Hingeschaut

«Die Reisechecker»: Ware von der Stange

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Am Mittwoch präsentierte RTL seine neue Show Die Reisechecker. Joachim Llambi führte mit seinen Gästen Verona Pooth, Kaya Yanar, Christine Henning und Angela Finger-Erben durch altbekannte Fallen im Urlaub.

So überstrapaziert sich eine Sendung über Urlaub und Reisen anhören mag, im deutschen Fernsehen gibt es nur wenige Formate, die sich mit dem Thema „Fallen im Urlaub“ auseinandersetzen. Egal, ob «Der Montags-Check» in der ARD oder «Urlaubs-Check» im NDR, auf Betrug oder Abzocke wird selten eingegangen. Zumal gerade im ARD-Ratgeber Urlaubsorte nur einen Teil des Formats darstellen. Das ist beim NDR zwar anders, trotzdem: Auf mögliche negativen Erfahrungen im Urlaub wird in diesen Sendungen nicht hingewiesen. Vielmehr werden dort Reiseziele auf ihre Eigenschaften geprüft. Welche Restaurants und Bars gibt es vor Ort? Welche Erlebnis-Möglichkeiten bestehen? Was macht dieses Urlaubsziel so besonders? Das erinnert weniger an einen Ratgeber, als an eine Werbesendung. Sonnenklar TV lässt grüßen.

Ein etwas anderes Format, aber ähnlich von seiner Zielsetzung ist «Auf 3 Sofas durch…» auf EinsPlus. Die an die jüngeren Zuschauer gerichtete Sendung präsentiert Städte und ihr Nachtleben in ganz Europa. Ziemlich hip wird hier gezeigt, wie günstig eine Reise nach Prag oder Rom sein kann, wenn man kein Problem damit hat bei Fremden auf der Couch zu pennen. Dafür gibt es interessante Einblicke in die Bar- und Clubszene der jeweiligen Stadt. Vor möglichen Gefahren wird aber auch hier nicht gewarnt. Europa ist eben eine einzige Partyzone, in der sich alle lieb haben.

Natürlich gibt es in zahlreichen Boulevard-Magazinen Hotel- oder Reise-Checks. Zum Beispiel bei «taff», wo junge Reisebegeisterte für den Zuschauer die Reinlichkeit der Hotels auf Mallorca testen. Eine Abendfüllende Show sucht man hingegen vergebens. Deshalb soll «Die Reisechecker» auch diese Lücke im Deutschen Fernsehen schließen. Eine Sendung, die sich ausschließlich über die Gefahren im Urlaub widmet? Klingt zunächst nach einer guten Idee. Und tatsächlich, die Idee ist bei «Die Reisechecker» bestimmt nicht das Problem. Nein, vielmehr ist es die Vermittlung des Ganzen, welche die Sendung nach spätestens einer halben Stunde abschmieren lässt.

Verona Pooth: „Wieso heißt das denn auf Kreta, das ist doch eine Insel?“
Joachim Llambi: „Ja eben.“
Verona Pooth: „Aber es heißt doch auch ‚Ich war in Verona‘.“
Joachim Llambi: „Ja, aber das hat nichts mit Reisen zu tun.“

Ähnlich niveauvoll geht es weiter. So werden unter anderem die witzigsten Gerichte auf ausländischen Speisekarten gezeigt und belustigt konstatiert, dass man besser nicht das „Fleisch bumst“. Willkommen bei «Die Reisechecker». Nach einem zehnminütigen Einspieler was denn nun besser sei, Wohnmobil oder Zelt, wird das Resümee gezogen: „Das ist wohl Geschmacksache“. Ehrlich jetzt? Das wohl größte Problem von «Die Reisechecker» ist, dass kaum etwas Neues präsentiert wird. Der Weg zum Strand beträgt nicht 100, sondern 850 Meter und Bilder werden für den Katalog geschönt. Alles altbekannt. Immerhin warnt ein Fachmann vor Online-Rezensionen. Viele würden von sogenannten Reputations-Managern erstellt, um die Bewertungen zu pushen. Dann gibt er Tipps, woran man falsche Rezensionen erkennen kann. Diese Informationen besitzen einen Wert.

Hinzu kommt die absolut beliebige Präsentation des Gezeigten. Das Studio zeigt keinerlei Unterschiede zu anderen RTL Shows auf. «Die Chartshow», «Mario Barth deckt auf» oder eben «Die Reisechecker», das alles gleicht sich wie ein Ei dem anderen. Als Krönung gibt’s Lacher vom Band. Bei Live-Publikum wohlgemerkt. Nein, es ist nicht das Format, welches «Die Reisechecker» abstürzen lässt. Es ist die völlig lieb- und ideenlose Präsentation. Zu wünschen bleibt, dass sich ein Sender diesem Thema einmal ernsthaft nähert. Denn wie schon gesagt: Ein Bedarf besteht.

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