommermärchen“ schon seit Wochen nicht mehr in der Expertenrolle auf. Stattdessen kommen mehr und mehr die jungen Wilden zum Vorschein, die sich auf andere redaktionelle Art und Weise in Vor- und Nachberichte einbringen, in dem sie etwa selbst Analysen zusammen schneiden.

Das Gesamtergebnis in Punkten

  1. Mehmet Scholl (Das Erste), 57 Punkte
  2. Oliver Kahn (ZDF) 48 Punkte
  3. Jens Lehmann (RTL) 44 Punkte
  4. Erik Meijer (Sky) 34 Punkte
  5. Steffen Freund (RTL Nitro) 31 Punkte
  6. Lothar Matthäus (Sky) 29 Punkte
  7. Christoph Metzelder (Sky) 22 Punkte
  8. Patrick Owomoyela (Sky) 19 Punkte
  9. Franz Beckenbauer (Sky) 18 Punkte
  10. Thomas Strunz (Sport1) 16 Punkte
Jeder der Juroren konnte seine persönliche Top10 wählen. Der jeweils Erstplatzierte erhielt für das Gesamtranking zehn Punkte, der Zweite neun usw.
Eine siebenköpfige Quotenmeter-Jury, bestehend aus Medien- und Sportjournalisten, einem Blogger und Reiner Calmund als Fußball-Schwergewicht, hat nun das ultimative Experten-Ranking erstellt. Dabei gingen die Meinungen mitunter ziemlich auseinander. In manchen Punkten herrschte aber auch Einigkeit. So vergab jeder Juror seine Höchstwertung, nämlich zehn Punkte, an einen arrivierten Experten. Mit vier Bestwerten war dem Fußball-Experten des Ersten Deutschen Fernsehens, Mehmet Scholl, dann auch der Gesamtsieg nicht mehr zu nehmen. Jeder der Jury-Mitglieder hatte ihn in die persönliche Top 10 gewählt. Tobias Holtkamp, der Chefredakteur von Transfermarkt.de bewertete den ehemaligen FC-Bayern-Kicker dabei noch am schlechtesten (Platz 8). „Scholl und Kahn sind schwer gehypt, haben auch immer etwas zu sagen, kommen in meinen Augen aber vor allem über ihre Namen und die große Bayern-Vergangenheit – zu selten über herausragende Inhalte,“ gab der Sportjournalist zu bedenken. Calmund hingegen gab offen zu, dass Scholl sein Liebling ist. „Er findet immer die richtige Mischung aus Fachlichkeit und Entertainment. Scholl ist witzig, er verliert aber nie den Ernst. Er wird nie kompliziert, kommt meist schnell auf den Punkt“, begründete der Ex-Leverkusen-Manager seine Wahl. Quotenmeter-Sportexperte Timo Nöthling lobte in diesem Zusammenhang Scholls Können „Sinn für Humor in treffende Aussagen zu verpacken und sich dabei nicht zu scheuen, auch mal kritisch“ zu sein. Der ehemalige Redaktionsleiter von «ran» und dem Fußball-Sender arena gab aber zu bedenken, dass Scholl durchaus abhängig von seinem Mit-Moderator sei, lobte dennoch seine authentische Art.

Mit einigem Abstand im Gesamtranking folgt ein weiterer Begleiter der deutschen Fußball-Nationalmannschaft, nämlich Oliver Kahn, der somit auch das Torwart-Duell mit seinem alten Wiedersacher Jens Lehmann gewinnt. Quotenmeter-Chef Manuel Weis empfiehlt Kahn aber noch Nachhilfe in Sachen Taktik-Analyse, während Reiner Calmund den ehemaligen Welttorhüter einen „elder Statesman“ nennt. „Was der Profi Kahn nie konnte, das kann der Experte“, sagt Calmund. Er verzeiht auch mal Fehler, spricht sie an, versucht die Perspektive der Aktiven zu sehen und zu verstehen. Dabei kann er durchaus fordernd sein,“ meint Calmund, dem Kahns Souveränität im ZDF gefällt. Wallrodt bezeichnete den Ex-Bayern-Keeper als "grummeligen Gegenspieler" von Scholl, während Kahn von Schmitt-Fleckenstein Lob für dessen Expertisen gibt. Aber: "Nur im Zusammenspiel mit Oli Welke sieht man auch den launigen, etwas kauzigen Kahn, der es aber so geschafft hat, eine Art eigene Marke zu werden", bewertet der Fernsehmacher.

Knapp dahinter folgt mit Jens Lehmann einer, der seit 2010 schon im TV als Experte auftritt. Lehmann begann als Sky-Experte bei der WM in Südafrika, trat später auch in Bundesliga und Champions-League-Sendungen auf. Seit knapp eineinhalb Jahren arbeitet er nun für RTL, begleitet dort Jogis Jungs. Von Quotenmeter-Chefredakteur Manuel Weis erhielt er für seine Auftritte dabei die Bestwertung: „Den früheren Ex-Nationalspieler macht seine Unkontrollierbarkeit so gut. Unvergessen, wie er bei Sky in einem Vorbericht über einen Spielerberater schimpfte, der sich in der MAZ zuvor für einen Film zur Verfügung gestellt hat. Lehmann geht gerne dahin, wo es weh tut und weiß wovon er redet. Ob sein Gang zu RTL und somit die Entscheidung das Bundesliga-Geschäft zu verlassen, wirklich gut war, muss er selbst beurteilen.“ Das Äußern von unpopulären Kommentaren ohne Rücksicht auf Verluste lobte auch Tobias Holtkamp, der den RTL-Mann auch in seinem persönlichen Ranking auf die Zwei wählte. Dass Lehmann als Experte grundsätzlich sehr gut funktioniere, meinte auch Blogger Florian Hellmuth, der den dritten Platz in seinem persönlichen Ranking aber damit begründete, dass Lehmann mit RTL-Moderator Florian König nicht so gut harmoniere. Der Fuballchef der WELT-Gruppe, Lars Wallrodt, meinte sogar, der Ex-Torwart käme charmant wie eine Kreissäge 'rüber. "Aber sein Wort hat Gewicht."


Etwas überraschend auf Platz vier geschafft hat es der erst seit 2012 auf diesem Gebiet arbeitende Erik Meijer Skys Taktik-Fuchs, dem Ex-«ran»-Chef Schmitt-Fleckenstein seine persönliche Bestwertung zukommen ließ. Der Holländer sei der Mann mit dem höchsten Unterhaltungs- und Mehrwert. "Außerdem funktioniert der unabhängig vom Moderator im Studio, das ist högschte Qualität," lobt der Fernsehmacher. Laut Blogger Hellmuth schaffe es Meijer, „Spiele für die Zuschauer verständlich aufzuarbeiten. Ist Kritik angebracht, spricht er diese offensiv aus.“ Das gelinge ihm, erstaunt Manuel Weis, trotz der Tatsache, dass er nie ganz oben auf Weltklasse-Niveau gespielt habe. „Sky sollte in der Bundesliga noch häufiger auf den Ex-Aachener setzen“, meint der Quotenmeter-Redaktionsleiter. Meijer ist somit der bestplatzierte Experte des derzeitigen Sky-Teams.

Auf Platz fünf - und somit auf einem sehr respektablen Platz - liegt Steffen Freund, der seine Karriere als Analyst am Sky-Topspiel-Tisch begann, dann als Co-Trainer zu Tottenham wechselte und inzwischen die EM-Qualifikation bei RTL Nitro – gemeinsam mit Markus Kavka – begleitet. Blogger Florian Hellmuth setzte in ihn seinem persönlichen Ranking auf Platz vier, weil er „unterhaltsam und analytisch“ sei. Manuel Weis bedauert, dass er bei RTL Nitro nur so wenige Auftritte habe.

Erst auf Position 6 folgt ein weiterer Experte, der bei dem Sender arbeitet, der mit Abstand die meisten Live-Fußball-Stunden bestreitet. Von Sky wurde insgesamt Lothar Matthäus am Besten bewertet; er landete zwar bei keinem der Juroren ganz oben, war aber immer wieder im oberen Mittelfeld dabei. Reiner Calmund begründete seinen dritten Platz für „Loddar“ im persönlichen Ranking damit, dass er immer genau hinhöre, wenn der Weltmeister analysiere. „Lothar besitzt einen sehr großen Erfahrungsschatz, hat ein phänomenales Netzwerk. Seine Wahrheiten schmerzen mitunter, aber es bleiben dennoch Wahrheiten“, meint Calmund, der respektvoll hinzufügt, dass nicht viele so viel Ahnung vom Fußball hätten wie Matthäus. Florian Hellmuth fehlt bei Matthäus hin und wieder das gewisse Etwas, während Lars Wallrodt die "mitunter intimen Einblicke in die Szene" des Sky-Experten lobte.


Platz sieben geht an den ehemaligen Verteidiger Christoph Metzelder, der bei Sky bei den Topspielen am Samstagabend gesetzt ist. "Hochseriös kommt er daher, aber mitunter nicht meinungsstark genug", urteilt etwa Lars Wallrodt. Metzelder habe Nachholbedarf in Sachen Unterhaltungswert, befindet auch Timo Nöthling, während Reiner Calmund den ehemaligen Real-Madrid-Star als „Diplomaten“ bezeichnete. Für Tobias Holtkamp ist Christoph Metzelder (bei ihm übrigens gemeinsam mit Marcell Jansen, der es nicht unter die Gesamt-Top-10 geschafft hat) einer der großen Aufsteiger. Sie „finden klare, kluge Worte und kennen die Generation Kopfhörer nicht aus gereinigten Interviews, sondern vor allem aus der Kabine.“

Die Nummer acht geht an Patrick Owomoyela. Der neue Europa League-Moderator, der in der Bundesliga und der Champions League von Sky weiter als Experte eingesetzt wird, erhielt von Timo Nöthling die meisten Punkte, wurde aber allgemein nur von drei Juroren überhaupt gewählt. Florian Hellmuth lobte den Ex-Dortmunder als „lockeren Typen, der Dinge auf den Punkt analysieren kann und Schmitt-Fleckenstein wünschte sich, Owomoyela demnächst einmal zu seinen Basketball-Übertragungen einladen zu können.

Franz Beckenbauer, der Ehrenpräsident des FC Bayern München, ist derweil nicht jedermanns Sache. Vier der Juroren wählten den „Kaiser“ gar nicht in ihre Top 10. Den neunten Rang hat Beckenbauer unter anderem der starken Bewertung von Lars Wallrodt zu verdanken. Er hätte Beckenbauer sogar auf seinen ersten Platz gesetzt, wäre da nicht die aktuelle Diskussion um den Erhalt der WM 2006. Bei Tobias Holtkamp landet die „Lichtgestalt des Fußballs" auf Platz 5, Quotenmeter-Chef Manuel Weis sah ihn auf seiner persönlichen Nummer 7, auch wenn sich der Kaiser mittlerweile doch ziemlich weit vom Fußball-Tagesgeschäft entfernt habe und er hin und wieder zugeben muss, den ein oder anderen Spieler nicht so genau zu kennen. Sein Charme - und natürlich das große Wissen über Fußball im Generellen - mache die ein oder andere Lücke im aktuellen Geschehen wett.

Auf Platz zehn folgt mit Thomas Strunz der erste Experte des Privatsenders Sport1. Holtkamp lobte den ehemaligen Bayern-Profi für seine spannenden Perspektiven und weil der das Bundesliga-Geschäft nicht nur aus Spieler-, sondern auch aus Manager- und Beratersicht kennt. Lars Wallrodt lobte seine seriösen Analysen, die er tätige, "ohne ins Schwadronieren" zu kommen, Blogger Florian Hellmuth attestierte ihm eine zuweilen etwas arrogante Art. Er schaffe es aber, so Hellmuth, im «Doppelpass» oder der «Spieltagsanalyse» eine sachliche und gute Diskussion anzuregen.

Ebenfalls genannt, aber mit insgesamt zu wenigen Punkten für die Top10 versehen sind Analytiker wie Didi Hamann oder auch Ex-Champions League-Sieger Ottmar Hitzfeld. Der Mann, der 2014 die Schweiz bei der WM trainierte, bekam von Tobias Holtkamp sogar zehn Punkte für Platz eins in dessen persönlichem Ranking. „Wenn Ottmar Hitzfeld spricht, schweige ich. Klare Meinung, auf den Punkt formuliert, gepaart mit XL-Erfahrung und XL-Erfolgen – das macht den stärksten Experten aus“, meint der Chef von Transfermarkt.de.

Lesen Sie auf der nächsten Seite: Alle Einzelbewertungen und -begründungen in voller Länge.

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