Welche Radio-Verantwortlichen sich gegenüber Quotenmeter.de äußerten
- Uli Frank, Musikchef SWR3
- Ina Tenz, Programmdirektorin radio ffn
- Robert Morawa, Musikchef BAYERN 3
- Tanja Ötvös, Head of Music Radio Hamburg
- Axel Barton, Redaktionsleiter Musik ANTENNE BAYERN
- Christoph Lindemann, Musikchef PULS
Wie kaum eine andere Komposition polarisiert das von George Michael geschriebene Lied jedoch. Häufig beklagen Radiohörer unter anderem, wie früh im Jahr Stationen „Last Christmas“ erstmals spielen. Obwohl das Lied bereits Mitte November auf ausgewählten Radiosendern allgegenwärtig wirkt, stehen die Musikchefs großer deutscher Radio-Stationen ganz unterschiedlich zum Lied, das es seit 1997/1998 jedes Jahr unter die Top 50 der Charts schaffte. Dies beginnt mit der Vorgehensweise, wann es „Last Christmas“ im Jahresverlauf erstmals ins Radioprogramm schafft. Quotenmeter.de sprach mit Antenne Bayern, SWR3, Radio ffn, PULS, Bayern 3 und Radio Hamburg, um die verschiedenen Herangehensweisen der Sender zu identifizieren.
Am frühesten widmet sich im Kreise der gefragten Sender Radio Hamburg der Pop-Ballade. Schon am 23. November 2015 ertönte das Lied in der Hansestadt und Umgebung erstmals, erklärt Radio Hamburgs Head of Music Tanja Ötvös. Sonst ist sich der Rest der angefragten Sender relativ einig: SWR3 spielt das Lied ab Anfang Dezember im Rahmen seiner Rotation von Weihnachtshits, Bayern 3 und Radio ffn setzen ab dem ersten Advent auf „Last Christmas“ und andere Weihnachtssongs.
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"Last Christmas" ist derart totgespielt, dass es von unserer Zielgruppe mehrheitlich ironisch wahrgenommen wird.
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PULS-Musikchef Christoph Lindemann
Ein deutlich positiveres Verhältnis unterhält BR-Kollege Robert Morawa zum Pop-Song. „Advent und Weihnachten ist eine Zeit der liebgewonnen Traditionen. Da gehört auch dieser Song dazu. Es ist sicher kein Zufall, dass der Song Jahr für Jahr wieder in die Single-Charts einsteigt“, findet der Bayern 3-Musikchef, der allerdings relativierend hinzufügt: „"Last Christmas" ist ja auch nicht der einzige Weihnachtshit, der jedes Jahr wieder gespielt wird. Genauso könnte man fragen, warum jedes Jahr an Weihnachten wieder ein Baum aufgestellt wird…“
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„Der Song hat sich im Laufe der Jahre als Gassenhauer für Weihnachten etabliert, obwohl es eine ganze Reihe Songs gibt, die deutlich mehr Weihnachtsstimmung transportieren.
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SWR3-Musikchef Uli Frank
Ganz objektiv betrachtet Antenne Bayerns Axel Barton die immer wieder neu aufkeimende Beliebtheit von „Last Christmas“ und sieht dabei nicht nur die Abhängigkeit von der Jahreszeit, sondern auch eine psychologische Komponente. „Es gibt in der Geschichte der Popmusik der letzten 20 bis 30 Jahre einige typische saisonale Songs, die eine hohe emotionale Bedeutung für die Hörerschaft haben und die sehr prägnant mit einer bestimmten Zeit des Jahres verknüpft sind. Dazu gehört Kate Yanais „Summer Dreaming“ für die Sommerzeit genauso wie eben „Last Christmas“ von Wham zur Weihnachtszeit.“ Diese Titel seien, so Barton, „mit bestimmten Erinnerungen und Gefühlen verknüpft, die – wenn sie zu einer ähnlichen Zeit des Jahres gespielt werden – diese abrufen und den Hörern ein gutes Gefühl geben.“
Die Chartplatzierungen von "Last Christmas"
- 2010/2011: 23 (6 Wochen in den Charts)
- 2011/12: 25 (7 Wochen)
- 2012/13: 26 (5 Wochen)
- 2013/2014: 30 (5 Wochen)
- 2014/2015: 19 (5 Wochen)
Auch SWR3s Uli Frank achtet explizit darauf, das Weihnachtslied seinen Zuhörern nicht zu früh näherzubringen. „Auf keinen Fall würden wir den Song bereits im Herbst ins Programm nehmen.“ Es genüge, ihn in den letzten Wochen vor Weihnachten spielen zu lassen. Franks Ansicht nach gibt es jedoch ohnehin eine „breite Palette von Weihnachtssongs, die sich breiter Popularität erfreuen“, so der Musikchef des öffentlich-rechtlichen Senders. Vorsicht lässt auch Axel Barton walten. Der Musikredaktionsleiter des meistgehörten Senders in Deutschland gibt an, dass es für Antenne Bayern grundsätzlich jedes Jahr aufs Neue wichtig sei, den Hörern die Weihnachtstitel zu liefern, die sie lieben. „Dass manche dieser Songs ein höheres Polarisierungspotential besitzen, berücksichtigen wir in der täglichen Musikplanung.“
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Es stimmt, dass der Song nicht nur Fans hat. Der Vorteil, wenn ich den Song nicht mag: Nach Dezember ist auch wieder Schluss.
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BAYERN3-Musikchef Robert Morawa
Um ihren Hörern nicht Lieder zu servieren, denen selbige nicht positiv gegenüberstehen, bedienten sich einige Sender in den vergangenen Jahren auch der Strategie, ihr Publikum entscheiden zu lassen, ob polarisierende Lieder wie „Last Christmas“ überhaupt gespielt werden sollen und wie frequentiert. Schon im Oktober fragte Bayern 3 im Rahmen einer Morningshow seine Zuschauer, ob „Last Christmas“ bereits gespielt werden solle. Zum Wintereinbruch 2015 hin verzichten die sechs gefragten Sender jedoch auf größere Aktionen oder Hörervotings. Bayern 3 und Antenne Bayern verneinten, auch SWR3 gab an, keine Aktionen diesbezüglich zu planen. Der Song rage auch nicht aus der von der Musikredaktion bestückten Weihnachtsliste heraus, so Uli Frank, während Radio ffns Ina Tenz betonte, dass der Titel einfach dazu gehöre. Vergangenes Jahr habe man bei Radio Hamburg die Hörer bestimmen lassen, ab wann der Titel gespielt wird, aber „dieses Jahr läuft der ‘einfach so‘ mit, sagt Tanja Ötvös.